Kriegsbeute entdeckt von Gerhard Helm, V2-Research-Group
Auch das gibt es heute noch: Die Anzahl der bisher
bekannten, kompletten V2-Raketen in diversen Museen rund um die Welt hat sich
um eine erhöht. Vor drei Jahren wurde berichtet, daß ein nicht-öffentliches
Museum der britischen Royal Army in Chattenden (Kent) geschlossen werden sollte
und einen Platz sucht, um eine dort seit Jahrzehnten unbeachtet gelagerte
V2-Rakete unterzubringen. Die Verantwortlichen wandten sich an die
V2-Research-Gruppe um zu erfahren, wie mit einem solchen Gerät zu verfahren
sei. Zwei der englischen Mitglieder der Gruppe besuchten das Museum und machten
eine erste Bestandsaufnahme. Das Gerät bestand aus einem Heckteil mit nahezu komplettem
Antriebsblock sowie dem Mittelteil mit Spitze, die aber nichts enthielten. Die
beiden Tanks fehlten, im Geräteraum
waren nur noch die drei Druckluftflaschen. Der äußere Zustand des
Gerätes machte einen sehr demolierten Eindruck, teils durch Kriegsschäden,
teils wurden Bleche entfernt zur besseren Einsicht. Was nicht weiter verwundert, denn Nachforschungen ergaben,
daß die Rakete bei Kriegsende von den Britischen Truppen in der Nähe von
Nienburg/Weser zusammen mit einigen anderen aufgefunden wurde. Deutsche Truppen auf dem Rückzug hatten die Raketen auf
Eisenbahnwagen dort zurückgelassen. Durch Sprengungen und alliierte
Luftangriffe gab es schwere Beschädigungen.
Chattenden/Kent 2011
Nienburg/Weser 1945 >> Seit 1945 wurde das
Gerät zu verschiedenen Anlässen als Kriegsbeute ausgestellt, so z.B. auf dem
Marktplatz von Mansfield/Nottinghamshire. Vermutlich erst in den 1960er Jahren
wurde es in Chattenden eingelagert. Das Royal Engineers Museum in Gillingham (Kent) bot sich als
neue Heimat an, nachdem klar war, daß Bemühungen, die Rakete nach Peenemünde zu
holen, keinen Erfolg haben würden. Im Sommer 2012 wurde die V2 zur
Überholung von Chattenden nach Cambridge geschafft. Dort sollte sie von der
Firma Borley Brothers überholt werden.
Die Firma hatte schon einige V2 für das Imperial War Museum und das Science
Museum bearbeitet und somit reichlich
Erfahrung gesammelt. Sie wurde unterstützt von der Researchgruppe, die betont
hatte, wie sorgfältig man mit dem Gerät umgehen sollte, da es außer dem Gerät
im Australian War Memorial in Canberra/Australien womöglich das einzigste noch original erhaltene Gerät ist, zumindest
das Heckteil mit Antrieb. Es mußte verhindert werden, daß es sozusagen „zu
Tode“ renoviert wurde wie leider viele Geräte. Es sollte möglichst nur
„entstaubt und gereinigt“ werden ohne große Veränderungen. Nur die schlimmsten
Schäden wurden der Sicherheit wegen beseitigt. Das gelang bei Borley Brothers auch
bemerkenswert gut. Werkstatt von Borley
Brothers Das renovierte Gerät wurde im September
2012 nach Gillingham transportiert und
hat nun seinen festen Platz im Royal Engineering Museum erhalten. Bilder: Catherine Byrne (REM), John Pridige Dean Coupar V2-Research-Group Der Vorstand
informiert 1.
Am
25. März 2013 hat die Bürgerinitiative „Gegen Deichrückbau“ ihre
Jahreshauptversammlung durchgeführt. Teilnehmer von unserem Verein waren
Herr Höll, Herr Frenzel und Herr Felgentreu. Unser Verein ist Mitglied in
der Bürgerinitiative und unterstützt
alle Forderungen zur Erhaltung
der Denkmallandschaft Peenemünde. Die Denkmallandschaft Peenemünde
würde perspektivisch einer dauerhaften Überflutung ausgesetzt und damit nicht mehr zugänglich. Gerade die
Thematik des Denkmalschutzes hat
durch das im März 2012 vorgelegte Gutachten zum Denkmalstandort Peenemünde eine entscheidende Dimension erhalten.
Dieses Gutachten ordnet nicht nur den Denkmalschutzwert
des Standortes Peenemünde in die internationale Spitze ein,sondern spricht sich explizit für die Erhaltung des Peenestromdeiches
aus, der als einziges aus der Zeit
der Heeresversuchsanstalt stammendes Bauwerk noch seine ursprüngliche Funktion ausübt.
Eine Deichöffnung zerstört den Deich als
Denkmal! Die begrüßenswerten Konzepte der
Landesregierung für die Entwicklung Peenemündes und speziell des HTM sind inhaltlich unvereinbar mit
einem Deichrückbau. Darum: Sofortiger und
endgültiger Stopp der Deichrückbaupläne! (Auszug aktuelle Schrift der Bürgerinitiative) Nähere Informationen über dieses
Problem findet man unter. www.kein-deichrückbau-usedom.de Herr Dr. Rainer Höll wurde als
Vorsitzender der Bürgerinitiative wiedergewählt. Die Jahreshauptversammlung hat sich
mit einem Brief an den Ministerpräsidenten des Landes Mecklenburg-Vorpommern gewandt.
(siehe Beilage) 2.
