Der Vorstand informiert 1. Wie der Ausgabe 01-2010 unseres Infoblattes zu entnehmen ist, hatte
sich der Vorstand in einem Brief an den Kultusminister des Landes M-V gewandt.
Uns ging und geht es um die weitere Zusammenarbeit mit dem
Historisch-Technischem Museum (HTM), sowie um die zukünftige inhaltliche
Gestaltung der Peenemünder Geschichte im HTM.
Am
15. Juni war es dann so weit. Der Beauftragte des Ministers, Herr Mothes, traf
sich mit uns zu einem persönlichen Gespräch über unser Anliegen. Dabei waren,
Herr Gericke, Geschäftsführer des HTM und die Mitglieder des Vorstandes die
Herren Schmidt, Felgentreu, Hübner, Frenzel und Saathoff. Das
Gespräch fand einer offenen und sachlichen Atmosphäre statt. In nachfolgenden
Punkten wurde Übereinstimmung erziel: 1. Das Museumskonzept wird langfristig überarbeitet und
der technischen Seite mehr Beachtung geschenkt. Das HTM wird dieses Feld
stärker besetzen. Die Darstellung der Peenemünder Geschichte vor 1935 und nach
1945 soll stärker weiterentwickelt werden. 2. Es besteht Übereinstimmung darin, dass unser Verein in
die Erarbeitung des neuen Konzepts aktiv und auf der Grundlage unserer
Vereinssatzung, in die praktische Arbeit des Museums einbezogen wird. 3. Es wird ein Plan der Zusammenarbeit zwischen HTM und
Verein erarbeitet. 2. In Auswertung des Gesprächs mit Herrn Mothes fand am 05. Juli eine
Vorstandssitzung mit Herrn Gericke als Gast statt. Hier
wurde nochmals von Herrn Gericke bekräftigt, dass eine enge Zusammenarbeit mit
unserem Verein erwünscht ist. Es wurde beschlossen, eine gemeinsame
Vereinbarung über die weitere Zusammenarbeit mit dem HTM zu erarbeiten. Zur Information: Der Entwurf einer Absichtserklärung für die
zukünftige Zusammenarbeit wurde uns am 21. Juli vom HTM übergeben. 3. Wie bereits im letzten Infoblatt berichtet, haben Vorstandsmitglieder
unseres Vereins an den Beratungen der Bürgerinitiative (BI) gegen den
Deichrückbau teilgenommen. Als Gast hatte die BI den Umweltminister des Landes
M-V, Herrn Backhaus, eingeladen. Leider
musste die BI feststellen: „Seitens der
Befürworter und Initiatoren für den Deichrückbau ist nicht die geringste
Bereitschaft zu echten Kompromissen zu erkennen.“ Darum hat der Vorstand
der BI beschlossen alle weiteren Gespräche abzubrechen. In einer
Presseerklärung vom 01.07.2010 hat die BI festgestellt: „Im Laufe der Gespräche wurde versucht,
der BI – halbherzig zurückgenommen – eine Verantwortung für eine mögliche
Verzögerung des Riegeldeiches zuzusprechen, der als Lückenschluss für den
Hochwasserschutz unter den Vorrangvorhaben des Küstenschutzes bis 2014 im
aktuellen Regelwerk Küstenschutz aufgeführt ist und nachträglich mit dem
Projekt Cämmerer See verknüpft wurde. Mit aller Deutlichkeit betont die BI,
dass für eine mögliche Verzögerung die Initiatoren des Ausgleichflächenpools
die Verantwortung tragen und nicht die BI selbst, denn dass das Verfahren nicht
reibungslos verläuft, dürfte allen Beteiligten klar sein. Darüber hinaus gab es Versuche, die BI
für eine Informationstätigkeit gegenüber der Bevölkerung im Sinne des Projekts
Cämmerer See zu gewinnen, gewissermaßen zu instrumentalisieren. Zahlreiche Ungereimtheiten im Umfeld des
Projektes sprechen für die Auffassung der BI, dass hier mit Macht ein Vorhaben
gegen den geschlossenen Willen der Bevölkerung durchgesetzt werden soll. Die Gemeindevertretung Peenemünde wurde
seitens des Landes unverhüllt dazu gedrängt, nichts gegen den Deichrückbau zu
unternehmen. Der BI hat den Auftrag der Bevölkerung
zu erfüllen, den Deichrückbau zu verhindern. Wir haben angesichts fehlender
Kompromissbereitschaft in der Sache sowie Versuchen, uns im Interesse der
Befürworter eines Deichrückbaus zu instrumentalisieren, keine andere Wahl
gesehen, als die Gespräche abzubrechen und uns auf die Einwendungen im
Planfeststellungsverfahren zu konzentrieren. Nur darin sehen wir jetzt eine
Chance und werden mit guten Argumenten in das Verfahren gehen.“ (Auszug
aus der Presseerklärung) Der
volle Wortlaut ist unter www.kein-deichrueckbau-usedom.de nachzulesen. K.
F. Zum 115. Geburtstag von Prof. Dr.-Ing.
e. h. Walter Dornberger
Am 06. September 1895 wurde Walter
Dornberger in Gießen geboren. Er besuchte das dortige Realgymnasium. Nach dem
Abitur trat er am 06. August 1914 als Fahnenjunker in das
Fußartillerie-Regiment Nr. 3 in Mainz ein. Im Oktober 1918 gerät Leutnant
Dornberger in französische Gefangenschaft, aus der er erst im März 1920
zurückkehrt. Walter Dornberger wird in die Reichswehr übernommen. Er fällt
durch seine überdurchschnittliche technische Begabung auf und wird Ende der
20er Jahre auf Kosten der Reichswehr zu einem Maschinen-baustudium an der
Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg abkommandiert. 1930 besteht er das
Staatsexamen mit Auszeichnung. Der Leiter des Heereswaffenamtes, General
Becker, holt Walter Dornberger in sein Amt und beauftragt ihn mit dem Aufbau
der Raketenentwicklung. 1935 promoviert er mit einer raketentechnischen
Dissertation (Beitrag zur Kreiselstabilisierung von Raketen). Da das Thema
geheim ist, kann seine Arbeit nicht veröffentlicht werden. Walter Dornberger
erhält aber den Titel eines „Dr.-Ing. e. h.“. Am 24.07.1935 wird er als Major
zum Abteilungschef des Heereswaffenamtes berufen. Damit war er verantwortlich
für die Entwicklung von Flüssigkeitsraketen. Ihm unterstand die Versuchsstelle
Kummersdorf. Zu seinen engsten Mitarbeiter gehörte bereits der neunzehnjährige
Wernher von Braun. Zwischen beiden beginnt eine dreizehnjährige fruchtbare
Zusammenarbeit. Am 01. Juni 1938 wird Walter
Dornberger zum Oberstleutnant und am 01. August 1940 zum Oberst befördert. Da
Kummersdorf für weitere Raketenversuche zu klein wurde, verlegte die Abteilung
„Wa Prüf W“ des Heereswaffenamtes nach Peenemünde. Unter Leitung von Walter
Dornberger wurde die Heeresversuchsanstalt Peenemünde aus dem Boden gestampft.
