Vereinsinformation

 

 

Als neues Mitglied in unserem Verein begrüßen wir recht herzlich

Herrn Winfried Gaube, 17509 Hanshagen

Wir wünschen ihm viel Spaß und Freude bei einer erfolgreichen Vereinsarbeit !

 

 

Geschichte und Gegenwart Teil 2

 

Liebe Leser des Infoblattes,

 

wie im Infoblatt 2/2006 angekündigt möchte ich Ihnen den Bericht von Stabsintendant a. D. Johannes Lange zur Kenntnis bringen. Am 06. Juli 1946, also vor 60 Jahren, hat er diesen Bericht geschrieben. Veröffentlicht wurde er in dem Organ der Interessengemeinschaft der ehemaligen Peenemünder „Die Rakete“ 12/2 1991.

Entwicklungswerk-Ost

 

Wie schon im Infoblatt 2/2006 erwähnt, hat Herr Dr. Dieter Lange, Mitglied unseres Vereins den Bericht damals zur Verfügung gestellt.

 

Unter der Überschrift „Die letzten Tage in Peenemünde“ schrieb sein Vater, Herr Johannes Lange:

 

„Dies soll kein amtlicher Bericht sein, auch kein Tagebuchauszug, sondern nur ein kurzer Überblick über die letzten Ereignisse in Peenemünde und die Rückführung der Reste der Gruppe Verwaltung in den Maitagen 1945. Gleichzeitig ein Anhaltspunkt für meine Freunde über das Schicksal vieler lieber Kameraden und Mitarbeiter.

 

Nachdem im April der größte Teil der E-Stelle nach Wesermünde und Mitteldeutschland  verlegt wurde, verblieb in Werk West nur noch ein kleiner Rest als Abwicklungs- und Sprengkommando und ein Teil der E 7.

 

Gearbeitet wurde, meiner Ansicht nach, nicht mehr allzu viel, da für den vernünftigen Beobachter am endgültigen Ausgang des Krieges und damit auch unserem Schicksal nicht mehr zu zweifeln war. Wir hatten wohl den Befehl, vielleicht mag auch die wirkliche Absicht bestanden haben, die Insel zu verteidigen. Vorbereitungen sind dann jedenfalls nicht getroffen worden. Nachdem uns, per Flugzeug aus Wesermünde, auch die letzten Panzerfäuste und  MG’ s weggeholt wurden, war ein Widerstand sowieso aussichtslos. Unsere Hauptaufgabe bestand also darin, solange wie möglich als Einsatzhafen da zu sein und im übrigen alles, was irgendwie wegzubringen war, in westliche Gebiete zu bringen. Das scheint im wesentlichen gelungen zu sein, obwohl es ja dann auch keinen Zweck mehr hatte und lediglich erreicht wurde, dass das Transportdurcheinander noch größer wurde und später wichtigste Verbrauchsgüter, vor allen Dingen Lebensmittel und Bekleidung sowie Geld und persönliches Eigentum zurückbleiben mussten und damit endgültig in der russischen Zone verloren gingen. Dinge, die gerade später in der Gefangenschaft und unseren geflüchteten Gfm. (Gefolgschaftsmitglieder) und deren Familien bitter fehlten.

 

Ich persönlich konnte es durchsetzen, nach dem Weggang der E-Stelle, bei dem neuen, aus Stettin verlegten Fliegerhorst, weiter Leiter der Verwaltung zu bleiben. Das entsprach in voller Hinsicht meinem Vorhaben, hier so lange wie möglich für meine Gruppe Verwaltung zu sorgen und meinen eigenen Gefolgsm. zu helfen und ein Rückhalt zu sein. Dass mir das nicht in vollem Umfange gelungen ist, ist m. E. einmal auf den überraschend schnellen Vormarsch der Russen zurückzuführen, zum anderen aber auch auf die mehr als schlechte Befehlsgebung der vorgesetzten Dienststellen und das Zaudern des eigenen Horstkommandanten, der immer noch auf Befehle von oben wartete.