Der
Förderverein Technikmuseum „Wernher von Braun“ e. V. hat am 13. April 2013 in Peenemünde seine
Jahreshauptversammlung durchgeführt. So wie es das Protokoll aussagt ist
der alte Vorstand auch der neue Vorstand. Volkmar Schmidt bleibt
Stellvertreter des Vorsitzenden Joachim Reuter. Wesentlich für uns: - Wir organisieren die
Vorträge am 28.09.2013 im Haus des Gastes in Karlshagen gemeinsam (Referenten) - Den Förderverein
Technikmuseum haben wir zur gemeinsamen Kranznieder- legung auf dem „Friedhof der Bombengetöteten“
eingeladen. - Eine 3D-Animation des
P VII zu erstellen ist eine gute Idee. Dafür will der Verein Sponsoren suchen. Klaus
Felgentreu 2.
Vorsitzender Höchster Preis in der
europäischen Denkmalpflege für HTM PRESSEINFORMATION Historisch-Technisches Museum Peenemünde erhält European Union Prize for Cultural Heritage / Europa
Nostra Award Die Europäische Kommission und der europäische
Dachverband Europa Nostra haben heute die diesjährigen Gewinner des Preises der
Europäischen Union für das Kulturerbe („European Union Prize for Cultural
Heritage / Europa Nostra Awards“) bekanntgegeben. Aus den fast 200 nominierten
Projekten wurden 30 Gewinner für ihre Leistungen in folgenden vier
Bereichen geehrt: Erhaltung, Forschung, engagierter Einsatz sowie Bildung,
Ausbildung und Bewusstseinsbildung. Das Historisch-Technische Museum Peenemünde (HTM) erhält
den höchsten Preis in der europäischen Denkmalpflege in der Kategorie I -
Restaurierung / Konservierung für das Ende 2011 abgeschlossene
Restaurierungsprojekt im Kraftwerk Peenemünde, dem größten Industriedenkmal
Mecklenburg-Vorpommerns. Schwerpunkte des Projektes waren die Sanierung von
Mauerwerk und Anlagen des Kesselhauses, des Brecherhauses mit dem Schrägaufzug,
des Siebhauses und der Bekohlungsanlagen und der Kranbahn. Alle
Restaurierungsprojekte wurden mit hohen ethischen und fachlichen Ansprüchen
vorbereitet und ausgeführt. Im Einklang mit den Denkmalschutzgesetzen des
Landes Mecklenburg-Vorpommern, nationalen und internationalen Richtlinien zum
Umgang mit Denkmälern und Ensembles und der Charta von Burra, wurden sie
geplant und an den einzelnen Objekten verwirklicht. Die Ergebnisse der
Restaurierungsmaßnahmen unter fachlicher Leitung des Metallrestaurators
Wolfgang Hofmann finden national und auch international große Beachtung. Das Projekt wurde mit Mitteln des Bundeskonjunkturpaketes
II in 2010 und 2011 gefördert. Unser Dank gilt heute allen Beteiligten und
Förderern, insbesondere dem Planungsbüro AIU Stralsund, der Gemeinde
Peenemünde, dem Amt Usedom Nord, der unteren und oberen Denkmalschutzbehörde
sowie dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes
Mecklenburg-Vorpommern. Die Preisverleihung am 16. Juni im Odeon des Herodes
Atticus in Athen erfolgt in Anwesenheit der EU-Kommissarin für Bildung, Kultur,
Mehrsprachigkeit und Jugend, Androulla Vassiliou, und des Vorsitzenden von
Europa Nostra, des weltberühmten Tenors Plácido Domingo. Karolos Papoulias, der
Präsident Griechenlands, hat die Schirmherrschaft der Veranstaltung übernommen
und wird voraussichtlich ebenfalls teilnehmen. Peenemünde, den 26.03.2013 M. Gericke Geschäftsführer HTM Peenemünde GmbH Das HTM
gehört zu den diesjährigen Gewinnern des Preises für Kulturerbe der
Europäischen Union und des europäischen Dachverbandes Europa Nostra. Gelobt
wurde der sensible Umgang mit den Spuren der Peenemünder Geschichte. Großen
Anteil daran hat der Metallrestaurator Wolfgang Hofmann. Er leitete die Arbeit
fachlich und erarbeitete akribisch die Unterlagen für die Bewerbung. Alles
Weitere lest bitte in den Presseinformationen der Europa Nostra und des HTM. kf Eine Geschichte der
Raketen-Technik – (Teil II)
In diesem
Infoblatt wollen wir die Mitglieder der „Historischen Arbeitsgemeinschaft
Peenemünde“ (HAP) weiter zu Wort kommen lassen. Sehr
intensiv befassten sie sich mit den V O R A U S
S E T Z U N G E N, die zur Entwicklung von Raketen in den 20er und 30er Jahren
führten. Sie
schrieben: „Es ist problematisch, den historischen
Umständen des Umfeldes einer wissenschaftlich-technischen Innovation nachspüren
zu wollen; dies sowohl hinsichtlich erfolgreicher Entwicklungen wie aber
besonders solchen, denen kein Erfolg beschieden war. Bezüglich der
Flüssigkeitsrakete, fliegender und nachgesteuerter Bomben, der Halbleiter- und
Funkmess-Technik usw. fällt dies – abgesehen von dem Dokumentenverlusten 1945 –