Der stolzeste Tag seines Lebens war der erfolgreiche Start einer A 4 am 03.Oktober
1942 auf eine erreichte Höhe von fast 90 km. Es ist der Tag, „der ein neues
Zeitalter der Raketenentwicklung einläutete“. Oberst Dornberger rückte am 01.06.1943 als
Generalmajor mit 47 Jahren in die Generalität auf. Im September 1943 wird er zum
„Beauftragten für besondere Versuche“ ernannt. Gleichzeitig konnte er den
geistigen Wegbereiter der modernen Raketentechnik, Prof. Hermann Oberth, als
Mitarbeiter in Peenemünde begrüßen. Am 29. Oktober 1944 wurde er, inzwischen
Generalleutnant geworden, für seine Verdienste mit dem Ritterkreuz zum
Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern ausgezeichnet.
Am 02. Mai 1945 ging er
zusammen mit Wernher von Braun in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach
einem Prozess gegen ihn, kam er in britische Gefangenschaft. Nach seiner
Entlassung ging er in die USA. Hier beriet er die US Air Force in Fragen der
Raketenentwicklung. Er wurde Vizepräsident der Firma Bell Aero Systems und
Leiter der Forschungsabteilung bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1970. Er
arbeitete an Raketenprojekte, u. a. der X 15 und dem Raumtransporter mit. 1955 wurde er amerikanischer
Staatsbürger. Prof. Dr.-Ing. e. h. Walter
Dornberger starb am 26. Juni 1980 während eines Deutschlandaufenthaltes. Was zeichnete Walter
Dornberger aus? Das war das Verhältnis zu seinen Mitarbeitern. Er setzte sich
für sie ein und konnte so eine Mannschaft raumfahrtbegeisterter Männer um sich sammeln, mit denen er in
erstaunlich kurzer Zeit Erfolge errang, deren Bedeutung erst in späteren Jahren
voll erkannt wurde. Walter Dornberger selbst schreibt rückblickend über seine
Arbeit in Peenemünde: „Ein wohl in der
Geschichte moderner Technik einmaliger Geist der Zusammengehörigkeit, ja des
Fanatismus für die aufgegriffene Aufgabe, verband leitende Angestellte und
Belegschaft. Kein Rückschlag konnte daran etwas ändern. Immer wieder wurde nach
neuen Mitteln und Wegen gesucht, um der auftretenden unvermeidlichen
Schwierigkeiten Herr zu werden. In Peenemünde wurde zum ersten Mal das
wegweisende Muster eines modernen technischen „Teams“ verwirklicht, das zur
Lösung der der Menschheit bevorstehenden großen Aufgaben im Weltraum eine so
notwendige Voraussetzung ist“. 1984 wurde in der Nähe seiner
Geburtsstadt Gießen die erste Stellung mit Flugabwehrraketen Patriot der US
Army Europa nach Walter Dornberger benannt. Die US Army nutzte diese Stellung
bis 1991. 1952 wurde sein Buch „V 2 –
Der Schuss ins All“ veröffentlicht und 1981 seine Neuausgabe „Peenemünde – Die
Geschichte der V – Waffen“. K. F. Peenemünde ab 1945 Das Anliegen unseres Vereins
war und ist auch die Erforschung der Peenemünder Geschichte von 1945 bis zur
Gegenwart. Bei der Erarbeitung dieses Artikels ist mir aufgefallen, dass über
die Zeit von 1945 bis 1950 sehr wenig bekannt ist. Ich glaube daher, dass es an
der Zeit ist, sich diesen Zeitabschnitt bei der Fortschreibung der Peenemünder
Geschichte vorzunehmen. Ich möchte die Betrachtung in folgende Zeitabschnitte
einteilen:
Zu 1. Peenemünde wird evakuiert
Am 31. Januar 1945 kam der Befehl zur
Evakuierung Peenemündes. Ein ganzes Werk, Maschinen, Berge von Akten, Tausende
von Angestellten und ihre Familien mussten umgesiedelt werden. Der größte Teil
wurde auf Lastwagen verladen, ein Zug stand zur Verfügung, sowie einige Schiffe
und Lastkähne. Vielen ehemaligen Peenemündern ist diese Zeit in tiefer
Erinnerung geblieben. Am 14. Februar 1945 erfolgte
der letzte Abschuss einer A 4 in Peenemünde. Am 17. Februar 1945 begann
der große Umzug in den Harz, nach Bleicherode und Richtung Schleswig-Holstein.
Walter Dornberger bezog sein neues Hauptquartier in Bad Sachsa. Der Windkanal
wurde in der neu gegründeten „Wasserbau-Versuchsanstalt Kochelsee“ erneut
aufgebaut. Das Personal vom Prüfstand VII unter Dr. Debus verlagerte mit allen
Mitteln, die für einen Raketenabschuss nötig waren, in die Gegend von Cuxhaven.
