Zu dieser Ausstellung informiert der Geschäftsführer des HTM, Michael Gericke wie folgt:
"Die
Versuchsstellen Peenemünde, in denen Heer und Luftwaffe im
zweiten Weltkrieg unbemannte Fernwaffen mit neuartigen Antrieben zur
Einsatzreife brachten, waren eine Großforschungseinrichtung mit
hunderten Labor- und Bürogebäuden, Werkstätten,
Prüfständen, Fertigungsanlagen, 80 Kilometer Schienennetz,
Straßen, Häfen, Flugplatz, Ver- und
Entsorgungseinrichtungen, Siedlungen und Lagern. Diese
Infrastrukturen machten es möglich, dass im vormals kaum
besiedelten Inselnorden gleichzeitig bis zu 12.000 Menschen lebten
und, arbeiteten und höchst ambitionierte Vorhaben realisierten.
Doch in Peenemünde wurde der Krieg nicht nur vorbereitet,
sondern er kam durch vier westalliierte Luftangriffe auch an den Ort
zurück. Nachdem die Wehrmacht Peenemünde zum Kriegsende
aufgegeben hatte, besetzt die Sowjetarmee die Anlagen, nutzte sie
kurzzeitig weiter, verbrachte Maschinen und ganze Gebäudeteile
ins eigene Land und sprengte den Großteil der verbliebenen
Einrichtungen. Was noch brauchbar war, wurde zum Neuaufbau zerstörter
Orte in der Region verwendet, und der Rest verschwand im Grünen.
vor, dass die
historiographischen Methoden ergänzt. Wie erforschen Archäologen
einen Ort der Moderne? Welche Fragen ergeben sich aus einem
materiellen Ansatz, und welche Antworten liefert er, die Schrift- und
Bildquellen nicht liefern können?
Wernher von Braun – zum 111. Geburtstag Wernher Magnus Maximilian von Braun, so der vollständige Name, wurde am 23. März 1912 in der Stadt Wirsitz in Posen (im heutigen Polen) als Sohn einer aristokratischen Familie geboren. Sein Lebensweg war durch seine einflussreiche und wohlhabende Familie vorgezeichnet. Sein Vater, Magnus Freiherr von Braun, war ein hoher politischer Beamter, der in verschiedene Funktionen in Berliner Reichsministerien arbeitete. Seine Mutter, Freifrau Emmy von Braun, war eine gebildete, weltoffene und warmherzige Frau. Einen guten Teil seiner Begabung für Wissenschaft und Technik erbte er von der Mutter. Mit dreizehn Jahren wurde Wernher konfirmiert, als Geschenk erhielt er von seiner Mutter ein Teleskop. Dieses Teleskop wurde, wie von Braun später oft erzählte, zum zündenden Funken für die Erforschung des Weltraums, besonders des Mondes und des Mars und ließ den Entschluss reifen, eines Tages Maschinen zu bauen, mit denen man die Erde verlassen und zu anderen Himmelskörpern reisen könnte.
1930
wurde Wernher von Braun Student der Flugwissenschaften der
technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg. Im gleichen Jahr
wurde er Mitglied des 1927 gegründeten Vereins für
Raumschifffahrt (VfR). In seiner Freizeit arbeitete er als Assistenz
von Nebel und Oberth beim Bau einer Flüssigkeitsrakete. In
diesen Jahren befasste sich von Braun mit den technischen
Voraussetzungen einer bemannten Rakete. In der Zeitung „Umschau“
erschien 1932 ein Beitrag von Wernher von Braun unter den Titel „Das
Geheimnis der Flüssigkeitsrakete“. (Eine
Kopie seiner Arbeit finden unsere Leser in diesem Infoblatt.)
In seinen Studien zu Peenemünde schreibt Dr. Donald E. Tarter: „Er und andere hofften vielmehr, als Erwachsene die Naturgesetze verstehen und in den interplanetaren Raum reisen zu können. So wie die Welt allerdings war, verlangte sie, dass sie ihr edles Streben weniger edlen Zielen unterwarfen… Ihre Träume wurden beiseitegeschoben und ihre beruflichen Talente wurden umgeleitet zur Herstellung von Mitteln für Tod und Vernichtung“.