 

Im wesentlichen waren wir uns jedenfalls zuletzt selbst überlassen. Hinzu kam dann die immer schwieriger werdende Nachrichtenübermittlung. Meine eigene Arbeit wurde mir dadurch sehr erschwert, dass ich, mit mir vollkommen neuen und fremden Vorgesetzten zu tun hatte, die mir sehr viel Misstrauen entgegen brachten und sich in unsere Belange auch nicht hineinfühlen konnten. Es dachte da wohl auch jeder nur noch an sich.

 

Am 28. April bekamen wir dann endgültig den Befehl, Vorbereitungen zur sofortigen Räumung zu treffen. Die Russen standen da jedoch bereits bei Anklam und hatten den ersten Übersetzungsversuch bei Usedom unternommen. Zum Glück für uns misslang dieser.

 

Am Sonntag, den 29. April, brachten wir dann den größten Teil von Material und Gepäck zum Nordhafen. Gleichzeitig wurden sämtliche in der Umgebung noch verbliebenen Familien auf einen großen Schleppkahn verfrachtet. Dieser ging abends im Schlepp von Fairplay III mit Kapitän Witt in See. Den Gfm. der IVa, besonders den Stabshelferinnen, stellte ich frei, bereits an Bord zu gehen. Die Mädchen machten zum Schluss zum großen Teil Gebrauch davon. Mir war damit eine große Sorge genommen, obwohl dieses Umdisponieren noch erhebliche Unruhe mit sich brachte. Immerhin erschien das sicherer.

 

Sehr ärgerlich war, beim Verladen, das Benehmen des Horstes, vor allen Dingen jenes des Stabsintendanten Schaldt, der sich als Verpflegungsbeamter ängstlich an seine Verpflegung, unter Hinweis auf seine Bestimmungen, hielt. Ergebnis war dann auch die später fühlbare schlechte Verpflegung der Flüchtlinge. Unsere eigenen Schweine und Kartoffeln sind dann dafür den Russen in die Hände gefallen. Ich selbst muss mir jetzt allerdings den Vorwurf machen, dass ich da nicht energisch genug gewesen bin. Es spielte sich allerdings auch alles in Minuten und Stunden ab, außerdem machten sich jetzt bereits überall alte, persönliche Zwistigkeiten bemerkbar. Die Hauptschuld aber war, wie immer. alles zu spät!

 

Der Kahn mit mehr als 500 Flüchtlingen ist jedenfalls gut auf Fehmarn angekommen, wo diese, dank der Arbeit des Betriebsobmannes Unger, im Lager Daenzchendorf ein gutes Unterkommen fanden, Viele leben jetzt noch da.

 

Wir selbst, d. h. der Horst mit dem Rest der IVa, im ganzen noch 500 Menschen, blieben zurück und sollten am nächsten Tag weg. Zur Verfügung hatten wir drei kleinere Schleppkähne, die aber für einen Transport über See unzureichend waren und noch am nächsten  Morgen gegen einen großen 800 t-Seeleichter eingetauscht werden konnten, wofür allerdings noch der Schlepper fehlte. Was irgendwie noch zum Hafen gebracht werden konnte, geschah. Glücklicherweise herrschte gerade in diesen Tagen unvorstellbar schönes Wetter. Sehr hervorgetan bei all diesen Vorbereitungen und Arbeiten hat sich dabei unsere Feuerwehr, die uns mit ihren Fahrzeugen, unersetzliche Dienste geleistet hat.

