Sitzungen des Vorstandes
Am 01.11.2004 hat der Vorstand auf seiner monatlichen Sitzung folgendes beschlossen:
1. Lutz Hübner und Sven Grempler werden mit sofortiger Wirkung in den Vorstand des Vereins berufen.
2. Lutz Hübner übernimmt die Geschäfte des Schatzmeisters und löst Manfred Kanetzki ab, der aus persönlichen Gründen aus dem Verein ausgetreten ist.
3. Sven Grempler arbeitet im erweiterten Vorstand mit.
4. Der Finanzbericht des Schatzmeisters für Oktober wurde bestätigt.
5. Der Jahresarbeitsplan für 2005 wurde beraten. Seine endgültige Bestätigung erfolgt auf der Vorstandssitzung im Dezember 2004. Die Veröffentlichung erfolgt in der ersten Ausgabe des Infoblattes 2005.
6. Änderungen und Ergänzungen unserer Internetstartseite wurden beschlossen.
7. Der Vorstand hat im neuen Büro seine Arbeit aufgenommen. Hier nochmals die neue Adresse:
Förderverein Peenemünde e. V.
Am Maiglöckchenberg 21
17449 Karlshagen
Tel./Fax: 038371/25479 (mit Anrufbeantworter)
e-mail: fvpeenemuende@aol.com
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Vereinsinformation
Als neues Mitglied in unserem Verein begrüßen wir recht herzlich
Herrn Jörg Felgentreu, Hassfurt.
Wir wünschen ihm viel Spaß und Freude bei einer erfolgreichen Vereinsarbeit.
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Der Vorstand wünscht allen Mitgliedern und Freunden des Vereins
schöne und besinnliche Feiertage sowie
ein erfolgreiches Jahr 2005 bei bester Gesundheit.
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Geschichte und Gegenwart
Herbert Lucht |
Im letzten Infoblatt haben wir Auszüge aus der Rede unseres Vereinsvorsitzenden, Volkmar Schmidt, auf dem Treffen zum 35. Jahrestag des IFR, veröffentlicht. Es ging besonders um die Peenemünder Zeit nach 1945. Vielleicht haben diese Ausführungen das Interesse geweckt, mehr über diese Zeit zu erfahren.
Einen hervorragenden Situationsbericht aus dieser Zeit von Herbert Lucht hatten wir vor über 10 Jahren in der RAKETENPOST, unserer ersten eigenen Zeitung, veröffentlicht. Wir sind der Meinung, dass dieser interessante Bericht von Herbert Lucht es wert ist, nochmals nach so langer Zeit unseren Mitgliedern zur Kenntnis zu bringen.
Die Schreibweise von Herbert Lucht haben wir beibehalten.
AUS DEN EPISODEN – 1946 UND 1947
in der ehemaligen Heeresversuchsanstalt Peenemünde erlebt
von Herbert Lucht
Am 13. März 1946 kam ich aus amerikanischer Gefangenschaft nach Hause, d.h. ich wurde schon im Dezember 1945 aus der Gefangenschaft entlassen und zwar nach Twisdorf bei Bonn. Dort habe ich bis Ende Februar 1946 bei der Dynamit-AG Nobel und Co. gearbeitet.
Im April 1946 nahm ich die Arbeit in der Arbeitsgemeinschaft Peenemünde unter Leitung von Herrn Dipl. Ing. Behtke auf.
Herr Behtke war Angehöriger der ehemaligen Versuchsstelle. Nach der Vorstellung bei ihm wurde ich als Schlosser und Dreher eingestellt.
In dieser AG wurden Artikel für Haushalt und Gewerbe hergestellt: Kochtöpfe, Wassereimer aber auch Geräte für die Küstenfischerei sowie Reparaturen an Fahrzeugen gehörten zu unserem Fertigungsprogramm. Das Gebäude der HVP stand unter Aufsicht der Roten Armee und unsere AG hatte deshalb auch viele Aufträge für die Besatzungsmacht zu erbringen. Diese Aufträge nahmen etwa 60% unserer Kapazität in Anspruch.