um so schwerer, als die Ursprünge dieser Entwicklung in einen Zeitraum der
deutschen Geschichte fallen, der einerseits von äußeren extremen politischen
Einschränkungen und anderseits von einem binnenwirtschaftlichen Tief bis dahin
unbekannten Ausmaßes gekennzeichnet war. Umso erstaunlicher ist es, dass gerade
in dieser Phase eine zunächst wissenschaftliche, dann experimentelle und letzten
Endes umfassend methodische Grundlegung dieser Technologie erfolgte, die unsere
Gesellschaft gegenwärtig umformt und voraussichtlich noch weitere Generationen
beeinflussen wird. Sinn dieser Darstellung soll daher
sein, einen Zugang zum besseren Verständnis eines bislang im Wesentlichen nur
in einigen Teilbereichen auswirkungsgemäß registrierten Phänomens zu
ermöglichen. So wurde z. B. zwar die EDV-Textverarbeitung als „Jobkiller“
herausgestellt, dabei aber völlig übersehen, dass die EDV-Technik eben nur eine
Auswirkung der viel umfassenderen „Progresstechnik Raumfahrt“ ist. Denn durch
den in Kummersdorf und Peenemünde erkannten Zwang zum extremen
Hochleistungs-Leichtbau, z. B. der zu entwickelten Raketen, ergaben sich
langfristig zwangsläufig billige Massenprodukte als „Nebenprodukte der
Raumfahrt“, u. a. auch Kleincomputer und Taschenrechner. Es wurde u. a. von W. Dornberger
(„Peenemünde, Seite 29) darauf hingewiesen, dass der Versuch einer Umgehung des
Verbots schwerer und weitreichender Artillerie durch den Versailler Vertrag zur
Entwicklung der Flüssigkeitsrakete in Deutschland führte. Das ist sicherlich
richtig gesehen, aber dennoch nur ein Gesichtspunkt zur Klärung des
historischen Zusammenhanges. Es mussten zu diesem Zeitpunkt noch eine Reihe
weiterer Voraussetzungen gegeben sein, damit aus diesem Wunsch ein technisches
Produkt realisiert werden konnte. Vorrangig musste diesem „Bedarf“ ein
entsprechendes „Angebot“ gegenüberstehen oder kurzfristig entsprechen können. Weiterhin musste das allgemeine
technische Umfeld – auch personell und ausbildungsmäßig ein Niveau erreicht haben, das z. B. auch
mess- und fertigungstechnisch die Realisierung auch höchst anspruchsvoller
Konstruktionen zuließ. Eine weitere Voraussetzung für eine
Serienfertigung sind ausreichende logistische und infrastrukturelle Möglichkeiten,
d. h. die erforderlichen Materialien mussten qualitativ wie quantitativ
ausreichend verfügbar und auch transportierbar sein. Indirekt wirkend, musste darüber
hinaus das „gesellschaftliche Umfeld“ in der allgemeinen Stimmungslage für eine
derartige Entwicklung tragfähig sein. Alle diese Voraussetzungen müssen
auch noch zum gleichen Zeitpunkt gegeben sein, wie eine Vielzahl guter, aber
nicht realisierbarer Ideen in der Geschichte der Technik zeigen. Wahrscheinlich hat man sich im HWA
über diese komplexen Zusammenhänge keine Gedanken gemacht, als 1929 der
damalige Obers Dr. Becker „Versuche über
die Verwendung des Strahlantriebes für militärische Zwecke“ anordnete –
jedenfalls konnten bislang hierzu keine Unterlagen oder Hinweise gefunden werden.
Und noch unwahrscheinlicher ist es, dass sich damals militärische Dienststellen
mit der volkswirtschaftlichen Problematik „langwelliger Konjunktur-Zyklen“
eines Professor Joseph Schumpeter auseinandersetzten – und dennoch handelten
sie „Zyklusgerecht“. Es sein in diesem Zusammenhang in
Erinnerung gerufen, dass sich – vereinfacht ausgedrückt die volkswirtschaftlich
konjunkturelle Entwicklung langfristig als eine Sinuskurve darstellen lässt.
Der untere „negative Kurventeil“ entspricht „wirtschaftlichen Depressionen“(im
Extremfall „Krisen“), während der obere „positive Teil“ den Verlauf eines
„Wirtschaftsaufschwunges“ demonstriert. Schumpeter und Kondratjew haben diesen
sich über Jahrhunderte wiederholenden Wirtschaftsablauf nachgewiesen und als
„langwellige Konjunktur-Zyklen“ (als Gegensatz zu kurzfristigen Störungen)
bezeichnet. Nachdem es gelungen war,
„Progressivtechnik als eine sich bis zur gesellschaftlichen Umformung
auswirkende Technik“ zu definieren, konnte nachgewiesen werden, dass sich
derartige Techniken stets in Zeiten wirtschaftlicher Depression entwickeln und
dann durch einen – also innovativen – Impuls einen wirtschaftlichen Aufschwung
bewirken. Es ist verblüffend, wie – über fast zwei Jahrhunderte – der Einsatz
einer derartigen Progressivtechnik in den unterschiedlichsten Ausprägungen und
Formen mit einer volkswirtschaftlichen Depression (oder Krise) korrespondiert.