Im
Herbst 1932 gewann Walter Dornberger Wernher von Braun als leitenden
technischen Assistenten, womit er von Braun zum ranghöchsten
Zivilisten im Raketenprogramm machte. Was sagt uns das nun? Die Entwicklung der ersten Großrakete A4 (V2) vor 80 Jahren, sowie die erste Mondlandung von Menschen sind untrennbar mit dem Namen Wernher von Braun verbunden. Das ist eine unumstößliche Tatsache. Tatsache ist aber auch, dass das Leben von Wernher von Braun unterschiedlich bewertet wird. Unser Verein hat sich seit seiner Gründung intensiv mit dem Leben und Schaffen von Wernher von Braun und seinem Peenemünder Team befasst. Wir mussten feststellen, dass gestern und heute kein Wissenschaftler so polarisierte wie er. Es gibt Menschen, die aus seinem Leben ein Bild produzieren, welches aus von Braun eine Nazi-Größe macht, aber es gibt auch Menschen, die sein Leben so sehen, wie es war. Sie schätzen seine fachlichen und wissenschaftlichen Leistungen, als damals junger Mensch (er war 1940 erst 28 Jahre alt), hoch ein. Bei den kritischen Stimmen finden wir oft auch solche, die ihre Meinung über von Braun dem „Zeitgeist“ opfern. Es
bleibt der heutigen und der nachfolgenden Generation überlassen,
Wernher von Braun als Visionär in Sachen Raumfahrt zu bewerten.
Wir hoffen, dass die neue Ausstellung im HTM dazu beiträgt, eine
richtige und sachliche Bewertung der Peenemünder Geschichte
aufzuzeigen.
Ein
Peenemünder erinnert sich Erinnerungen
an Wernher von Braun In
der „Die
Rakete“,
dem Organ der Interessengemeinschaft
der ehemaligen Peenemünder schildert
Dipl.-Ing. Rudolf Wackernagel wie er Wernher von Braun kennen gelernt
hat und wie er mit ihm zusammengearbeitet hat. Hier einige wichtige
Auszüge. Unter
der Überschrift: „Mein
Anfang bei Dr. v. Braun „ schreibt
er:
Bahnhof
Kummersdorf 1997
Zum
Erstaunen meiner Dienstelle, der Deutschen Versuchsanstalt für
Luftfahrt (DVL) musste ich zum 1. April d. J. freigegeben werden…! Mein
neuer Arbeitsplatz sollte nun die Versuchstelle des Waffenamtes in
Kummersdorf zwischen Zossen und Jüterbog werden. Mit dem Zug
erreichte ich Kummersdorf, wo unentwegt geschossen wurde. Mitten im
Wald lag die Versuchsstelle mit Bürohaus, Zeichensaal, Werkstatt
und Garage, und einigen Prüfständen. Dr. v. Braun drückte
mir als erstes seine Doktorarbeit über die Thermodynamik
des Strahlantriebes – „Ofen“ genannt – in die
Hand. Die Mitarbeiter waren „Papa“ Riedel (Konstr.),
Rudolf (für Ausführung und Werkstatt), etwa zehn
Konstrukteure, u. andere. Ich sollte vorwiegend für die
Messungen arbeiten. Aber jeder Tag brachte etwas anderes. Außerdem
arbeiteten wir auf Peenemünde zu mit Planung, Bau und
Ausstattung der HVP, wo das A4 entwickelt und gebaut werden sollte.
Da waren also die Versuche mit kleineren Öfen (1 bzw. 1,5 t) in
Vorbereitung. Die Zeit drängte, und so war jedes Misslingen auf
dem Prüfstand ein schwerer Rückfall. Eines späten
Abends war ein Versuch wieder missglückt, Ofen und Prüfstand
waren zerstört. Wir standen ratlos vor den Trümmern: Papa
Riedel, Rudolph, Meister Grünow, Krähe, ich und andere. Da
kommt Dr. v. Braun hinzu, sieht uns betroffen stehen. Nach kurzem
Bedenken sagte er: „Morgen wird mit Nachdruck die
Instandsetzung eingeleitet, jetzt gehen wir erst einmal ins Kasino
essen“. Wir atmeten auf, und die Spannung war verflogen.