Unsere Werkstatt befand sich in der früheren Halle EW (Einzelbauwerkstatt) im östlichen Teil des ehemaligen Entwicklungswerkes neben dem Hauptmagazin. Die Halle war mit zwei Drehbänken, zwei Fräsmaschinen, zwei Bügelsägen und mehreren Schweißumformern sowie Autogen-Schweißgeräten ausgerüstet.
Im Hauptlager waren noch große Mengen von Material vorhanden; Bleche aus Stahl, Leichtmetall, Rundmetalle in allen Abmessungen aus hochwertigem Stahl und Buntmetallen standen uns zur Verfügung. Außerdem lagen viele Materialien in der Gegend herum.
Zu dieser Zeit war das Gelände noch nicht vollständig von den Russen abgesperrt. Jeder konnte sich hier noch mit Material versorgen. Es kamen viele Handwerker und Betriebe aus der Sowjetzone nach hier und holten sich ganze LKW-Ladungen ab. Die Leute kamen aus Sachsen, Thüringen und insbesondere aus Berlin. Hier war die reinste Fundgrube für die metallverarbeitende Industrie.
Die Hallen waren zum größten Teil noch vollständig ausgerüstet. Der größte Teil der Lüftungs- und Heizanlagen einschließlich der E-Motoren, Pumpen und Elektroanlagen waren noch betriebsfähig.
Kurz gesagt: Von der Stecknadel bis zur Rakete war noch alles vorhanden. Für die Schwarzhändler war dies das reinste Paradies. Neben all’ diesen Dingen lagerten hier noch riesige Mengen von dem sogenannten V-Sprit. In der näheren Umgebung von Peenemünde gab es kein Dorf, in dem nicht mindestens 4 – 5 Destillierapparate in Betrieb waren. Nach dem Destilliervorgang hatte der Sprit die Farbe des beigemischten Kaliumpermanganat verloren, jedoch die Fuselstoffe waren nach wie vor enthalten und mancher Trinker hat diesen Genuss leider mit dem Leben und dem Augenlicht bezahlt. Dieses Getränk wurde sogar auf Hochzeiten – vermischt mit Liköressenzen – ausgeschenkt. Jedoch war ein leichter Nachgeschmack von Teer beim Trinken zu verspüren. Die russischen Soldaten tranken diesen Sprit wie Wasser. Als Beigabe aßen sie rohe Zwiebeln und trockenes Brot. Aber ein altes Sprichwort sagt: “Was dem Deutschen ein Graus, macht dem Russen nicht aus.“
Unter der Leitung eines sowjetischen Kapitäns (Hauptmann) und eines Majors mussten deutsche Arbeiter alle Raketenteile, die im Gelände verstreut herumlagen, einsammeln und auf einem freien Platz vor dem Hauptmagazin transportieren. Dort wurden sie zu einem A4 zusammengebaut.
Die beiden Offiziere, Hauptmann Saizew und Major Palekin beherrschten die deutsche Sprache perfekt. Nach der Montage dieses A4 erschien eines Tages eine Kommission von Ing.-Offizieren im Range vom Leutnant bis zum Obersten. Sie waren mit Skizzenblöcken, Fotoapparaten und weiteren technischen Hilfsgeräten ausgerüstet, um alle Baugruppen der Rakete bis ins Detail aufzunehmen. Hauptmann Saizew hantierte mit einem großen Zeigestock und gab die erforderlichen Auskünfte. Wir konnten das alles von unserer Werkstatt aus beobachten und wenn wir daran vorbeigingen, kehrten sich die Offiziere nicht um uns.