Wernher von Braun verließ Peenemünde Anfang März 1945. Im April 1945 war der
letzte Mitarbeiter von Peenemünde abgezogen. Die Rote Armee erreichte am
04. Mai 1945 die Insel Usedom und besetzte kampflos Peenemünde. Zu 2. Nutzung Peenemündes durch die
sowjetischen Streitkräften und Demontage
Teile
der Truppen der 2. Belorussischen Armee unter dem Befehl von Major Anatoli
Wawilow waren die ersten, die Peenemünder Boden betraten. Sie fanden nur noch
wenige Angehörige der Peenemünder Versuchsstelle vor. In
den ersten Wochen nach dem Sieg wurde Peenemünde Versuchsgelände für
sowjetische Raketenspezialisten. So soll u. a. Sergej Koroljow, der sowjetische
Raketenspezialist, hier gewesen sein. Aus noch vorhandenen Einzelteilen wurde
eine A 4 zusammengebaut. Der Prüfstand IX wurde von den Spezialisten in den
ursprünglichen Zustand versetzt und detailliert fotografiert und skizziert.
Danach erfolgte bis 1948 der systematische
Abbau und Abtransport der noch verbliebenen Anlagen in die Sowjetunion. Eine
Gruppe des Alliierten Kontrollrates, bestehend aus amerikanischen, englischen
und französischen Offizieren besuchte im Frühjahr 1948 Peenemünde. Dieser
Besuch beendete die Demontage. Der Befehl zur Sprengung der verbliebenen
Anlagen der HVA wurde gegeben und akribisch ausgeführt. Leider wurden auch
intakte Gebäude gesprengt wie Wohnhäuser und ein Hospital. Das ehemalige
Sauerstoffwerk hielt jedoch den Sprengungen stand und ist heute eine
denkmalgeschützte Ruine. Bis zum Sommer 1946 fuhr noch die moderne S-Bahn. Dann
wurden sämtliche Stahlmasten, Oberleitungen und Maschinen als
Reparationszahlung in die Sowjetunion transportiert. Herbert Lucht, unser
ehemaliges Vorstandsmitglied nahm 1946 seine Arbeit in der Arbeitsgemeinschaft
(AG) Peenemünde als Schlosser und Dreher auf. Er schreibt in seine Erinnerungen
(Auszüge):
„In dieser AG
wurden Artikel für Haushalt und Gewerbe hergestellt. Kochtöpfe, Wassereimer,
aber auch Geräte für die Küstenfischerei, sowie Reparaturen an Fahrzeugen
gehörten zu unserem Fertigungsprogramm. Das Gebäude der HVP stand unter
Aufsicht der Roten Armee und unserer AG. Viele Aufträge hatten wir für die
Besatzungsmacht zu erbringen. Unter Leitung eines sowjetischen Hauptmanns
Saizew und eines Majors Palekin mussten deutsche Arbeiter alle Raketenteile,
die im Gelände verstreut herumlagen, einsammeln und auf einem freien Platz vor
dem Hauptmagazin transportieren. Dort wurden sie zu einem A 4 zusammengebaut.
Beide Offiziere beherrschten perfekt die deutsche Sprache. Nach der Montage
erschien eines Tages eine Kommission von Ing.-Offizieren. Sie waren mit
Skizzenblöcken, Fotoapparaten und weiteren technischen Hilfsgeräten
ausgerüstet, um alle Baugruppen der Rakete bis ins Detail aufzunehmen. In den ersten Monaten fuhr noch die moderne Werkbahn
von Zinnowitz nach Peenemünde. Sie wurde erst im Sommer 1946 außer Dienst
gestellt, weil mit dem Abriss der Oberleitungen begonnen wurde. Danach wurden
die Stahlmasten entfernt. Alle Teile wurden gleich abtransportiert. Nunmehr
wurde der Bahnbetrieb mit Dampfloks und altertümlichen Personenwagen
bestritten. Im Juni 1946 wurden alle noch vorhandene ehemaligen Kollegen der
Versuchsstelle zusammengeholt und vor der Werkstatt EW zum Prüfstand IX
beordert. Wir sollten den stark beschädigten Prüfstand IX wieder in den
Urzustand herrichten. Auf dem Prüfstand begann nun eine rege Tätigkeit. Ein
Konstruktionsbüro wurde eingerichtet. Deutsche Ingenieure und russische
Ing.-Offiziere, unterstützt von vielen technischen Zeichnern, fertigten
technische Zeichnungen an. Der Prüfstand wurde von allen Seiten zu Papier
gebracht und aus allen Stellungen fotografiert.
Ende August
erschienen Vertreter vom „Internationalen Kontrollrat“, um die
Durchführungsbestimmungen des Potsdamer Abkommens zu prüfen. Amerikanische,
englische und französische Offiziere schwärmten durch das Gelände und nahmen
alle Anlagen in Augenschein. Im Sommer 1947 wurde unsere Werkstatt vom Prüfstand IX
nach Karlshagen verlegt. Hinter dem Wirtschaftsgebäude
des VKN-Lagers, in die Garagen und Kfz-Werkstätten zogen wir ein. Auf dem
Gelände liefen die Demontagen auf vollen Touren. Die Hallen wurden total
ausgeräumt. Sämtliche Rohrleitungen und E-Kabel wurden ausgebuddelt. Waren die
Hallen ausgeräumt, wurden die Krananlagen, einschließlich Hallenträger
demontiert. Ende 1947 ist es mir gelungen eine andere Arbeit zu finden. Nachdem
dieses Kommando in Peenemünde alle Gebäude und Anlagen, vorwiegend im Werk Ost
und Süd gründlich zerstört hatte, zog es ab. Auf dem Gelände von Peenemünde –
West wurde ein russisches Marineflieger – Geschwader stationiert. Dieses
Geschwader verblieb bis etwa 1959/60 dort“. Im Oktober 1945 begann die
Demontage der Kraftwerkseinrichtung. Wegen der kritischen Energielage wurde
auf Beschluss der sowjetischen
Kommandantur nur die Hälfte demontiert. Mit einer Maschine und zwei Kesseln
wurde ab Februar 1946 die Stromversorgung fortgesetzt. Mit Beginn der 50er
Jahre bis 1954 wurde das Kraftwerk erheblich erweitert. Erst am 01. April 1990
stellte es die Energieversorgung ein. Gegenwärtig dokumentiert eine
interessante Foto- und Dokumentenausstellung im HTM den Aufbau des Kraftwerkes.