Markanteste Beispiele sind Dampfmaschine und Eisenbahn, die im 19. Jahrhundert
wohl am nachhaltigsten zur Bildung völlig neuartiger Berufe und damit
gesellschaftlicher Umstrukturierungen beitrugen. Unbewusst hatte man genau den
Zeitpunkt „erwischt“, der aus den skizzierten hintergründigen Zusammenhängen,
die Entwicklung der Hauptkomponente eines neuen Transportsystems zuließ, die
Rakete. Aber stimmen auch die anderen
Voraussetzungen? Betrachtet man die äußeren
politischen Rahmenbedingungen der 20er Jahre, so waren sie im wesentlichem
durch die Auflagen des Versailler Vertrages, der in breiten Bevölkerungskreisen
als „Diktat“ empfunden wurde, gekennzeichnet. Daraus ergab sich nicht nur
massenpsychologisch eine restaurative – einen früheren Zustand
wiederherzustellen wollende – Grundstimmung in fast allen Bevölkerungsschichten
dieser Zeit und insbesondere in der heranwachsenden Generation, sondern auch
die aktive Suche nach Auswegen aus diesem Dilemma. Besonders die Jugend
„erlebte“ – als vermeintliche Folge von Pressionen der damaligen Siegermächte –
Inflation, zunehmenden wirtschaftlichen Niedergang in der zweiten Hälfte der 20er
Jahre, Demokratie mit wechselnden Zielen usw. – sie „erlebte“ eine Gegenwart
ohne Zukunft. Als Bestätigung dieser „Erfahrungen“
wurde dann der Schwarze Freitag von 1929 gewertet, obwohl dies nur in Bezug auf
das Deutsche Reich die Auswirkung einer sich aus dem Konjunktur-Zyklus
herleitenden Wirtschaftskrise war. Aber wer wusste das damals schon! Volkswirtschaftliche Depressionen
führen aber auf der betriebswirtschaftlichen Ebene zur Suche nach neuen
Produkt-Innovationen. Es ist daher kein Wunder, dass die 20er Jahre von einer
Fülle von Ideen und neuer Marktangebote gekennzeichnet waren. Begierig wurden
diese neuen Ideen – und seien sie noch so utopisch! – aufgegriffen, neue
Konzepte diskutiert und zu realisieren versucht. Prof. Werner Heisenberg beschreibt
die Grundstimmung dieser Jahre so: „Der Anfang der 20er Jahre folgte
unmittelbar auf die Niederlage im 1. Weltkrieg und die daraus folgende
Auflösung des Deutschen Reiches …mit ihrer materiellen Not. Für die damals
jungen Menschen …war diese Zeit nicht ein Ende, sondern ein Beginn. Die neuen
Möglichkeiten zogen auch magnetisch eine Fülle junger Begabungen an …im Ganzen
überwog eine gesunde Vitalität, die auf vielen Gebieten der Kunst und
Wissenschaft wertvolles schaffen konnte“. Seit Ausgang des 19. Jahrhunderts
bearbeiteten Wissenschaftler und experimentierende Techniker das Probleme des
„Fliegens mit Maschinen schwerer als Luft“ und auch schon deren
Hochgeschwindigkeitsflug bis hin zu Raumflugideen. Wohl mehr intuitiv als
wissenschaftlich-technisch fundiert wird schon relativ früh auch der
„Strahlantrieb“ mit in die Betrachtungen zur Lösung des Problems einbezogen.
Aber erst die Anfang der 20er Jahre unseres Jahrhunderts bekannt werdenden
Arbeiten Ziolkowskis und Goddards und insbesondere die 1923 erfolgte
Veröffentlichung „Die Rakete zu den Planetenräumen“ von Hermann Oberth führen
zu wissenschaftlichen fundierten Konzeptionen, die dann viele
Ingenieurs-Experimentatoren zu systematischen Arbeiten veranlasst. Getragen von dieser Stimmung
„gesunder Vitalität“ wuchs eine neue Generation Wissenschaftler und Techniker
heran, die aufgrund ihrer Qualifikation auch in der Lage waren,
unkonventionelle Wege zu beschreiten und in Neuland vorzustoßen, also Wege aus
einer mehr oder minder trostlosen Gegenwart in die Zukunft zu suchen. Einige
Beispiele, die auch für die Raketenentwicklung, den Flugzeugbau und viele
andere technische Bereiche von Bedeutung, teilweise sogar Voraussetzung der
Vervollkommnung werden sollten, mögen das Bild dieser Jahre – ohne Anspruch auf
Vollzähligkeit – skizzieren: 1922 Polymere, 1925 Foto-Theodolit,
1925 1. Fernsehvorführung, 1929 Schlieren- Windkanal-Fotographie, 1928
Impulszeit-Fernmessverfahren, 1929 Mehrachsenkreisel-Steuerung, 1927 Buna usw. In diesem Jahrzehnt wurden die
Grundlagen der Flieg-Normen geschaffen, neue Materiallegierungen industrieller
Standard und die Fertigungsgenauigkeit so hoch getrieben, dass Endmaße mit
0,001 mm Toleranz erforderlich und hergestellt wurden. Trotz wirtschaftlicher
Schwierigkeiten im quantitativen (Absatz)Bereich konnte das qualitative Niveau
wesentlich ausgeweitet und gesteigert werden. Und hinsichtlich der
infrastrukturellen Voraussetzungen stand eines der dichtesten Eisenbahnnetze
der Welt und ein z. T. durch Arbeitsbeschaffungsprogramme, modernisiertes
Straßennetz zur Verfügung, das auch die Lösung größter logistischer Aufgaben
zuließ, zumal die Einführung des „Reichskraftfahrtarifes“ eine Konkurrenz
Schiene/Straße weitgehend unterband und eine Frachtkostenminimierung anstrebte.