In den ersten Monaten nach dem Krieg fuhr noch die moderne Werkbahn von Zinnowitz nach Peenemünde. Sie wurde erst im Sommer 1946 außer Dienst gestellt, d.h. es wurde mit den Abrissarbeiten der Oberleitungen begonnen. Danach wurden die Stahlmasten entfernt. Sie wurden einfach oberhalb der Betonsocke mit der Schlauchsäge (Schneidbrenner) abgebrannt. Die Betonsockel sind heute noch vorhanden. In aller Eile wurden dann alle Teile verladen und gleich abtransportiert. Nunmehr wurde der Bahnbetrieb mit Dampfloks und altertümlichen Personenwagen – manchmal dienten auch Güterwaggons zur Personenbeförderung – bestritten. Es wurden auch noch die französischen Personenwagen eingesetzt. Hierbei handelte es sich um Wagen, die von der Wehrmacht während des Frankreichfeldzuges erbeutet und in Peenemünde eingesetzt wurden. Die Abfahrts- und Ankunftszeiten waren sehr unregelmäßig. Sie waren von der Lust und Laune des Bahnhofkommandanten in Zinnowitz abhängig. Oftmals warteten in Zinnowitz tausend Menschen und mehr, die alle nach Peenemünde zur Arbeit mussten, auf die Weiterfahrt. Diese Leute waren schon sehr zeitig auf den Beinen. Sie kamen aus Ahlbeck und Wolgast angereist. Wir hatten oft stundenlang auf
dem Bahnhof NORD gewartet, bis der Zug uns abholte. Die Leute, die noch in der Siedlung oder in Trassenheide wohnten, gingen des öfteren zu Fuß nach Hause. Die Leute aus Ahlbeck oder Wolgast mussten warten. Sie waren an manchen Tagen 12 bis 14 Stunden unterwegs.
Jeden Tag fuhren die sowjetischen Ing.-Offiziere von Peenemünde mit einem Sonderzug nach Zinnowitz zum Mittagessen in „Schwabes Hotel“. Dort waren sie auch einquartiert. Nach dem Essen ging es nach Peenemünde zurück. Der Sonderzug bestand aus einer Dampflok und einem Personenwagen mit Querabteilen. Natürlich durfte in diesem Zug kein Deutscher mitfahren.
Im Juni 1946 wurden alle noch vorhandenen ehemaligen Kollegen der Versuchsstelle zusammengeholt und vor der Werkstatt EW zum Prüfstand IX beordert. Wir erhielten höhere Stundenlöhne und jeden Monat zusätzliche Prämien in Form von Produkten, wie zum Beispiel Fleisch, Brot, Mehl, Sonnenblumenöl und Zigaretten. Diese Zuwendungen waren in drei Kategorien eingestuft:
Kategorie I: Für Ingenieure;
Kategorie II: für Meister und
Kategorie III: für Schlosser.
Ein Schlosser bekam etwa 10 Pfund Mehl, 5 Pfund Fleisch, 2 Liter Sonnenöl, Salzfisch und 200 Zigaretten der Marke Sondermischung. Diese Zigaretten waren aus einheimischem Tabak hergestellt. Anfangs wussten wir nicht, was diese Maßnahmen bedeuten sollten, aber dann wurde das Geheimnis gelüftet: Wir sollten den stark beschädigten Prüfstand IX wieder in den Urzustand herrichten.
Neben den Prüfstand befanden sich zwei unbeschädigte Hallen. In einer Halle wurde eine Schlosserei, in der anderen eine Schmiede und ein Materiallager errichtet. In der Schlosserei wurde eine moderne Drehbank und eine Fräsmaschine aufgestellt. Die Drehbank war recht modern, sie besaß schon ein Konus-Leitlineal und war mit einer Gewindefindeuhr ausgerüstet. Hersteller dieser Bank war die Firma GLESS. An dieser Drehbank habe ich bis März 1947 gearbeitet.
Auf dem Prüfstand begann nun eine rege Tätigkeit. Ein Konstruktionsbüro wurde eingerichtet. Deutsche Ingenieure und russische Ing.-Offiziere, unterstützt von vielen technischen Zeichnern, fertigten technische Zeichnungen an. Der Prüfstand wurde von allen Seiten und von oben bis unten zu Papier gebracht und aus allen Stellungen fotografiert. Alle Einzelblätter wurden festgehalten. Es wimmelte hier wie in einem Ameisenhaufen. Jeder konnte spüren, dass ein außergewöhnliches Ereignis in der Luft lag.
Ende August erschienen Vertreter vom „Internationalen Kontrollrat“, um die Durchführungsbestimmungen des Potsdamer Abkommens zu überprüfen. Amerikanische, englische und französische Offiziere schwärmten durch das Gelände und nahmen alle Anlagen in Augenschein. Sie kamen danach alle drei Wochen wieder nach Peenemünde. Wir konnten alles aus der Nähe betrachten. Einen Tag nach dem ersten Besuch wurden die Aufbauarbeiten gestoppt und mit der Demontage begonnen. Ich schätze ein, dass der Russe vorher alles in „Papier und Tüten“ hatte.