Welchen unglaublichen Optimismus konnte dieser junge Mensch
verbreiten! Und der hat ihm viele Male helfen müssen.
Raketenprüfstand
zur Dissertation von Wernher v. Braun
An
einem Sonntag kommt v. Braun tief ergriffen aus Berlin zurück:
„Er habe seine größte seelische Erschütterung
erlebt, er musste sich von seinem Mädchen, der
Schaffnerstochter, endgültig trennen. Es wäre doch nichts
für die Zukunft! (Ich konnte es gut verstehen, denn auch ich
hatte ein ähnliches Erlebnis gerade hinter mir). Bei seiner
völligen Ausrichtung auf seine Arbeit musste alles Private
zurückstehen. Seine Eltern waren weit weg, und wer sorgte schon
für ihn? Dieses Problem wurde sehr augenfällig, als Frau
Plaschke mir die zerfetzte Unterwäsche und den Arbeitsrock mit
großen Löchern an den Ellenbogen zeigte. Dies könne
sie nicht mehr flicken. Auch erinnere ich mich an eine andere
Situation: Zu einem (mir nicht mehr bekannten) Anlass erschien er –
aus Berlin zurückkommend – im Frack. Aber wie saß
dieser Frack so unmöglich schlecht! Entweder war er geerbt oder
entliehen! Auch auf das Essen legte er wenig Wert. Essen muss man ja,
dann aber viel Gemüse in großen Mengen. Alkohol und Tabak
waren verpönt, Rotwein ausgenommen. Ja,
so lebten die jungen Peenemünder am Anfang ihrer Laufbahn. Wie
es weiterging, steht im nächsten Infoblatt. kf
Aus
dem Universum – Astrophysik Vermisster
Himmelskörper Ein
untergegangener Mond, Chrysalis genannt, könnte die Ursache für
die Ringe des Saturns sein, berichten Forschende des Massachusetts
Institute of Technology.
Aus
P.M. 12/ 2022 Umschau Das Geheimnis der Flüssigkeitsrakete von Wernher von Braun Das 20. Jahrhundert hat der Menschheit die Erfüllung eines ihrer sehnlichsten Wünsche gebracht: das Fliegen. Aber schon drängt die Entwicklung dahin, höher hinauszukommen, um von Wind und Wetter unabhängig mit größter Geschwindigkeit und Sicherheit weite Strecken überfliegen zu können. Für
einen Augenblick ist die technische Entwicklung des Höhenzuges
in Stillstand geraten:
Zur Erreichung noch größerer Höhen kann nur eine völlige Abkehr von den heutigen Antriebssystemen verhelfen. Wir brauchen einen Antrieb, der von dem Vorhandensein der Luft unabhängig ist. Die einzige Möglichkeit, auch im luftleeren Raum zu fliegen, liefert der Raketenantrieb. Jeder kennt die Rakete aus der Feuerwerkerei. Ein Pappröhrchen, voll Pulver gestopft und hinten angezündet, das mit langem Feuerstreif gen Himmel zieht. In der modernen Pulverraketenindustrie hat man es verstanden, aus dieser Ursprungsform der Rakete außerordentlich zuverlässige Hochleistungsraketen zu entwickeln, die als Schiffrettungs-, Leucht-, Photo- und Hagelraketen weitgehende Verwendung finden. Aber über eine gewisse Leistungsgrenze kann man auch hier nicht hinaus. Alle Versuche scheiterten an der Explosivität des Pulvers und seinen nicht