Das Kraftwerk Peenemünde ist das größte technische Denkmal des Landes M-V. Zu 3. Übernahme des Hafens (Peenemünde im Wandel der Zeit, Axel Dietrich, 2007) Den Hafen übernahm im Herbst
1950 die Seepolizei. 1951 begannen Bauarbeiten für den Aufbau einer
Flottenbasis Ost. Die
Hafenanlagen wurden ausgebessert, feste Unterkünfte und weitere zusätzliche
Gebäude wurden errichtet. Im Zuge des Aufbaus der NVA löste man 1956 die
Flottenbasis Ost auf und gründete den ersten operativen Verband, die 1.
Flottille. Dieser Verband wurde am 01. Dezember 1956 in die NVA integriert. Am
04. November 1960 wurde den Seestreitkräften der Name „Volksmarine“ verliehen.
Der 1. Flottille in Peenemünde waren 12 Minen- und Räumschiffe, 12
Landungsschiffe, 8 Küstenschutzschiffe, mehrere Versorger, Tanker und Schlepper
unterstellt. Der größte Teil der Schiffe, die ab 03. Oktober 1990 der
Bundesmarine unterstanden, wurden bis Dezember 1990 außer Dienst gestellt. Am
16. Oktober 1990 lief erstmalig ein Verband der „alten“ Bundesmarine im
Marinehafen Peenemünde ein. Am 21. März 1996 wurde in
Peenemünde letztmalig die Dienstflagge der Volksmarine niedergeholt. Zu 4. Übernahme des Flugplatzes durch ein sowjetisches
Jagdfliegergeschwader Auf dem Flugplatz
Peenemünde-West war von 1948 bis 1958 ein sowjetisches Jagdfliegergeschwader
stationiert. Auch hier wurden vorher die
Anlagen des Flugplatzes demontiert und die Gebäude gesprengt. Verschiedene
Flugzeugtypen waren in dieser Zeit stationiert. So z. B. Jak 9, MiG 15 bis 1951
und MiG 17 F /PF ab 1956, sogar MiG 19 ab 1956. Für die Gefechtsausbildung der
sowjetischen Flieger wurde die vorhandene Start- und Landebahn genutzt. 1958
verlegten die sowjetischen Fliegerkräfte. 1958/59 wurde eine neue Start- und
Landebahn gebaut. Im Rahmen dieser Baumaßnahmen beseitigte man die Reste der
noch übrig gebliebenen Gebäude von Peenemünde-West. Im März 1961 verlegte das
erste Vorauskommando des Fliegertechnischen Bataillons 9 zum Flugplatz. Am 16.
Mai 1961 erfolgte dann die offizielle Verlegung des Fliegergeschwaders 9 von
Drewitz nach Peenemünde. Bis 1989 wurden hier die Die Flugzeugtypen MiG 15 UTI,
MiG 17 F und PF, alle Varianten der MiG 21 sowie die MiG 23 geflogen. Später
kamen die Typen IL 28 und L 39 der Zieldarstellungskette 33 dazu. Mehrfach
wurde der Flugplatz im Laufe der Jahre modernisiert. Am 26. September 1990 fand
der letzte Flugdienst des JG 9 in Peenemünde statt. Am 03. Oktober 1990 hört
das JG 9 auf zu existieren.
Zu 5. Peenemünde nach 1989 Am 02. Dezember 1989 war das
Sperrgebiet Peenemünde nach 50 Jahren wieder für jedermann zugänglich. Die Entwicklung Peenemündes nach 1989 war und ist ein komplexer Prozess. Von 1936 bis 1945 existierte das Dorf nicht mehr – seine Bewohner wurden ausgesiedelt. Nach 1945 wurden das Ortsbild und die Einwohnerstruktur durch das Kraftwerk und den Marinestützpunkt geprägt. Heute gibt es viele leer stehende Gebäude, die zu Ruinen verkommen sind. Dafür hat Peenemünde die größte Museumsdichte des Landes pro Einwohner in M-V. Haupanziehungspunkt für Besucher sind das HTM und der Hafen mit
U-Boot. Der Flugplatz ist
privatisiert und wurde Verkehrslandeplatz. Rundflüge über Usedom können von
hier aus gestartet werden. Die Reste des Prüfstandes VII liegen in einem
munitionsverseuchtem Gebiet und sind der Öffentlichkeit nicht zugängig. Die
Ruine des Sauerstoffwerkes hat das Interesse für ein Museum geweckt. Sollte der
Deichrückbau Cämmerer See Wirklichkeit werden, dann hat das sicher auch
Auswirkungen auf die Denkmallandschaft Peenemünde. Wenn man nun abschließend die
von mir genannten Abschnitte zusammennimmt, wird jedem klar, dass es für die
Erforschung und Dokumentation der Ereignisse nach 1945 bis zur Gegenwart noch
viel zu tun gibt. K.F. Visionäre in Peenemünde – Wege in die
Zukunft? Das Team um Wernher von Braun
hat sich, außer mit der Entwicklung der A 4, in geheimer Arbeit auch mit
anderen Projekten befasst. Sie dachten über die A 4 hinaus, als sie den
Prüfstand VII in Peenemünde bauten. Während die A 4 einen Standschub von 25 t
entwickelte, war P VII für Standläufe mit einem Schub von 100 t und mehr
ausgelegt. Noch bevor die A 4 überhaupt abhob, plante diese „geheime“
Projektgruppe bereits jene Raumschiffe, von denen Wernher von Braun träumte. Die A 9 sollte ein
Flügelgleiter sein – der nächste Schritt zum bemannten Raumflug. Marsha Freemann schrieb dazu
in ihrem Buch „Hin zu neuen Welten“: „Tests
im Windkanal von Dr. Hermann hatten 1940 gezeigt, dass sich die Reichweite der
A 4 dadurch verdoppeln ließ, wenn man sie mit Flügeln ausrüstete. Die A 4b,
eine A 4 mit Flügeln, wurde als Zwischenschritt zur transatlantischen A 9
entwickelt und auch getestet. Der A 9-Gleiter war nicht als militärische Waffe
geplant worden, auch wenn behauptet wurde, damit New York bombardieren zu
wollen. Die doppelte Reichweite der A 4 erreichte die A 9 dadurch, dass sie
nach Brennschluss bis zur Landung nur noch mit Unterschallgeschwindigkeit
weiterflog…