 

Nun brach für uns der letzte Abend an, die letzte Nacht in Peenemünde. Ich selbst fuhr per Rad noch einmal ins Fliegerheim und habe dort auch noch einmal geschlafen, als einziger in dem großen Gebäude. Janeks hatten sich in ihr Nebenhaus zurückgezogen. Anwesend war nur noch Herr Pressler und eine, mir unbekannte, Stabshelferin, die auf jeden Fall dableiben wollten. Die Angehörigen der Lohnstelle sind, auf eigenen Wunsch, bereits vormittags per Fahrrad weg. Es waren Tempich, Gebr. Sass, Witt und Settgast mit ihren Frauen. Sie sind aber nicht mehr durchgekommen, hatten wohl auch nicht die Absicht dazu.

 

Die Männer der Unterkunftsverwaltung mit Barkow, Gumtov sowie den Ukrainern und Letten waren bereits am Sonnabend früh mittels Pferdetreck in Marsch gesetzt. Auch sie sind nicht mehr durchgekommen, wogegen es Lattmann mit seiner Landwirtschaft noch schaffte und glücklich nach Lübeck kam.

 

In der Nacht vom Sonntag zum Montag war es noch recht unruhig, da uns russische Flugzeuge ständig beehrten, u. a. wurde auch eine Bombe auf den Trassenheider Bahnhof geworfen, die aber daneben ging. Fliegeralarm wurde nicht mehr gegeben. Am Montag, den 30. April (1945), wurde ich durch MG-Feuer geweckt. Telefonisch erfuhr ich vom Brückenposten Wolgast, dass der Russe bereits mit seinen Panzern in Wolgast stand und von da vorläufig etwas den Bahnhof Wolgaster-Fähre beschoss. Die Brücke war aufgezogen, eine unmittelbare Gefahr bestand zunächst nicht, da Übersetzungsversuche noch nicht zu beobachten waren. Die Telefonverbindung nach Wolgast war unterbrochen. Im Werk West herrschte noch tiefste Unbekümmertheit, ein Teil der Verantwort-lichen lag wohl noch in sauer. Meine telefonischen Meldungen haben sie dann wohl beschleunigt auf die Beine gebracht. Ich selbst fuhr dann wieder per Rad nach draußen und übernahm das Kommando im Hafen persönlich, da ja nun wirklich etwas Eile Not tat. Der Russe schoss in Freest und Spandowerhagen inzwischen mit seinen Panzern einige Gehöfte in Brand, ließ uns aber, unbegreiflicherweise, zufrieden.

 

Da der inzwischen eingetroffene Seeleichter noch voll Staubkohle war, musste er mit einem C-Boot erst noch in den Hafen von Werk Ost geschleppt werden, um mittels Kranes entladen zu werden. ( Eine seemännische Meisterleistung! ) Da der Kahn zu leicht wurde, haben wir ihn dann achtern mit 60 t Bunkerkohle beladen, was sich später als unsere Rettung erweisen sollte. Im Hafen wieder angekommen, ließ ich dann durch zufällig noch anwesende OT-Männer den Kahn mit Barackenteilen auslegen und gegen Mittag begann das Verladen.“

( OT – Organisation Todt)

 

Soweit der Bericht des früheren Stabsintendanten d. Luftwaffe, Johannes Lange, der bereits am 23.12.1972 verstorben ist. Nach 60 Jahren soll seine Niederschrift wieder an alle weitergegeben werden.

 

Leser schreiben uns

 

Herr Werner Wischnewsky schreibt uns zu Motiven einer intensiven Raketenentwicklung in Deutschland von 1930 bis 1945:

 

In der einschlägigen wissenschaftlichen und populär-wissenschaftlichen Literatur wird übereinstimmend behauptet, dass sich die Reichswehr deshalb der Raketenentwicklung zugewandt habe, weil die Bestimmungen des „Versailler Vertrages“ eine Raketenentwicklung und – Bewaffnung der Reichswehr nicht ausdrücklich verboten hatten.