genügenden chemischen Energiegehalt, nicht zuletzt auch an der Unmöglichkeit, die Leistung des Brandsatzes nach einmaligem Entzünden auch nur innerhalb geringer Grenzen zu verändern. Eine neue große Bedeutung konnte die Rakete erst in dem Augenblick gewinnen, wo es gelang, brauchbare Raketen für flüssige Treibstoffe zu konstruieren. Treibstoffe wie Benzin oder Alkohol haben nicht nur einen weit höheren Energiegehalt als die besten rauchlosen Pulver, sondern sie ermöglichen auch den Bau von Raketen, für die die Gefahr einer Explosion überhaupt nicht besteht. Denn zu ihrer Verbrennung gehört Sauerstoff, den man in getrennten Behältern in verflüssigtem Zustande mitführen kann, und der mit dem Treibstoff selbst überhaupt erst im Augenblick der Verbrennung in Berührung gelangt. In den rauchlosen Pulvern, deren Verwendung im Raketenbau übrigens ohnehin schon besondere Schwierigkeiten macht, ist der Sauerstoff dagegen schon im Molekül vorhanden, so daß durch jeden kräftigen Stoß die Möglichkeit einer thermischen Umgruppierung gegeben ist, die stets explosiv vor sich geht. Neben
all diesen Dingen Rakete für flüssige Treibstoffe aber
noch einen ganz besonders wichtigen Vorzug: Ihre Leistung
ist regulierbar.
Denn eine Flüssigkeit braucht nur durch ein Ventil geleitet
werden, damit man ihren Durchflußstrom nach Belieben
regeln kann. Für jede Maschine, die einmal für den Verkehr
Bedeutung haben soll, ist dies eine unerläßliche
Vorbedingung. -
Eine Flüssigkeitsrakete ist wirklich eine ganz regelrechte
Maschine. Sie
besitzt Tanks, in denen der Treibstoff aufbewahrt wird,
Zuleitungsrohre, Regulierventile und einen Motor - den Raketenmotor.
Um
einem Gas eine möglichst hohe Strömungsgeschwindigkeit zu
verleihen, tut man gut daran, es zu erwärmen. Es entsteht dann
die Wohlbekannte Kaminwirkung, die das „Ziehen“ eines
Ofens bewirkt, deren Ursache nichts anderes ist, als daß die
Wärmeenergie eines Gases auf dem langen
Wege
durch den Schornstein in Bewegungsenergie, also Strömung,
umgesetzt wird. Freilich sind die Temperaturunterschiede beim
Raketenmotor wesentlich höher als in einem normalen Ofen, sie
betragen bis zu 2000°.
Der
Raketenmotor ist also ein Motor ohne rotierende Teile. Er besteht
einfach aus einer Verbrennungskammer und einer anschließenden
Düse. Wegen dieser Einfachheit sind auch seine Verluste
außerordentlich gering. Bei den modernen Raketenmotoren für
Benzin und verflüssigten Sauerstoff ist es z.B. schon heute
gelungen, Ausströmungsgeschwindigkeiten bis zu 2000 m pro
Sekunde zu erreichen. Die Leistungen solcher Apparate sind auch
dementsprechend hoch. So konnte z.B. kürzlich ein Raketenmotor
erfolgreich erprobt worden, der bei einem Treibstoffverbrauch von nur
500 g pro Sekunde einen dauerhaften Rückstoß von ziemlich
genau 100 kg gab, das entspricht einer indizierten Dauerleistung von
26 60 PS!