In einige Zeichnungen der A 9 ist an der Stelle des
Sprengkopfes eine Druckkabine für eine Besatzung vorgesehen. Es gab auch ein
dreirädriges Fahrwerk. Mit einer A 9 hätte ein Pilot in 17 Minuten über 500 km
zurücklegen können. Sie wäre wie die A 4 senkrecht gestartet, aber im Gleitflug
auf einer mittelgroßen Landebahn gelandet. Als nächsten Schritt sah die
Projektgruppe vor, die geflügelte A 9 mit einem neuen, viel größeren
Antriebaggregat der A 10, zu verbinden. Diese Rakete hätte einen Schub von 200
000 kg, das zehnfache der A 4 besessen. Nach von Brauns Plänen folgte dann die
A 11 als Starttriebwerk einer dreistufigen Kombination. Diese Rakete aus A 11,
A 10 und A 9 würde die Umlaufbahn um die Erde erreichen können, und der Mensch
hätte zum ersten Mal die Möglichkeit, im Weltraum zu leben und zu arbeiten“. Gleiche Visionen beschrieb
Stuhlinger in seiner Biographie über Wernher von Braun. Er machte noch mal
deutlich, dass sich ihre Untersuchungen nur auf die Raumfahrt bezogen und nicht
auf Waffen. Ihre Untersuchungen beschäftigten sich mit aerodynamischen
Aspekten. Stuhlinger schrieb 1992: „Wir versuchten weit in die Zukunft zu sehen,
und erklärten 1944, dass Mehrstufenraketen die Einrichtung von Raumstationen in
der Erdumlaufbahn erlauben würden und dass aus dem All zurückkehrende
Gleitraketen in der Lage sein würden, ihre kinetische Energie über eine lange
Flugstrecke zu reduzieren und daher sicher auf der Erde zu landen“. Aus heutiger Sicht können wir
feststellen, diese Visionen sind Wirklichkeit geworden. Ein Traum dieser Visionäre ist bisher aber
noch nicht erfüllt. Der Flug von
Menschen zum Mars! K. F. Pressespiegel Ostseezeitung 29.06.2010 Satellitenbilder vom „Raumschiff“ Erde Die neue Ausstellung im
Peenemünder Museum zeigt faszinierende Aufnahmen von der Erde. Dazu gibt es
Angebote für Schüler. Peenemünde (OZ) - Ein Piepsen ging um die Welt: Im Oktober 1957
empfing die Volkssternwarte Bochum Signale von Sputnik 1 — dem ersten
künstlichen Erdsatelliten im Weltall. Seitdem hat sich die Einrichtung zum
Weltraumnachrichtenplatz in Westdeutschland entwickelt. Im vergangenen Jahr
gastierte das Institut für Umwelt- und Zukunftsforschung/Sternwarte Bochum
bereits mit der Sputnik-Ausstellung in Peenemünde. Jetzt sind die Bochumer um Direktor Dr. Thilo Elsner
wieder im Inselnorden: Diesmal präsentieren die Forscher des Systems Erde im
Historisch-Technischen Museum (HTM) Peenemünde die Ausstellung „Mit Bildern aus
dem All — der Klimawende auf der Spur“. Sie zeigen eine beeindruckende
Satellitenbildauswahl sowie spektakuläre Live-Satellitenbilder vom „Raumschiff
Erde“. „Ein Raumschiff mit sechs Milliarden Mitfliegern“, sagt Elsner. Bis zum 18. Juli zeigen die Aussteller nicht nur
Aufnahmen unseres Heimatplaneten, sondern auch Live-Bilder des europäischen
Umweltforschungssatelliten Meteosat, der 36 000 Kilometer über Afrika schwebt.
„Schritt für Schritt sollen die Besucher den Geheimnissen, aber auch den
Gefährdungen unseres Planeten, wie dem Klimawandel, auf die Spur kommen“, macht
Elsner auf die gestern eröffnete Exposition neugierig. Da die erste
Satellitentechnik für Raumfahrtbilder von der V2-Technik stammt, sieht der Direktor
der Sternwarte einen direkten Bezug zu Peenemünde.
Begleitet wird die Schau von pädagogischen Angeboten,
die vorrangig Schülern den Planeten näher bringen sollen. Der himmelblaue
Bauwagen vor dem Kraftwerk wurde zu einem „Rollenden Labor der kleinen
Forscher“ umgebaut. Dort können sich die Kinder auf eine Entdeckungsreise durch
Raum und Zeit bewegen. „Mit kleinen Experimenten machen wir alles anschaulicher“,
betont Elsner. Sein Favorit ist ein Wurfgerät, mit dem Raketenantrieb und
Abschuss-Winkel demonstriert werden können. „Wir zeigen auch, wie man
beispielsweise aus einer Filmdose und etwas Backpulver eine Rakete baut.“ Im
Rahmen einer Spielgeschichte werden Kinder an der Seite des Inspektors M. Theo
Sat zu kleinen Umweltdetektiven. Sie erfahren, wie Satelliten aus dem All die
Erde erforschen oder bekommen Antworten auf Fragen, wie z. B.: Warum wird es
Tag und Nacht? oder Was ist der Treibhauseffekt? Ostsee-Zeitung 13.06.10 Kraftwerk soll Besucherplattform bekommen Peenemünde - Bildungsminister Henry Tesch
(CDU) und Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) besuchten gestern das
Historisch-Technische Museum Peenemünde, um sich vor Ort über künftige Vorhaben
zu beraten. „Das Museum ist ein Lernort an der Schnittstelle von Geschichte,
Ethik und Natur“, sagte Tesch. Künftig soll neben dem musealen Bereich die so
genannte Denkmallandschaft „stärker akzentuiert werden“. Auf dem 25
Quadratkilometer großen Areal der ehemaligen Versuchsanstalt soll der rund 24
Kilometer lange historische Lehrpfad um zusätzliche Stationen erweitert werden. Um die Attraktivität des Museums weiter zu erhöhen,
soll auf dem 30 Meter hohen Dach des Kraftwerks eine Besucherplattform
entstehen. „Unsere Idee ist im Inneren des Kraftwerks ein gläserner Fahrstuhl.