Ende Oktober 1946 wurden alle Kollegen, die bei uns arbeiteten, nach Zinnowitz zum Arzt geschickt. Wir wurden untersucht und der Arzt, Dr. Machule, stellte fest, dass alle krank seien. Wir fühlten uns aber sehr gesund – aber es blieb dabei: „Du bist krank!“. Er sagte zu jedem „Du“ und hatte für jeden eine Krankheit gefunden. Der eine hatte Rheuma, der andere Magengeschwüre usw. Nach einigen Tagen wussten wir, warum der Arzt uns krankgeschrieben hatte. In einer Novembernacht wurden einige Ingenieure aus Zinnowitz und Neuendorf mit ihren Familienangehörigen von den Russen abgeholt. Sie durften nur das Notdürftigste an persönlichen Sachen mitnehmen. Die Wagen wurden in Güterwagen auf dem Zinnowitzer Bahnhof verladen und dann ging es ab in die „Kalte Heimat“.
Wenn ich mich recht erinnere, handelte es sich um die Familie Hanisch und Tolinski. Hanisch war früher Prüfstandsingenieur und Tolinski Leiter des Wasserwerkes gewesen. Er war für die Wasserversorgung des Werkes, der Prüfstände und der Siedlung verantwortlich. Wann und ob sie jemals wieder nach Hause gekommen sind, weiß ich nicht. Vielleicht weiß einer unserer früheren Arbeitskameraden mehr über das Schicksal dieser Familien. Unser Betriebleiter, Dipl. Ing. Behtke, war schon im Sommer 1946 in seine Heimat nach Westdeutschland zurückgekehrt.
Nach dieser Aktion wurden wir wieder von Dr. Machule gesund geschrieben. Somit hat er mit dazu beigetragen, dass wir nicht nach Russland kamen. Vielleicht war das auch mit den russischen Offizieren abgesprochen, weil wir zu kleine Fische waren.
Obwohl Swinemünde schon von den Polen besetzt war, wurde der Hauptteil der russischen Kriegsbeute im Hafen auf Schiffe verladen und von da nach Russland geschafft. Das Kommando der Russen in Peenemünde musste damals auch die Garnison in Swinemünde mit Technik und Material betreuen. Oftmals mussten auch von unserer Werkstatt Arbeitskollegen dort Reparaturarbeiten durchführen. Der Grenzübergang von Ahlbeck nach Polen war unkompliziert. Ein LKW, mit deutschen Arbeitern und Material beladen und von einem russischen Offizier begleitet, konnte jederzeit die Grenze passieren.
Im Sommer 1947 wurde unsere Werkstatt vom Prüfstand IX nach Karlshagen verlegt. Sie kam auf das Gelände, wo früher die Soldaten des VKN (Versuchskommando Nord) einquartiert waren. Hinter dem Wirtschaftsgebäude befand sich ein Fuhrpark der Wehrmacht mit Garagen und Kfz. - Werkstätten. Hier zogen wir nun ein. Von dieser Werkstatt wurde der Einsatz in Swinemünde von den Herren Busekow und Kalder geleitet. In der Werkstatt waren neben unseren deutschen Arbeitskollegen auch mehrere Ukrainer beschäftigt. Sie nahmen die Funktion von Meistern und Vorarbeitern ein.