Die Entwicklung derartiger Raketenmotoren birgt natürlich, erhebliche Schwierigkeiten. Das muß zur einen Seite Temperaturen bis zu 2500° widerstehen; und zur anderen auch noch die Temperatur von -1.83 ° des verflüssigten Sauerstoffs aushalten. Besondere Schwierigkeiten bereiten auch die Ventile der Sauerstoffleitung, die bei der niedrigen Temperatur stets die Gefahr des Einfrierens unterliegen. In der Praxis wird jeder neue Motor zunächst, auf den Prüfstand genommen, wo er seine Leistungen durch Meßinstrumente registriert werden. Dann wird der Motor einer “Zerreißprobe“ unterzogen, bei der er weit über das normale Maß hinaus beansprucht wird. Und erst wenn er auch diese Probe bestanden hat, wird er in eine freifliegende Rakete hineingesetzt und zum Start gelassen. Schon heute werden mit Flüssigkeitsraketen Steighöhen von 1000 m mit Leichtigkeit erreicht. Die Rakete landet nach Beendigung des Fluges an einem Fallschirm, den sie im oberen Punkt ihrer Bahn entfaltet, und kann sofort „nachgetankt“ und wieder starten gelassen werden. Es wäre auch ohne Schwierigkeiten möglich Raketen für 50 oder100 km Steighöhe zu bauen. Bisher scheiterten alle derartigen Projekte noch immer an der leidigen Geldfrage. Doch es bleibt zu hoffen, daß auch diese Schwierigkeiten bald überwunden werden. Derartige Raketenaufstiege in große Höhen wären von hervorragendem Interesse für die Wissenschaft. Man könnte mit ihrer Hilfe nicht nur die Beschaffenheit der obersten Luftschichten bequem erforschen, sondern man könnte auch Photographien der Erdoberfläche aus großer Höhe machen, die vielleicht geeignet wären, ganz neuartige meteorologische Beziehungen aufzudecken. Aber damit allein wäre die Entwicklung der Flüssigkeitsrakete noch nicht gerechtfertigt. Eine Maschine, in deren Bau man Geld hineinsteckt, muß auch imstande sein, dieses Geld zu verzinsen. Die Rakete muß sich auch rentieren. Eine Rentabilität verspricht die Postrakete zur Überbrückung großer und größter Entfernungen. Bei
einer Anfangsgeschwindigkeit von etwa 7000 Meter pro Sekunde würde
eine Rakete z.B. in einem großen Wurfbogen in
25 Minuten über den ganzen Atlantischen Ozean von Europa nach
Amerika fliegen können.
Erst wenn uns die Fernrakete genau so selbstverständlich geworden sein wird, wie es uns heute die Eisenbahn und Flugzeug ist, dann wird man einmal nach der Mondrakete fragen dürfen. Heute kann man über die Frage der Weltraumschifffahrt nur das eine sagen, daß sie theoretisch möglich ist. Bis zu ihrer endgültigen Verwirklichung wird die Praxis aber noch einen weiten Weg zu gehen haben, über dessen Ausgang wir heute freilich noch nichts sagen können. Schon die Entwicklung einer verkehrsreifen Post- und Fernrakete birgt aber eine derartige Fülle interessanter Aufgaben, da gerade in dieser Zeit des allgemeinen Arbeitsmangels alle Kräfte zusammengefaßt werden sollten, um sie zum erfolgreichen Ende zu führen. *****
Ich war in Peenemünde Beim Raketenprofessor Dr. Wernher von Braun auf der HVP Begebenheiten am Rande des großen Geschehens / Fortsetzungsbericht von Karl Nehls, veröffentlicht 1969 in "Die Pommersche Zeitung" Der
Luftangriff am 17./18. August 1943