Wir sind heute auch deshalb hier, um die Finanzierung zu klären“, informierte
gestern Tesch. „Ferner planen wir ein gläsernes Klassenzimmer, um die
museumspädagogische Arbeit auf der Grundlage unseres Leitbildes zu
profilieren.“ Des Weiteren ging es bei dem Treffen der Minister mit HTM-Chef
Michael Gericke und Museumsleiter Christian Mühldorfer-Vogt um die geplante
Sanierung der Kranbahn und des Kraftwerks sowie der technischen Anlagen
(Bekohlungsanlage, Schrägaufzug). Parallel zu dieser Maßnahme soll am 16. Juli
die Ausstellung „Gebaut für die Ewigkeit …“ eröffnet werden. H. NITZSCHE Peenemünde (dpa/OZ) - Die Baugeschichte der
Heeresversuchsanstalt Peenemünde ist um wichtige Originaldokumente reicher. Das
Museum bekam von Nachfahren des ehemaligen Baustellenleiters Josef Greiner ein
Album mit 200 Fotos sowie Bauberichte geschenkt. „Die Dokumente haben für uns einen nicht zu
bemessenden Wert“, sagte Museumschef Christian Mühldorfer-Vogt. Sie gäben einen
neuen Einblick in die Umstände, unter denen die Raketen-Forschungsanstalt auf
Usedom errichtet wurde. Zudem dokumentierten sie, dass das NS-Regime beim Bau
auf Zwangsarbeiter angewiesen war. Erstmals werden ein Teil der Fotos, die der
Sohn 2009 übergab, als großformatige Abzüge gezeigt. In der Heeresversuchsanstalt wurde unter anderem die
„V2“ als bekannte erste Großrakete der Welt sowie der Marschflugkörper „V1“
entwickelt. Bei der Fertigung der sogenannten Wunderwaffen starben tausende
Zwangsarbeiter; ihrem Einsatz fielen vor allem Zivilisten in Großbritannien,
Belgien und Frankreich. H. Nitschke Ostsee-Zeitung 13.07.2010 Die Raketenschmiede aus dem Sumpf Von MARTINA RATHKE In Peenemünde
auf Usedom ließ Hitlerunter strengster Geheimhaltung Raketen mit großer
Reichweite entwickeln. Jetzt
tauchten Fotos auf, die Baugeschichte des seinerzeit weltweit größten
militärischen Forschungszentrums dokumentieren. Peenemünde (dpa) Dass das beschauliche
Peenemünde mit einem der größten und zweifelhaftesten Bauprojekte der
Nationalsozialisten geschlagen werden sollte, „verdankt“ der Ort einem Zufall:
Im Dezember 1935 schaute sich der Physiker Wernher von Braun zwischen Prora und
Binz auf Rügen nach einem geeigneten Bauplatz für die Raketenversuchsanstalt
um. Doch er kommt zu spät: Die NS-Organisation
„Kraft durch Freude“ hatte sich kurz zuvor das Gelände einverleibt, um
dort ihr „Seebad der 20 000“ aus dem sandigen Boden zu stampfen. Den
Raketenforschern, deren Erfolge bei den neuen Herrschern Begehrlichkeiten nach
einer militärischen Nutzung weckten, stand inzwischen ein Millionen-Etat zur
Verfügung. Zügig musste ein Alternativplatz für die geheim geplante Anlage zur
Entwicklung der V2-Raketen gefunden werden. Von Braun entdeckte ihn Anfang 1936
im Norden Usedoms. Neben der Abgeschiedenheit sprach das freie Schussfeld
entlang der Pommerschen Küste für das Gebiet. Doch was die Bauherren nicht
ahnten, mit Peenemünde begaben sie sich auf wahrhaft morastiges Terrain, wie
neue Bilddokumente des Historisch-Technischen Museums Peenemünde nun zeigen.
Vom Sohn des einstigen Baustellenleiters Josef Greiner hat das Museum ein
einzigartiges Fotoalbum mit 200 Originalbildern erhalten, von denen erstmals ab
Freitag einige als Großformate in der Ausstellung „Gebaut für die Ewigkeit...?“
im Außengelände der Anlage gezeigt werden.
Die Ausstellung begleitet zugleich die 3,9 Millionen Euro teuren
Sanierungsarbeiten an den denkmalgeschützten Bauten der einstigen Heeresversuchsanstalt.
Das Geld für die Restaurierung von Kranbahn, Kraftwerk und Siebhaus zur
Wasseraufbereitung stammt aus dem Konjunkturpaket. Greiner, von 1936 bis1942
Baustellenleiter in Peenemünde, dokumentiert indem Album akribisch genau die
Baugeschichte der gigantischen Anlage. „Die Dokumente haben für uns einen nicht
zu bemessenden Wert“, sagte Museumsdirektor Christian Mühldorfer-Vogt. Neben
dem beigefarbenen Album umfasst das Konvolut auch eine Kommentarliste sowie
zwei Bauberichte. Die Unterlagen geben einen plastischen Einblick in die Umstände,
unter denen der Bau errichtet wurde. „Blickrichtung SW nach NO über das Gelände
des südl. Kraftwerks. Im Vordergrund eine Spülleitung. Dahinter versumpftes
Gelände. Im Mittelgrund überflutetes und vereistes Gelände. Im Hintergrund
Häuser, die später abgerissen wurden“, notiert Greiner in der Kommentarliste.
Rund 90 Prozent des Dorfes mit seinen reetgedeckten Fischerhäusern wurden für
die Heeresversuchsanstalt plattgemacht– dem seinerzeit weltweitgrößten
militärischen Forschungszentrum. Fotos dokumentieren, wie15 Meter lange
Betonpfähle massenweise in den mit Sand aufgeschütteten Boden des rund 20
Quadratkilometergroßen Areals gerammt werden, um den Baugrund für das Kraftwerk
und andere Megabauten standsicher zu machen. Greiner berichtet von einer Pfahlfabrik
auf der Großbaustelle, in der 2195 Pfähle gegossen wurden. Wo die genau stand,
ist bis heute unklar. Den Nationalsozialisten war offenbar nichts zu teuer, um
mit der Raketenschmiede ihre Fantasien von einer Weltraumwaffe in die Tat umzusetzen.