Dadurch waren, auch dann, wenn die Heeres-Vorzugstarife nicht genutzt werden
konnten, besonders Massenverladungen immer noch einigermaßen kostengünstig
durchführbar. Insgesamt gesehen trafen Ende der
20er Jahre also alle Voraussetzungen zeitgleich zusammen, um eine neue Progressivtechnik
„auf den Weg zu bringen“. Zwar wurde zunächst überwiegend mit
Pulverraketen – auch beim HWA – experimentiert, jedoch wurde aufgrund der
Oberth-Veröffentlichung doch recht bald in Deutschland erkannt, dass
Flüssigtreibstoffe höhere Ausströmgeschwindigkeiten und damit bessere
Leistungen der Raketen ermöglicht. Ungeklärt blieb dabei zunächst, ob die
Vermischung von Kohlenwasserstoffen (z. B. in der Form von Benzin) mit
flüssigem Sauerstoff bei Zündung nicht zur sofortigen Explosion führen würde.
Dieses Problem konnte durch ein Gutachten vom 23.06.1930, aufgrund einer von
Einstein befürworteten Demonstration durch Hermann Oberth und Rudolf Nebel,
seitens der Chemisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin-Plötzensee „von Amts
wegen“ geklärt werden. Die eindeutige Aussage des Gutachters war: „Verbrennung
ohne Explosion möglich“!
War mit diesem Gutachten auch der
jahrelange „Expertenstreit“ beendet worden, so diente es anderseits staatlichen
und privaten Institutionen als „Rückversicherung“ zur Förderung der mit
Flüssig-Treibstoffen und –Oxydatoren betriebenen Raketenprojekte – u. a. dem
HWA bei der Begründung einer Ausweitung der „Versuche über die Strahlantriebe“
in Kummersdorf. Die Klärung dieses grundsätzlichen
Problems zeigte aber auch schon die Gesamtproblematik dieser
Flüssigkeitsraketen. Dieses neuartige Transportmittel erforderte neben der
Beherrschung chemischer Prozesse eine regelungstechnische Präzision, die bis
dahin unbekannt war; führte zu bautechnischen Genauigkeitsforderungen und
Normen bislang unvorstellbarer Größen. Diese Technik musste von Grund auf neu
entwickelt werden – Vorbilder gab es nicht! Hinzu kam, dass es sich um eine
Komplextechnik handelte, d. h. dass eine Vielzahl von Einzelfunktionen, von
Bauteilen, Baugruppen, Regelungs- und Steuerelementen usw. auf einander
abgestimmt und zu einem funktionsfähigen „Aggregat“ vereinigt werden mussten.
Und neben den technischen Problemen musste eine Fülle wissenschaftlicher Fragen
geklärt werden, die bis dahin bestenfalls von akademischem Interesse gewesen
waren. Kein Wunder, dass – nach einigem
Herumexperimentieren – spätestens an Ende 1932 eine umfassende
Grundlagenforschung anläuft, die dann bis 1945 etwa 920 Begriffe und deren
Kombinationen als Kennzeichen der verschiedenen Arbeitsgebiete umfassen wird.
Peenemünde (Ost) war eben nicht nur das A4!“ Soweit zu
den Voraussetzungen für die Entwicklung der Raketentechnik, die die Historische Arbeitsgemeinschaft Peenemünde
(HAP) erarbeitet hat. Im nächsten
Infoblatt geht es um die Anfänge der
A4-Zielpunktermittlung. kf Ein Sohn erinnert sich Am 13. Mai
2013 erschien in der Ostseezeitung auf Seite 12 ein Artikel mit der
Überschrift: Von Hannover über
Usedom in die Provence
Horst
Deuker, der Sohn des Raketenspezialisten aus Peenemünde, schildert seine
Kindheit auf der Insel Usedom. Seine Familie wohnte ab 1943 in Koserow im „Haus
Dornröschen“. Über seinen
Vater, Ernst August Dr.- Ing. Deuker, geboren am 19.09.1912, haben wir Dank dem
Archiv des HTM herausgefunden, dass er von 1943 bis 1945 in Peenemünde war. Er
war Mathematiker und im Flak-Versuchs-Kommando eingesetzt. Er arbeitete an der
Entwicklung der Rakete Wasserfall mit. Nach dem
Krieg ging er mit Wernher von Braun nicht mit nach Amerika. Frankreich zeigte
Interesse an dem Raketenspezialisten aus Peenemünde. In Vernon arbeitete er an
geheimen Rüstungsprojekten der Franzosen mit, sowie an der Entwicklung der
europäischen Ariane-Rakete. Dr.-Ing.
Ernst August Deuker ist 1982 verstorben. kf Ostsee-Zeitung
13.05.13 Merindol/Usedom Von Hannover über Usedom in die Provence Horst Deukers Vater war Raketenspezialist in
Peenemünde. Für seine Kinder war der Strand das Paradies, bis der Krieg kam. Sein
Sohn erinnert sich an die Kindheit auf Usedom. 13.05.2013 00:00 Uhr Merindol. Mitten in der Provence steht das kleine
Dorf Merindol. Und mitten in Merindol befindet sich ein umgebauter Schafstall.