Die Vorsehung hatte mich vor meinem Tode an seiner Seite bewahrt. Seine kommissarische Vertretung übernahm schon am nächsten Tag der Vorsteher der HStOV in Greifswald. Nach der Meldung suchte ich sogleich meine Wohnung im Beamtenheim im "Schwedenkrug" in der Siedlung auf, gegenüber der Hauptwache. Penetranter Brandgeruch wehte mir allerorten entgegen, dass "Brandenburger Tor" im Dachstuhl war ausgebrannt, man blickte hindurch auf die Ruinen der Hindenburgstraße. Da stand ich auch vor dem "Schwedenkrug“ mit seinem ebenfalls ausgebrannten Dachstuhl. Das Feuer in meinem im Parterre gelegenen Zimmer hatte eingedämmt werden können, doch wie sah es darin aus! In Fetzen hängen die Gardinen herunter, die Decke auf dem Bett in der Nische zerrissen, die Schranktüren weit aufgerissen, Lebensmittel verstreut auf dem Teppich. Was hatte das aber alles zu bedeuten gegenüber dem Chaos rundum! Wo mochte der Inhalt der Schränke geblieben sein? Ein Blick aus dem Fenster klärte mich auf, vieles fand ich unter herabgefallenen Ziegeln verborgen. Wie in einem Kaleidoskop bunt durcheinander Akten, Briefe zwischen zerbrochenen Marmeladengläsern, Toilettenartikel auf Uniformstücken. Oben darauf eine Schallplatte mit dem Titel: „Leb wohl mein Blütenreich, teure Stätte, lebe wohl“ Wie oft hatte mich die Puccini-Madame-Butterfly-Musik erfreut, hier konnten die Worte mir so recht die Situation der Stunde offenbaren. Es war nicht nur meine Meinung, mit dem Luftangriff war gleichzeitig das Idyll Peenemünde für immer untergegangen, die Ruinen rundum gemahnten uns alle Morgen neu an den Ernst des Krieges und ließen Zweifel aufkommen über ein noch gutes Ende für Deutschland. Wenn ich immer von der schönsten Zeit meines Lebens als dem Einsatz in Peenemünde gesprochen habe, an jenem17./18. August ging sie zu Ende, verlöschten die Lichter. "Plünderer werden erschossen!“ Das
am Brandenburger Tor mit dieser Beschriftung angebrachte Schild hatte
auch Besucher in meiner Wohnung nicht vom Stehlen zu hindern
vermocht. Von meinem Fernglas war nur noch der Köcher vorhanden
und neben anderen Sachen vermisste ich auch Uniformstücke. Wo
mochte der Plattenspieler mit weit über 100 Schallplatten
geblieben sein, wo war das Radiogerät geblieben? Man konnte ja
niemand fragen, jeder hatte seine eigenen Nöte, meist doch viel
schlimmerer Art. Der sich sonst mit äußerster Präzision
auf der Dienststelle abwickelnde Betrieb, war weitgehend gestört.
Die Befürchtung, der Angriff könne sich wiederholen hatte
einen großen Teil der Gefolgschaft z. T. in den heimatlichen
Wohnort flüchten lassen. Zwei Tage später entdeckte ich auf
dem Sportplatz in der Siedlung einen Sack mit in höchster Eile
Zusammengerafften aus meiner Wohnung.
einer durch Panzer glattgewalzten Landschaft. Die Wohnhäuser sind noch nicht einmal lange bezogen, die neue Großkantine Fischer ist erheblich beschädigt, und auch das noch im Rohbau befindliche Verwaltungsgebäude weist beträchtliche Schäden auf. Das
Kameradschaftsheim am Strand in Karlshagen ist eine Ruine. Das
Dienstgebäude der HStOV (Haus Bergfried) bietet mit seinem
hochaufragenden übriggebliebenen Kamin gegen den Wald eine
triste Silhouette. Der Geldschrank der Kasse liegt umgestürzt am
Hang. Bei einem später festgestellten Kassenbestand waren von
der Summe von etwas über 50.000 RM lediglich einige hundert Mark
übriggeblieben in Hartgeld, von diesem noch ein Teil
zerschmolzen. Das Papiergeld war restlos verbrannt, auch die mit
Wasser angefüllten und im Safe aufgestellten Flaschen hatten
dies nicht verhindern können. Daneben die eisernen Träger
einer Bedachung mit vielen
Glassplittern ließen die ehemalige Gärtnerei mit dem
Treibhaus erkennen. Überall am Strand und in der Siedlung, wohin
man blickt Ruinen und Trümmer, aus denen verschiedentlich noch
Rauch aufsteigt.