Das Kraftwerk Peenemünde stehe für den damaligen Gigantismus des
Nationalsozialismus, sagt Mühldorfer-Vogt. Ohne Zwangsarbeiter, da ist sich der
Historikersicher, hätte das Megaprojekt gar nicht gebaut werden können.1941
werden rund 4400 Bauarbeiter gezählt. Darunter polnische und tschechische
„Vertragsarbeiter“ – eine euphemistische Umschreibung für das Wort
Zwangsarbeiter. Sie lebten in Gemeinschaftsunterkünften mit
Ausgehbeschränkungen und militärischem Drill. „Das klingt nicht nach einem
freivertraglichen Arbeitsverhältnis“, sagt der Historiker. In den zwei
erhaltenen Bauberichten verzeichnet Greiner in Soll- und Ist-Tabellen den
Bestand an Arbeitskräften. An unqualifizierten Arbeitern, die aus den
inzwischen einverleibten Nachbarstaaten oder aus der Wehrmacht rekrutiert
wurden, bestand zu keinem Zeitpunkt ein Mangel. Die Unterlagen Greiners haben
für die Historiker einen unschätzbaren Wert. Unklar ist allerdings, warum der
Baustellenleiter auf der Baustelle des Geheimprojektes fotografieren durfte und
die Bilder sich bis zu seinem Tode in Privatbesitz befanden. „Das ist eine
spannende Frage, die ich nicht beantworten kann“, sagt Mühldorfer-Vogt
H. Nitschke Ostsee-Zeitung 28.07.10 Beeindruckt von der Begegnung mit der Vergangenheit Heute
vor 20 Jahren begann mit der Gründung des„ Neuen Historischen Vereins
Peenemünde in Vorpommern“ ein neues Kapitel der Aufarbeitung der Peenemünder
Geschichte. Peenemünde.
Dem vorausgegangen war das Interesse einiger Angehöriger des
ehemaligen Jagdfliegergeschwaders (JG) 9, hinter die Geheimnisse von Peenemünde
zu kommen. Stolperten sie doch fast täglich jahrelang über Trümmer und Reste
von Anlagen der Heeresversuchsanstalt Peenemünde und der Erprobungsstelle der
Luftwaffe Peenemünde-West. Darum nahm der Gedanke immer mehr Gestalt an,
interessierte Bürger des Kreises Wolgast für die Erforschung der Peenemünder Geschichte
zu gewinnen. Eine Annonce in der Zeitung war schnell geschaltet. Das Echo
übertraf alle Erwartungen. In der Kaserne des JG9 fand am 28. Juli 1990 die
Gründungsversammlung des „Neuen Historischen Vereins“ statt. Es warenrund 15
Teilnehmer anwesend. Sie kamen aus Zinnowitz, Trassenheide, Koserow, Wolgast
und Karlshagen. Nach Aufhebung des militärischen Sperrgebietes lud der Verein
im Juli 1990 erstmals zur Besichtigung des Peenemünder Geländes ein. Das
Interesse war groß. Es gab aber nur noch Fundamente, Betontrümmer, kaputte
Straßen und Betonflächen, die teilweise zugewachsen waren. Erstes Ziel war
natürlich der legendäre Prüfstand VII. Auch hier war alles zugewachsen.
Vereinsmitgliederstanden nach fast 40 Jahren fasziniert an der Stelle, wo am3.
Oktober 1942 der erste Schuss in den Weltraum mit einer A 4 gelang. Heute steht
an dieser Stelle ein Gedenkstein. Die Begegnung mit der Vergangenheit hat
damals alle tief beeindruckt. Dann begann eine Zeit des intensiven Suchens nach
Überresten eben dieser Vergangenheit. Ein großer Helferdabei war Reinhold
Krüger. Dass heute Teile der A 4 und der Fi103 im HTM zu sehen sind, verdanken
wir ihm und der damaligen Gruppe von Mitgliedern unseres Vereins. Aber es
wurden im Gelände nicht nur Teile gefunden. Bürger, die in Peenemünde
gearbeitet hatten, haben dem Verein Dokumente überlassen. Aber, was sehr
wichtig war, sie haben über ihre Tätigkeit in Peenemünde berichtet. Sie waren
eine wichtige Quelle beim Erfassen der Ereignisse der Peenemünder Zeit von 1936
bis 1945.Weil die Funde, Unterlagen, Fotos, Filme, Sachzeugen und die
gesammelten Kenntnisse der Peenemünder immer umfangreicher wurden, suchten die
Mitglieder des Vereins nach Möglichkeiten der Ausstellung. Der Zufall half: Das
Kraftwerk Peenemünde hatte1990 seinen Betrieb eingestellt. Der letzte
Kraftwerksdirektor, Joachim Pahl, schlug die Bunkerwarte als kleines Museum
vor. Ehemalige Peenemünder Kraftwerkerund ABM-Kräfte der Gemeindegingen nun
daran, die Bunkerwarte dafür herzurichten. Gleichzeitig wurde von diesen Leuten
ein Modell des Nordteils der Insel Usedom gebaut. Die Mitglieder des „Neuen
Historischen Vereins“ beschlossen, einen gemeinsamen Verein zu gründen. Im
Februar 1991 wurde der „Förderverein zum Aufbau eines Historisch-Technischen
Museum Peenemünde– Geburtsort der Raumfahrt“ e. V. gegründet. Der „Neue
Historische Verein Peenemünde in Vorpommern e. V.“ ging in diesen Verein auf.