Auf dem Gelände des Werkes liefen die Demontagen auf vollen Touren. Die Hallen wurden total ausgeräumt, das Gelände regelrecht umgegraben. Sämtliche Rohrleitungen, E-Kabel usw. wurden ausgebuddelt. Eine Zimmermannbrigade war nur beschäftigt, Kabeltrommeln herzustellen, damit die Kabel aller Querschnitte aufgespult werden konnten. Nach meiner Einschätzung ist nicht ein Meter oder eine Rohrleitung im Boden geblieben. Waren die Hallen ausgeräumt, wurden die Krananlagen, einschließlich der Hallenträger demontiert. Die Träger wurden an beiden Seiten des Mauerwerks durchgebrannt und stürzten dann in die Tiefe. Bei diesem Sturz wurden sie stark deformiert. Die Russen hatten eine tolle Technologie entwickelt, diese stark verzogenen Träger zu richten. Sie lief folgendermaßen ab:
Zuerst wurden die Träger so hingerückt, dass der kurze Hebelarm des Biegeradius frei in der Luft hing. Für diese Arbeiten standen etwa 20 Mann zur Verfügung, denn alles wurde mittels Brechstangen und Flaschenzügen bewegt. Wenn der Träger in der richtigen Lage war, entfachte man unter dem Biegeradius ein Hallenfeuer, bis der Träger an der Biegestelle rotwarm war. Durch die Länge und das Gewicht des Hebels wurde der Träger gerade. Für das
Heizmaterial sorgten ungefähr 50 Frauen, die alles brennbare Material, wie Holz, Dachpappe usw. aus dem Gelände heranschleppten. Die Spezialisten für diese Richtarbeiten waren Ukrainer. Sie gaben die Weisung, wie das Feuer geschürt werden musste. Nach 3 bis 5 Tagen war der Träger gerichtet. Er wurde dann mit einem Lanz-Bulldog zur Verladerampe geschleppt, dort in harter Knochenarbeit auf Eisenbahnschwellen gepallt und seitlich auf die Rungenwagen der Eisenbahn gezerrt. Diese Richtarbeiten haben Monate gedauert...
Ende 1947 ist es mir gelungen, mich von dieser Firma „abzuseilen“ und eine andere Arbeit zu finden. Nachdem dieses Kommando in Peenemünde alle Gebäude und Anlagen vorwiegend im Werk Ost und Süd gründlich geschleift hatte, zog es ab.
Auf dem Gelände von Werk-West wurde ein russisches Marineflieger-Geschwader stationiert. Dieses Geschwader verblieb bis etwa 1959 dort. Danach wurde der Flugplatz von den Luftstreitkräften der NVA übernommen. Die Seepolizei hatte schon 1951 von den Peenemünder Hafenanlagen Besitz ergriffen.
Herbert Lucht |
Kleiner Anhang:
Herbert Lucht hat danach auf der Peenewerft in Wolgast gearbeitet. Als aktives Mitglied unseres Vereins hat er bis zu seinem Tod, im Juni 1996, im erweiterten Vorstand tätig. Zusammen mit Reinhold Krüger hat er großen Anteil daran, dass die Peenemünder Geschichte aufgearbeitet und vielen Interessenten anschaulich nahe gebracht wurde. Er war einer der Zeitzeugen der seine Erlebnisse und sein Wissen um Peenemünde nicht für sich behielt. Er hat uns Jüngeren geholfen, die Peenemünder Geschichte neu zu entdecken.
Aktivitäten unserer Mitglieder
Unser Vereinsmitglied, Herr Werner Wischnewsky, hat auf unserer Jahreshauptversammlung am 24.09.04 einen interessanten Diskussionsbeitrag gehalten. Mit seinem Einverständnis geben wir die wichtigsten Passagen in unserem Infoblatt wieder.
Er führte aus:
„Vor zwei Jahren hatte ich der Jahreshauptversammlung versprochen, alles in meinen Kräften stehende zu tun, um eine Zug der ehemaligen Werkbahn nach Peenemünde zu holen. Aus der Reaktion während und nach der Versammlung fühlte ich mich darin bestärkt, dass es der Verein leid ist, die bisherige Tatenlosigkeit des HTI in dieser Sache weiter hinzunehmen. Ich darf an dieser Stelle den Vorstandsmitgliedern, aber auch Frau Dr. Habicher und Herrn Kurt Bornträger für ihre aufmunternden Worte danken. Das hat geholfen, die unterschiedlichsten Widerstände gegen das Werkbahnprojekt zu überwinden. Nunmehr, nach eineinhalb Jahren ist es endlich vollbracht, der Zug aus Garmisch-Partenkirchen ist wieder zu Hause... Leider ist der Zug im stark umgebauten und gerupften Zustand, aber mit viel Geld, mit Sachverstand und einer gehörigen Portion Begeisterung lässt er sich zu großen Teilen wieder rekonstruieren.