Vor 50 Jahren – PROJEKT SKYLAB der NASA Mitte der 60-er Jahre sah die NASA die Möglichkeit, aus den Entwicklungen des Apollo-Programms eine Raumstation in eine Umlaufbahn, um die Erde zu bringen. Bereits bei der Apollo 11-Landung im Jahr 1969 entschieden sich die Manager für den Start der bereits eingerichteten Station mit einer Saturn V-Trägerakete. Beim
allerletzten Start der mächtigen Saturn V-Rakete wurde die 100
Tonnen schwere Raumstation Skylab gestartet. Drei Besatzungen wurden
in modifizierten Apollo-Kapseln mit der schubschwächeren Saturn
1B-Rakete zur Raumstation befördert. Der Wohnraum hatte ein
Volumen von ca. 283 m3 und war durch ein Gitter in zwei Stockwerke
unterteilt. In das Gitter konnten die Astronauten ihre Schuhe
einhängen und hatten somit einen sicheren Stand. Der obere Stock
hatte eine Reihe von Staufächern und einen großen Freiraum
zur Durchführung von Experimenten. Im Untergeschoß waren
die „komfortablen“ Wohnräume untergebracht: Drei
Schlafzimmer, eine Dusche, ein Badzimmer und außerdem ein
„Esstisch“. Das größte wissenschaftliche Gerät
war das Apollo Telescope Mount (ATM) zum Studium der Sonne.
Das
ATM hatte zur Stromversorgung seine eigenen Sonnensegel.
Zu den einzelnen Flügen von Skylab 2, 3 und 4 im nächsten Infoblatt. kf Neues vom Büchermarkt Angriffsziel
Peenemünde
Anfang Februar 2023 erschien bei MediaScript die 2. Auflage des Buches „Angriffsziel Peenemünde“ von Manfred Kanetzki. Da die 1. Auflage nach kurzer Zeit vergriffen war, und die Nachfrage weiterhin groß ist, machte sich eine Neuauflage notwendig. Als wesentliche Änderungen in dem Buch, gibt es neben einem neuen Cover, einen vergrößerten Plan der Wohnsiedlung auf der ganzen Seite 27. Die Kennzeichnung der Straßen und einzelner Bauwerke ermöglicht dem Leser nun eine bessere Orientierung beim Auffinden der im Text beschrieben Orte. Das Buch hat 172 Seiten, Preis 19,50 €, ISBN 978-3-9814822-9-4 Das Buch ist erhältlich über den Verlag
MediaScript GbR
oder dem Buchhändler ihres Vertrauens
Pressespiegel OZ 17.01.2023
Zehn Millionen Euro für Peenemünde-Museum Peenemünde. Die
Dauerausstellung des Historisch-Technischen Museums Peenemünde
soll neu gestaltet werden. Dafür stellen Bund und Land insgesamt
zehn Millionen Euro bereit, wie das Schweriner Kulturministerium
bekanntgab. „Das HTM-Peenemünde ist ein wichtiger Ort der
Auseinandersetzung mit der ambivalenten deutschen Geschichte“,
ordnete Ministerin Bettina Martin (SPD) ein. Um dem Anspruch der
kritischen Auseinandersetzung noch besser gerecht zu werden, sei die
Modernisierung notwendig.
OZ 17.01.2023 Das schwere Erbe von Peenemünde: Neue Dauerausstellung soll alle Facetten des Ortes zeigenDas Historisch-Technische Museum Peenemünde will sich neu erfinden. Am Donnerstag wurde der Planungsvertrag für die neue Dauerausstellung mit Architekten aus Köln und Münster unterzeichnet. So sehen Konzept- und Umbaupläne aus. Peenemünde. Mit
Hilfe von Westfalen und Rheinländern soll die Dauerausstellung
im Historisch-Technischen Museum (HTM) Peenemünde nun komplett
umgekrempelt werden. Nach einem europaweiten Ausschreibungsverfahren
haben das Museum und die Bietergemeinschaft DBCO GmbH aus Münster
und res d Design und Architektur GmbH aus Köln am
Donnerstag einen Generalplanungsvertrag für alle Baumaßnahmen
und Gestaltungsleistungen unterzeichnet.
Peenemünde: Wie wurde die Rakete zum Machtobjekt?Bis zum Frühjahr 2027 soll eine zeitgemäße Dauerausstellung entwickelt werden, die alle Facetten dieses Ortes zeigt. „Es ist ein komplexer Ort, der keine leichten Antworten gibt. Wir erzählen die Raketengeschichte des 20. Jahrhunderts. Wie wurde die Rakete zu einem Machtobjekt?“, wirft HTM-Kurator Philipp Aumann eine Frage auf.