In dem neuen Verein fanden sich viele Freunde und Helfer zusammen, die nicht
nur die Bunkerwarte zum Museum ausbauten, sondern ihr erstes großes Modell
bauten – den Prüfstand VII, der heute noch im HTM zu sehen ist. Wir haben
ebenfalls eine ganze Reihe von Projekten mit Hilfe von Spenden und
Vereinsgeldern verwirklicht und unterstützt. Unser Verein zählt heute 86 Mitglieder
Sie kommen aus ganz Deutschland, aus Österreich und Frankreich. Junge und
ältere sind dabei. Mit der Umwandlung des einstigen HTI in eine gemeinnützige
GmbH (HTM) ergeben sich für uns neue Aspekte unserer Arbeit. Erste Gespräche
mit Jörn Mothes, dem Beauftragten des Landes M-V, und Michael Gericke, dem
neuen Geschäftsführer des HTM, fanden bereits statt. Es besteht auf allen
Seiten Übereinstimmung darin, dass das Konzept für das Museum neu definiert und
überarbeitet werden muss. Uns kommt es in Zukunft darauf an, eine breit
gefächerte Förderung der weiteren Erforschung der Peenemünder Geschichte zu
unterstützen. Unser Ziel ist es, die wissenschaftlichen und technischen
Leistungen der Peenemünder Ingenieure und Wissenschaftler sachlich
darzustellen, sowie die Peenemünder Geschichtenach 1945 aufzuarbeiten. Klaus Felgentreu, 2. Vorsitzender des
Fördervereins Peenemünde
Ostsee-Zeitung Mothes: Baustein im
Gesamtkonzept Museumsleiter und Land haben
gestern den von der Projektgruppe Technikmuseum befürchteten Abriss des
Sauerstoffwerks dementiert. Peenemünde (OZ) - Wird das Peenemünder Sauerstoffwerk
durch die Gemeinde abgerissen, um sich möglicherweise einer Konkurrenz zu
entledigen? Das spekulieren zumindest die Macher der Projektgruppe
Technikmuseum Peenemünde, Matthias Brauer und Joachim Reuter. Wie Brauer in
seiner Mitteilung schreibt, „hat die Landesregierung MV der Gemeinde Peenemünde
nahegelegt, die Ruine des unter Denkmalschutz stehenden Sauerstoffwerkes
abreißen zu lassen. Die Gemeinde scheint diesem Ansinnen folgen zu wollen.“
Brauer begründet seine Vermutung mit der Absicht der Projektgruppe
Technikmuseum, die Ruine in der Hauptstraße zu erwerben, zu sanieren und darin
ein technisches Museum zu errichten: „Das will die Landesregierung
erklärtermaßen verhindern. Sie wünscht keine attraktive Konkurrenz zu ihrem
eigenen, mit Millionen subventionierten Museum, dem HTM.“ Jörn Mothes vom
Bildungsministerium dementierte dies gestern. Von einem geplanten Abriss des
Sauerstoffwerkes wisse er nichts. „Die Ruine zählt zu den herausragendsten
Denkmälern im Land. Als Denkmalpfleger würde ich dem gar nicht zustimmen“, sagt
Mothes. Das das Sauerstoffwerk, das im Zweiten Weltkrieg zur
Flüssigsauerstoffgewinnung für den Antrieb von V2-Raketen diente, ein wichtiger
Baustein im Gesamtkonzept des Ortes sei, stehe außer Frage. „Aus baurechtlicher
und finanzieller Sicht muss man aber sehen, was man damit macht“, so Mothes. Laut Brauer habe der Eigentümer der
Immobilie, ein Berliner Unternehmer, Verkaufsbereitschaft signalisiert. „Ich
habe die mündliche Zusage, dass er veräußern will“, sagt Brauer, der
ursprünglich in Peenemünde mit seiner Projektgruppe den Prüfstand VII nach
historischen Vorlagen wieder aufbauen wollte. Das Vorhaben fand allerdings in
der Gemeinde und beim Land keine Zustimmung. Dass die Türen für die Technikbegeisterten
beim Land dennoch nicht zu sind, betonte gestern Jörn Mothes. „Wir haben der
Projektgruppe angeboten, sich am Gesamtkonzept Peenemünde zu beteiligen. Unser
Ziel ist es, den ruinösen Charakter Peenemündes endlich zu überwinden. Unser
Schwerpunkt ist die Entwicklung des touristischen Bereichs.“ Für Christian Mühldorfer-Vogt,
Museumsleiter des Historisch-Technischen Museums Peenemünde, ist ein Abriss des
Sauerstoffwerkes „undenkbar“. „Die Ruine steht unter Denkmalschutz. Das Land
würde gegen sein eigenes Gesetz verstoßen.“ Das Sauerstoffwerk ist Bestandteil
der Denkmal-Landschaft. In den 22 km langen Rundweg sind insgesamt 13 Stationen
eingebunden. HENRIK NITZSCHE
Im Juli hatten Geburtstag
Frau Lucia Martha Mokelke Hagen; Herr Ulrich Fügenschuh Aurich; Herr Otto Lippert Homburg; Herr Karl-Peter Stracke Abendsberg; Herr Rainer Höll Karlshagen; Herr Ferdinand Erbe Dresden Im August hatten Geburtstag
Monsieur Roland Hautefeuille Paris; Herr Mathias J. Blochwitz Berlin; Herr Karl Winterfeld Dessau; Herr Klaus Ost Bingen; Herr Peter Sell Kiel Herr Norbert Höllerer Floß; Herr Erich Schäfer Wanderup Im September haben
Geburtstag
Herr Dipl.-Ing. Walter Gademann München; Herr Jürgen Bock Lauterbach Herr Winfried Gaube Hanshagen; Herr Heinz Grösser Hainburg; Herr Herbert Laabs Holzminden; Herr Martin Zenker Kütten
Herausgeber: Verein zur ,,Förderung und Aufbau eines Historisch-Technischen Museums
Peenemünde -Geburtsort der Raumfahrt" e.V., Peenemünde Anschrift: Förderverein Peenemünde e.
V. Waldstraße 03 17449 Karlshagen; Tel.: 038371/20106;
038371/20695 e-mail: huebner-l@t-online.de Homepage: www.foerderverein-peenemuende.de Gestaltung: Gestaltung: Lutz Hübner
und Klaus Felgentreu, Karlshagen; Druck: Printing Point e.k. Wiesbaden Alte Rechte, einschließlich
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