Wohltuend empfand ich die zunehmende Bereitschaft des HTI, sich der Aufgabe Werkbahn zu stellen und das Notwendige zu veranlassen. Heute ist man stolzer Besitzer der alten Werkbahn und hat gleich einen Experten herangeholt, der eine erste Bestandaufnahme erstellte, als Voraussetzung für plan- und sinnvolle Rekonstruktionsarbeiten...
Ich möchte Sie nochmals zurückversetzen in die Situation vor zwei Jahren: Damals sprach ich auch davon, dass es doch eine feine Sache wäre, wenn es gelingen würde, die erste erfolgreich gestartete A 4-Rakete ausfindig zu machen, sie zu bergen und sie einzubeziehen in die Peenemünder Ausstellung.“
Herr Wischnewsky ging in seinen Ausführungen darauf, dass es leider nicht gelang den Auftreffpunkt genau zu bestimmen.
„Herr Reinhold Krüger, ohnehin mit der Durchsicht der Peenemünder Microfilme befasst, bemühte sich um Hinweise, wo die Rakete tatsächlich niedergegangen ist, vergeblich.
Erst buchstäblich in einen der letzten Filme,... , tauchte ein Schreiben des Heereswaffen- amtes an die Seekriegsleitung auf. Die Seekriegsleitung wurde am 01.12.1942 gebeten ein Seefahrzeug für die Bergung eines Versuchskörpers vor Stolpmünde zur Verfügung zu stellen. Alle Daten wiesen auf die A 4-Rakete hin. Ob nun tatsächlich die Bergung erfolgte, das ist leider nicht belegt. Unter diesen Umständen muss davon ausgegangen werden, dass die erste den Weltraum erreichende Rakete... für immer verschollen ist.“
Herr Wischnewsky befasst sich weiterhin mit der Einrichtung einer Dokumentenstelle des Vereins. Er führte dazu aus: „ Ich unterbreitete kürzlich dem Vorstand den Vorschlag, eine Dokumentenstelle des Vereins einzurichten, die alle Daten, Fakten, Begebenheiten und beteiligte Personen in Schrift, Bild und Film sammelt, ordnet und archiviert. Damit hätten wir die Möglichkeit, Peenemünder Zeugnisse aus dem Nachlass einstiger Mitarbeiter für die Nachwelt zu sichern und in einen objektiven Rahmen zu stellen.
Da Herr Botho Stüwe, Herr Reinhold Krüger und ich an der viele Jahre in Anspruch nehmenden Schaffung eines Peenemünder Lexikons arbeiten, erkläre ich mich bereit, diese Dokumentationsstelle aufzubauen und zu betreuen. Ich bin mir sicher, dass sich in der Zukunft für die Dokumentenstelle... Räumlichkeiten finden werden... Im Interesse der geschichtlichen Wahrheit, im Interesse der Wertschätzung revolutionärer Forschungsarbeit und im Interesse des Ansehens all’ der vielen hervorragenden Mitarbeitern des damaligen Peenemünde sind wir es schuldig, in diesem Sinne tätig zu werden.“
Werner Wischnewsky, Berlin
Peenemünde im Spiegel der Presse
OZ 09.11.04
Für den Traum vom Mondflug im Dienste der Mächte
Greifswald / Peenemünde. Im Rahmen der Ringvorlesung „Wissen und Gewissen", bei der die Gefahren der Wissenschaft, die Wahrhaftigkeit sowie die Rolle der Wissenschaftler in der Politik sowie Sinn und Unsinn der Forschung im Mittelpunkt stehen, wird heute um 19.15 Uhr im Seminarraum 12 des Historischen Institutes Greifswald (Walther-Rathenau-Straße 48) zu einem Vortrag über das Wirken von Wernher von Braun eingeladen. Referent und Gesprächsführer ist der Soziologe Dr. Johannes Weyer, der sich als Autor einer Monographie über Wernher von Braun eingehend mit dem Lebensweg und den Visionen dieses vielschichtigen Mannes auseinander gesetzt hat.