Horst Deuker sitzt mit übergeschlagenen Beinen in einem kargen Raum mit vielen
Stühlen. Es riecht ein wenig nach Wolle und Heu. Der Vorsitzende des
Geschichtsvereins klopft auf das dicke Gästebuch: „Immer wieder kommen Leute
mit Waldenser Wurzeln zu uns.“ Über die Waldenser weiß man hierzulande nicht
viel. Die Freigeister wurden vom Mittelalter an als Ketzer verfolgt. Ihr
Schicksal ist verwoben mit dem der Hugenotten und Hussiten. Deukers Geschichtsverein hat es sich zur Aufgabe
gemacht, all dies genauer zu erforschen. Der hochgewachsene weißhaarige Mann
spricht frei, strukturiert und flüssig. Nur manchmal sucht er nach einem
passenden deutschen Wort und fällt dabei ins Französische. Der 75-Jährige wurde
in Hannover geboren, lebte als Kind auf Usedom und später in Frankreich, dort
war er als evangelischer Pfarrer tätig. Seit er im Ruhestand ist leitet er den Verein. Die
Geschichte der Waldenser ist bei ihm in profunden Händen. Aber wie er von
Hannover über Usedom nach Merindol kam, ist noch mal eine eigene Geschichte,
die man eher zufällig erfährt. „Mein Vater arbeitete als Raketenspezialist an der
Entwicklung der V2 in Peenemünde. Wir bewohnten in Koserow das ‚Haus
Dornröschen‘. Es lag auf der linken Seite einer kleinen schnurgeraden Straße,
die von der Hauptstraße bis zum Kiefernwäldchen und dann zum Meer führte. Für
mich waren Koserow, das ‚Dornröschenhaus‘ und das Paradies gleichbedeutend —
trotz dieser schrecklichen Kriegszeit. Ostern 1944 wurde ich eingeschult. In der Ostsee habe
ich schwimmen gelernt und kann mich noch gut erinnern, wie ich versuchte von
einem Pfeiler der Seebrücke zum anderen zu schwimmen. Meine Eltern hatten
natürlich einen Strandkorb gemietet. Andere Stranderlebnisse waren die Versuche
an der unheimlichen V2, die mit viel Lärm und Feuer durch den Sommerhimmel
flog. Beim großen Bombenangriff auf Peenemünde im August 1943 versammelte sich
die ganze Nachbarschaft nachts in unserem Hof, wir schauten mit Entsetzen nach
Westen in den erleuchteten Himmel. Am nächsten Morgen zogen Scharen von
Evakuierten und Verletzten durch Koserow. Anfang 1945 wurden die Peenemünder
Einrichtungen nach Thüringen verlagert, dort feierten wir Anfang März 1945
meinen 7. Geburtstag.“ Bekanntlich warben nach dem Krieg Amerikaner,
Engländer, Franzosen und Russen um die deutschen Ingenieure. Auch um den
Raketenspezialisten Deuker. Aus Amerika fragte Wernher von Braun an. „Doch eine
so große Entfernung von der Familie wollten meine Eltern nicht auf sich
nehmen,“ erinnert sich Horst Deuker. Der Vater folgte dem Ruf der französischen
Regierung und arbeitete später mit etwa 150 anderen Deutschen in der Normandie.
Die Zeit in Frankreich habe der Vater als die „schönsten Jahre“ bezeichnet. Die
Zeit auf Usedom hingegen war vom Krieg geprägt, in dem Mutter und Vater einen
Bruder verloren. Der Krieg hatte auch die Universitätslaufbahn des Vaters jäh
beendet, doch „... trotz allem haben sie das Haus und den Strand in Koserow
sehr geliebt,“ weiß Horst Deuker. Nach der Wende besuchten seine Schwestern die
Insel und das Museum in Peenemünde. „Aber ihre Kindheit haben sie nicht wieder
gefunden“, meint Horst Deuker. „Vielleicht habe ich aus diesem Grunde selbst
keine Gelegenheit gesucht. Ich möchte die schönen Erinnerungen nicht
verwischen.“ Auch die Fotos vom Strandkorb seien bei den vielen Umzügen
verloren gegangen. Peenemünde in Frankreich In Vernon an der Seine arbeiteten nach dem Zweiten Weltkrieg etwa 150
deutsche Wissenschaftler an streng geheimen Rüstungsprojekten für Frankreich.
Das auf einem bewaldeten Hochplateau angesiedelte Laboratoire de recherches
balistiques et aéro-dynamiques (LRBA) gilt als Wiege der französischen
Raumfahrt. Im „Peenemünde von Frankreich“ wurden auch europäische Projekte wie
die Ariane-Rakete entwickelt. Horst Deuker war einer der Mitarbeiter. Steffi Schweizer Presseschau /OZ/MANTEL/WELT vom 26.04.2013
Im All muss dringend aufgeräumt
werden Experten planen Beseitigung von
Weltraumschrott.