Zudem soll die neue Ausstellung
die Geschichte des Ortes „bodenständig betrachten. Wie hat
sich Peenemünde in den letzten 100 Jahren verändert?
Fischerei, Landwirtschaft, Tourismus – wie prägt das
diesen Ort?“, sagt
Aumann, der damit eine Klientel ansprechen will, die nicht unbedingt
Peenemünde aus der militärischen Sicht betrachtet.
„Es soll ein Ort des Wohlfühlens sein und nicht der Angst“Plato war im Sommer 2022 das erste Mal in Peenemünde. „Wenn man da durch den Wald fährt, hat man noch immer das Gefühl, im Sperrgebiet zu sein. Peenemünde ist ein roher Kristall. Er soll ein Ort des Diskutierens und Wohlfühlens sein, der nicht Angst macht“, sagt der Kölner, der als Bietergemeinschaft mit der Firma aus Münster bereits das Deutsche Bergbau-Museum in Bochum umgesetzt hat. „Hier gibt es starke Parallelen zu Bochum“, sagt Plato. Bauliche Veränderungen soll es vor allem hinter den alten Mauern geben. Ein großes Thema werden die Barrierefreiheit und die Wegeführung sein. Aufzüge sind geplant, möglichst zwei, am Ein- und Ausgang. „Dazu sind wir mit der Denkmalschutzbehörde bereits in Gesprächen“, sagt Gericke. Ein weiterer Aspekt bei der Neuerfindung des Museums sind die konservatorischen Bedingungen für die Ausstellungsobjekte – klimatisierte Räume, UV-Schutz für Fenster. Multimedia-Stationen soll es auch geben. „Mitte des Jahres sind wir schlauer, wenn die Bestandserfassung abgeschlossen ist und die Kostenschätzung vorliegt“, so Gericke. In eigener Sache Wir danken für die eingegangene Spende
Im Januar hatten GeburtstagHerr Reinhard Dicke, Willich; Herr Rainer Adam, Karlshagen; Herr Hansgeorg Riedel, Braunschweig; Herr Frank Giesendorf, Berlin; Herr Norbert Nitzke, Revensdorf; Herr Thorge von Ostrowski, Tellingstedt; Herr Dirk Faißt, Dornstetten-Aach; Brigitte Faißt, Dornstetten-Aach;
Im Februar haben GeburtstagHerr Alexander Ackermann, Potsdam; Herr Andreas Gramm, Gera; Herr Dr. Wolfram Haider, Berlin; Herr Axel Hungsberg, Nordhausen; Herr André Kahl, Flensburg; Herr Christian Knauf, Karlshagen; Herr Klaus Schrader, Halberstadt; Im März haben GeburtstagFrau Waltraud Müller-Daniel, Faßberg; Herr Joachim Barsch, Altheim (Alb); Mr. John Pavelin, Barling Magna; Herr Holger Neidel, Sassnitz; Herr Adolf Frank, Hardthausen; Frau Dr. Rita Habicher, Berlin; Herr Lutz Hübner, Karlshagen; Herr Joachim Saathoff, Karlshagen;
Herausgeber:
Förderverein
Peenemünde „Peenemünde - Geburtsort der Raumfahrt"
e.V., Gestaltung: Gestaltung: Lutz Hübner und Klaus Felgentreu, Karlshagen; Druck: „Druck-mit-uns“ Sperberhorst 6 22459 Hamburg Alle Rechte, einschließlich Fotokopie, Mikrokopie, Verfilmung, Wiedergabe durch Bild-, Ton- oder Datenträger jeder Art und des auszugsweisen Nachdrucks, vorbehalten. Die Vervielfältigung des Ganzen und von Teilen hieraus ist nicht gestattet, außer nach Einwilligung. Strafbar macht sich, wer in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ohne Einwilligung der/des Berechtigten ein Werk vervielfältigt Bankverbindung:
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