Braun wollte Zeit seines Lebens (1912 bis 1975) zum Mond fliegen und die dafür benötigte Großrakete konstruieren. Dafür war er auch bereit, sich immer wieder in den Dienst verschiedener Mächte zu stellen, wenn diese ihm nur die Mittel zur Verfügung stellten, seinen Traum zu verwirklichen. Wie heute im HTI Peenemünde dokumentiert, entwickelte er für die deutsche Wehrmacht die „V-2" und später eine atomar bestückte Militärrakete für die USA. Der Vortrag wird sich vorrangig auf den Inhalt seines Buches beziehen. Das Buch als Spiegel der Zeit ist eine Fundgrube sowohl für Bewunderer als auch für Ablehner der Person Brauns, Die Wege des Wernher von Braun bieten den Interessenten sicher genügend Diskussionsstoff um „Wissen und Gewissen".
Verein sucht im Internet nach Diebesgut
Bleibt die gestohlene Raketenbrennkammer verschwunden oder taucht sie wieder auf? Der Museumsverein Peenemünde vermutet, dass das Exponat im Internet unter den Hammer kommt.
Peenemünde. Von der Brennkammer einer A 4-Rakete, die Unbekannte in der Nacht vom 20. zum 21. Oktober aus dem Peenemünder Bettenmuseum stahlen, fehlt weiter jede Spur. Denise Lemke von der Anklamer Polizeidirektion teilte gestern mit, dass die Polizei bisher keine konkreten Anhaltspunkte zum Verbleib der 100 Kilogramm schweren Beute habe.
Unterdessen will sich der Museumsverein Peenemünde als Träger des Bettenmuseums nicht untätig in sein Schicksal ergeben. Mitstreiter Joachim Saathoff sagte, dass Mitglieder verstärkt im Internet nach dem Exponat, das zwei Engländer erst im September dieses Jahres der Einrichtung als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt hatten, Ausschau halten würden. Für Saathoff liegt die
Vermutung nahe, dass die Täter ihr Diebesgut nicht selber behalten wollen und es auch nicht im Auftrag eines speziellen Kunden an sich brachten. Vielmehr erwartet er, dass nun versucht wird, das seltene Ausstellungsstück meistbietend an den Mann zu bringen. Internet-Auktionen seien hier sicher eine mögliche Verkaufsplattform.
Ungeachtet des Einbruchs vervollständigt das Team des Museums am Peenemünder Flugplatz die Ausstellung zur Militärhistorie des Inselnordens weiter. Am Mittwoch reist Saathoff nach Frankfurt am Main. „Eine Frau hat sich bei uns gemeldet, die uns die Einrichtung eines privaten Luftschutzkellers anbietet", sagte der Karlshagener. Unter anderem handele es sich um Metalltüren und Pritschen. Des Weiteren, so informierte Vereinschef Ralf Rödel, soll ab Dezember das im Museum vorhandene Orientierungsmodell „Karlshagen - gestern und heute" ergänzt werden, Im Interesse einer möglichst detailgetreuen Rekonstruktion suchen die Akteure Fotos, Pläne, Beschreibungen und Postkarten von Karlshagen sowie interessierte Mitstreiter. T. S.
Nur wenige Wochen befand sich die Brennkam-mer der A 4-Rakete im Besitz des Peenemünder Bettenmuseums, dann wurde sie gestohlen. Die Brüder Pavelin aus England (i. B.), die das Exponat im September übergaben, nahmen die Nachricht vom Diebstahl mit Enttäuschung auf.
OZ-Foto: T. S.
Kanadische Forscher wollen an Bord einer V2 ins Weltall fliegen
In einem Extrablatt des Infoblattes 4/2003 berichteten wir von einer erfolgreichen Erprobung eines A4-Brennkammernachbaus in Kanada.
Unsere Vereinsmitglieder Reinhold Krüger und Gerhard Helm haben damals Unterlagen zur Verfügung gestellt und Fragen zur A4-Technik beantwortet.
Das ZDF berichtete nun interessanterweise von einem Team, das nach Originalunterlagen eine A4 bauen will. Es handelt sich um einen Nachbau der A4 der Firma Canadian Arrow.
Unter dem Titel „Touristen statt TNT“ hat das ZDF am 27.10.2004 darüber berichtet. Wir möchten den Inhalt dieser Sendung unseren Lesern nicht vorenthalten und veröffentlichen dazu den Text.
Touristen
statt TNT
Kanadische Forscher
wollen an Bord der V2 ins Weltall fliegen
Die V2-Rakete stand
im Zweiten Weltkrieg für Tod und Zerstörung. Durch ihren Einsatz starben
Tausende von Menschen. Heute symbolisiert sie zumindest für einen Menschen die
Hoffnung auf die Erfüllung eines großen Traumes: einmal die Erde aus dem
Weltall zu sehen.