Dort ging
im Esa-Kontrollzentrum gestern eine internationale Tagung zu diesem Thema zu
Ende. Vorschläge für Pilot-Vorhaben zur Beseitigung von Weltraumschrott sollten
bald auf dem Tisch liegen. „Ideal wäre
innerhalb der nächsten zehn Jahre“, sagte Klinkrad. Weltraummüll
bedroht Satelliten für Wetterdaten, Handy-Netze und Navigation ebenso wie die
Raumstation ISS. Nach Schätzungen rasen inzwischen mehr als 23 000 Objekte mit
einer Größe von mehr als zehn Zentimetern mit einem Tempo von durchschnittlich
25 000 Kilometer pro Stunde um die Erde. An dem Treffen nahmen rund 350
Experten teil. Die Nasa war per Video zugeschaltet. Wir danken für die eingegangene Spende
Herrn Stüwe, Botho 50,00
€
Herrn Gademann, Walter 50,00
€
Im April hatten Geburtstag
Herr Klaus Felgentreu, Karlshagen; Herr Jürgen Pein, Kirchheim; Frau
Roswitha Harke, Hannover; Frau Antje
Schleifenbaum, Tangstedt-Rade; Herr
Werner Kuffner, Neeberg; Herr Rolf -
Dieter Basler, Elmshorn; Im Mai hatten Geburtstag
Herr Dr.med. Ernst Glaser, Garmisch-Patenkirchen; Herr Joachim Reuter,
Mönkeberg; Frau Ruth Lange, Dresden; Herr Wolfgang Vetter, Greiz/Sachswitz; Frau Ulrike Chust, Peenemünde; Herr Michael Beinhardt, Duisburg; Herr Kurt Graf, München; Herr Ralf Rödel, Karlstein; Im Juni haben Geburtstag
Herr Peter Lange, Dresden; Frau Ute Schäfer, Wanderup; Herr Rainer Koch, Peenemünde; Herr Hartmut Stöckmann, Pritzier Herr Bruno Krauspenhaar, Hohndorf; Herr Gerhard Helm, Norderstedt; Frau Maria Klar, Flensburg; Herausgeber: Förderverein Peenemünde „Peenemünde - Geburtsort
der Raumfahrt" e.V., Anschrift:
Förderverein Peenemünde e. V. Waldstraße
03 17449 Karlshagen; Tel.: 038371/20106;
038371/20695 e-mail: huebner-l@t-online.de
Homepage: www.foerderverein-peenemuende.de Gestaltung:
Gestaltung: Lutz Hübner und Klaus Felgentreu, Karlshagen; Druck:
„Druck-mit-uns“ Sperberhorst 6 22459 Hamburg Alle Rechte,
einschließlich Fotokopie, Mikrokopie, Verfilmung, Wiedergabe durch Bild-, Ton-
oder Datenträger jeder Art und des auszugsweisen Nachdrucks, vorbehalten. Die
Vervielfältigung des Ganzen und von Teilen hieraus ist nicht gestattet, außer
nach Einwilligung. Strafbar macht sich, wer in anderen als den gesetzlich
zugelassenen Fällen ohne Einwilligung der/des Berechtigten ein Werk
vervielfältigt Bankverbindung:: Beitragskonto: 384 000 487;
Spendenkonto: 384 001 432
Bankleitzahl: 150 505 00 Bank: Sparkasse Vorpommern Beitragskonto: IBAN: DE64150505000384000487 NOLADE21GRW Spendenkonto: IBAN: DE60150505000384001432 NOLADE21GRW Die Ahnen der
Erdbeobachtung Die Anfänge der Weltraumphotographie von Gerhard Helm Seit der Erfindung der Rakete
durch die Chinesen im 13. Jahrhundert sind viele Versuche unternommen worden,
diese für mehr als Feuerwerk und kriegerische Zwecke zu verwenden. Die Verbindung der Rakete mit der
Fotografie eröffnete Anfang des letzten Jahrhunderts neue Möglichkeiten, die
gerade am Vorabend des Ersten Weltkrieges das Interesse des Militärs fand. Nach
vielen Zwischenstufen mittels Ballons, Zeppelinen, Flugzeugen und sogar
Brieftauben ergab sich in den 30er Jahren durch die Entwicklung der ersten,
gesteuerten Flüssigkeitsgroßrakete, der „A4“ in Peenemünde, daß auch diese, obwohl
nur für Kriegszwecke vorgesehen, ein hervorragender Träger wissenschaftlicher
Geräte sein könnte. Diese Entwicklung wurde gegen Ende des Krieges noch einmal
aufgenommen, kam aber nicht mehr zum Start. Gemeint ist die „Regener Tonne“,
die statt Sprengstoff als Nutzlast für die A4-Rakete vorgesehen war und
verschiedene Messgeräte tragen sollte. Der
Konstrukteur, Professor Erich Regener (1882-1955), hatte schon im Jahre 1942
von Wernher von Braun einen Entwicklungsauftrag hierzu erhalten. Seine 1937
gegründete, private Forschungsstelle für Physik der Stratosphere wurde bald ins
Kaiser-Wilhelm-Institut eingegliedert und erhielt so Zugang zu staatliche
Forschungsaufträgen. << Peenemünde,
Montagehalle des Prüfstand 7: Versuche mit einem Bänderfallschirm
für die Regener Tonne
>>
Ein Lufttemperaturfühler Das vermutlich einzigste noch existierende Teil der Regener Tonne
Sehr viel früher jedoch, etwa um
1900, begann der sächsische Ingenieur Alfred Maul (1870-1942) aus der Nähe von
Dresden mit Experimenten, die ihm etliche Patente einbrachten und die spätere Entwicklungen
schon ahnen ließen. Anders als viele Konstrukteure vor
ihm löste er fast alle Probleme einer „raketenbetriebenen Kamera“. So benutze
Maul einen Kreisel zur Stabilisierung. Die Kamera saß in einem drehbaren
Gehäuse, verbunden mit einem kardanisch aufgehängten Kreisel. Dieser wurde vor
dem Start ausgerichtet und auf hohe Drehzahl gebracht. So behielt die Kamera
beim Aufstieg die gleiche Blickrichtung bei, während sich die Rakete um ihre