Sendung vom 27.10.2004
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Test eines neuen V2-Triebwerkes
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Geoff Sheerin, Chef der Firma Canadian Arrow, arbeitet seit Jahren an diesem Traum. Und er hatte ein Ziel: Mit der nachgebauten V2 wollte er den X-Prize gewinnen, den mit zehn Millionen Dollar am höchsten dotierten Preis in der Raumfahrtgeschichte. Der Preis winkt demjenigen, der zuerst drei Menschen mit einem selbstkonstruierten Raumschiff ins All befördert und das zweimal innerhalb von zwei Wochen. |
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Die Konkurrenz war schneller |
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Die Überreste einer deutschen V2
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Geoff Sheerin baut trotzdem weiter an seiner Rakete, es geht ihm nicht nur um das große Geld, wie er betont. Er stellt nach über 60 Jahren eine V2 her - ein Nachbau jener mörderischen Rakete aus dem Zweiten Weltkrieg, mit der die Deutschen einst London angriffen. Fast eine Ironie, dass die Stadt, in der Sheerin sein Mega-Projekt durchführt, auch London heißt. |
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Eine V2 aus London, Kanada |
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Gebaut nach den Original-Plänen der V2
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Im Gegensatz zu Wernher von Brauns Urversion soll die Rakete jetzt allerdings Passagiere und keinen Sprengstoff befördern. Deswegen ist sie auch 2,40 Meter länger als das Original. Viele kleine Unternehmen in Ontario hoffen auf einen Erfolg Sheerins und natürlich auf Folgeaufträge. Etwa 40 kleine Firmen sponsern das V2-Projekt, produzieren Einzelteile der Rakete teilweise auf eigene Rechnung. Skrupel, dass er eine ehemalige Massenvernichtungswaffe für seine Vision benutzt, hat Sheerin nicht. Im Gegenteil: "Die Geschichte dieser Maschine hatte einen tragischen Beginn. Wir wollen sie zu einem glücklichen Ende bringen." |
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ZDF-Korrespondent Uwe Kröger hat den Visionär besucht und berichtet von einer Geschichte zwischen Ernst und Ironie. |
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Das Nachrichtenangebot des ZDF finden sie unter: http://www.zdf.de
Im November hatten Geburtstag |
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Frau Jutta Orlowski |
Herr Uwe Scherf |
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Im Dezember haben Geburtstag |
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Herr Klaus Getzin |
Herr Konsul Hellmut E. W. Niethammer |
Frau Anne – Marie Pape |
Herr Heinz-Jürgen Rieck |
Herr Volkmar Schmidt |
Herr Botho Stüwe |
Frau Bärbel Weber |
Herr Joachim Wernicke |
In eigener Sache
Die
Bankverbindungen unseres Vereins
Beitragskonto: 384 000 487
Spendenkonto: 384 001 432
Für beide Konten:
Die Bankleitzahl: 150 505 00 Bank: Sparkasse Vorpommern
Impressum
Herausgeber: Verein zur ,,Förderung und Aufbau eines Historisch-Technischen Museums Peenemünde -Geburtsort der
Raumfahrt" e.V., Peenemünde
Anschrift: Förderverein Peenemünde e. V. Am Maiglöckchenberg 21 17449 Karlshagen
Tel./Fax: 038371/25479 (mit Anrufbeantworter)
e-mail: fvpeenemuende@aol.com
Homepage: www.foerderverein-peenemuende.de
Gestaltung: Lutz Hübner und Klaus Felgentreu, Karlshagen
Layout und Druck: G. Helm, Norderstedt
Alte Rechte, einschließlich Fotokopie, Mikrokopie, Verfilmung, Wiedergabe durch Bild-, Ton- oder Datenträger jeder Art und des auszugsweisen Nachdrucks, vorbehalten. Die Vervielfältigung des Ganzen und von Teilen hieraus ist nicht gestattet, außer nach Einwilligung. Strafbar macht sich, wer in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ohne Einwilligung der/des Berechtigten ein Werk vervielfältigt.