Längsachse („Drall“, ein berüchtigtes Problem der A4) drehen konnte. In einer späteren Entwicklung
versuchte Maul auch, die Längsstabilisierung seiner Rakete durch einen Kreisel
zu kontrollieren. Dieses Konzept wurde erst wieder
in den 30er Jahren durch Wernher von Braun aufgegriffen. Beim Modell „A1“
funktionierte das noch nicht, weil die Rotation der als Kreisel ausgelegten
Raketenspitze nicht wirkte. Beim Modell „A2“ wurde der Kreisel in die
Gerätemitte verlegt. Zwei erfolgreiche Starts im Dezember 1934 bestätigten die
Funktion. Mauls zweite, wichtige Idee war,
die Trennung der Kamera vom Rest der Rakete vor der Landung. Am höchsten Punkt
der Flugbahn wird ein Fallschirm ausgelöst, Oberteil und Unterteil der Rakete schweben , nur durch ein
Seil verbunden, zu Boden. Die Kamera landet so weich und unbeschädigt. Im August
1906 konnte Maul auf einem Militärgelände nahe Königsbrück bei Dresden seine
Photorakete vorführen. Dazu errichtete er eine ca. 400 kg
schwere Lafette zur Aufnahme der Rakete beim Start. Deren Gesamtlänge betrug 6
m, davon allein 4,60 m für den Stabilisierungstab mit Leitflächen. Unmittelbar
vor dem Start wird durch elektrische Auslösung ein Gewicht vom Oberteil des
Startgestells fallen gelassen. Dadurch wurde eine auf dem Kreisel aufgewickelte
Schnur abgezogen und brachte diesen auf Drehzahl. Dann erfolgt der Start,
ebenfalls durch elektrische Zündung. Die dritte, große Idee von Maul
war der Einsatz eines staudruckempfindlichen Schalters in der Spitze der
Rakete, der kurz vor dem Kulimantionspunkt die Kamera auslöst. Dies ermöglichte
verwackelfreie Aufnahmen, die mit einer am Fallschirm hängenden und somit
pendelnden Kamera nicht möglich wären. Ein wirtschaftlicher Erfolg waren
Mauls, später noch zu Ehren kommenden Erfindungen nicht, auch das Militär
zeigte sich wenig begeistert, machten doch die Fortschritte in der Luftfahrt
das Fotografieren aus Flugzeugen einfacher. Mauls Fotorakete ist heute im
Deutschen Museum zusammen mit den wenigen, erhaltenen Fotografien zu
besichtigen. Der Maul'sche Startturm Wie bereits zuvor beschrieben, durfte
die Peenemünder Entwicklung der gesteuerten Raketen in den Kriegsjahren nicht
für wissenschaftliche Zwecke verwendet werden. Erst mit der „Regener Tonne“
wurde ein Anfang zur Höhenforschung gemacht.
Die
Verwendung der „A4“ in Amerika nach dem Krieg erhob die deutsche Rakete
sozusagen zum Forschungsgerät. Die meisten der von White Sands, Neumexiko,
gestarteten Raketen trugen wissenschaftliche Geräte ins Weltall, natürlich auch
Foto- und Filmkameras. Deren heile Bergung gelang ebenso wie bei Alfred Maul
durch Verwendung eines Fallschirms für die Spitze nach der Trennung von der
Rakete.
Aufnahme vom 5. August 1948 aus einer Höhe
von 162 km über der Wüste von Neumexiko Blickrichtung Westen
zum Pazifik
Quellen: DM, Mathias Knopp "Die Fotorakete von Alfred
Maul", 2003 Max-Planck-Gesellschaft, Michael Globig, "Mit der Tonne
in die Atmosphere", 2006 Bilder: Archiv V2-Research-Group, USA Bomben auf
Peenemünde/Karlshagen -Operation Hydra wird
vorbereitet-
Dem Angriff
auf Peenemünde war eine umfangreiche Aufklärung der Engländer vorausgegangen.
Hochfliegende „Spitfires“ und „Mosquitos“ wurden dafür eingesetzt. Am
23.06.1943 wurde der Zentralen Auswerteeinheit AIUC, in der Nähe London,
Luftbilder des Peenemünder Versuchsgeländes vorgelegt. Die Luftbildaufnahmen
hatte der Oberfeldwebel E.P.H. Peek gemacht. Damit wurden Berichte über eine
mögliche Raketen-Produktion in Peenemünde bestätigt. Im Juni
1943 entschied deshalb der britische Premierminister, Winston Churchill, die
Anlagen in Peenemünde anzugreifen und leitete damit die Vorbereitung für die
Operation „Hydra“ ein. Der
Führungsstab der Royal Air Force entschied in der
„Bomber-Command-Operations-Order No°. 176“ einen „tödlichen Schlag bei
Mondschein“ durchzuführen. Der Bombenangriff hatte zum Ziel, erst die
Wohnsiedlung der Wissenschaftler und dann die Technischen Anlagen zu
vernichten. Im nächsten
Infoblatt setzen wir fort. kf Neues vom Büchermarkt In den
Buchhandlungen (zumindest in Karlshagen, Strandstraße) ist ein neues Buch über
die Denkmallandschaft Peenemünde erhältlich. Die Autoren Leo Schmidt und Uta K.
Mense sind von der Technischen Universität Cottbus. Mitglieder dieser UNI,
unter Leitung von Prof. Leo Schmidt, haben bekanntlich 2011 ein umfangreiches
Programm zur Erfassung aller Überreste Penemünder Denkmäler durchgeführt und Vorschläge für die weitere
Nutzung der Peenemünder Denkmallandschaft erarbeitet. Das wurde in einer
Ausstellung im HTM dargestellt und dokumentiert. Das
vorliegende Buch ist als wissenschaftliche Bestandsaufnahme sehr interessant. kf |