 

Aus der Sicht des 1. Weltkrieges und der Nachkriegsjahre waren die Entente-Mächte selbstverständlich in der Lage, die kommende Bedeutung der Raketenwaffe zu erkennen, also wurde das Raketenthema tatsächlich nicht behandelt. Es darf aber bezweifelt werden, ob die Siegermächte einer stürmischen Raketenentwicklung der Reichswehr tatenlos zugesehen hätten; wenn sie beispielsweise das „Aggregatprogramm von A 1 bis zum A 4“ gekannt hätten. Die Reichswehr der Weimarer Republik war wegen der Auflagen des „Versailler Vertrages“ zu einer kleinen unbedeutenden Armee „zurecht gestutzt“ worden, die nicht mal in der Lage war, Grenzzwischenfälle zu unterbinden. Die strenge Auswahl, welche Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften aus dem ehemaligen Kaiserlichen Heer übernommen werden, um das vorgegebene Limit der Siegermächte nicht zu überschreiten, führte zumeist dazu, dass die im Krieg Ausgezeichneten in der Reichswehr weiter dienen durften. Die Reichswehr bildete sorgfältig, aber auch im großen Umfang junge Kräfte zu Unteroffizieren und Offizieren aus, um im Bedarfsfall den Personalbestand rasch aufstocken zu können.

 

Das umfangreiche Waffenverbot für die Reichswehr wollte man wenigstens im Einzellfall und in einigen Schwerpunkten durch geheime Entwicklungsaufträge, teils sogar im Ausland unterlaufen, um so nicht völlig den technischen Anschluss zu verlieren. Die geheime Zusammenarbeit mit der Sowjetunion sollte sich allerdings für die Wehrmacht zu Kriegszeiten als sehr schädlich erweisen.

 

Wie die Siegermächte einerseits und die Reichswehr anderseits mit dem „Versailler Vertrag“ umgingen, lässt schon an dem hier skizzenhaft aufgezeigten Sachverhalt erste Zweifel aufkommen, ob tatsächlich die Raketenentwicklung aufgenommen und forciert wurde, weil sie nicht verboten war. Die Reichswehr betrieb, wenn auch im bescheidenen Rahmen, geheime, streng verbotene Rüstungsentwicklung.

 

Die Siegermächte hätten den „Versailler Vertrag“ erforderlichen Falls rigoros zu ihren Gunsten ausgelegt, um auch nachträglich die Raketenentwicklung mit einem Verbot zu belegen.

 

Auffällig ist, dass trotz permanent leerer Kassen im Staatshaushalt und bei der Reichswehr anfangs immerhin bescheidene, bald aber bedeutende Mittel für die Raketenentwicklung bereit gestellt wurden.

 

Ein weiterer Umstand passt nicht zur These, die Raketenentwicklung muss im Zusammenhang mit „Versailles“ gesehen werden:

 

Mit Hitlers Machtübernahme wurde Schritt für Schritt der „Versailler Vertrag“ offiziell unterlaufen bzw. teilweise nicht mehr anerkannt.

 

Die Raketenentwicklung in Kummersdorf-West war im Jahre 1935 noch nicht soweit gediegen, dass die Wehrmachtführung beachtliche Erfolge sah oder sich nur vorstellen konnte. Hitlers Verhalten anlässlich seiner Besuche in Kummersdorf belegt diese Einstellung.

 

Aber das Gegenteil geschieht: Es wird das ehrgeizigste Forschungs- und Entwicklungsprogramm aufgelegt, das bis dahin ohne Beispiel war – Peenemünde!

 

Nachdem sich Hitler und die Wehrmacht offiziell der Fesseln des „Versailler Vertrages“ entledigt hatten, wäre doch eigentlich die Zeit reif gewesen, die Raketenentwicklung als eines unter vielen Vorhaben einzuordnen.

 

Wer will ernsthaft immer noch behaupten, Peenemünde sei das Ergebnis der Rüstungsverbote des „Versailler Vertrages“?

 

Ein dritter Umstand spricht gegen diese These:

 

Die Raketenentwicklung musste und wurde naturgemäß unter strengster Geheimhaltung betrieben. Auftakt bildete 1933 das Verbot, jeglicher privater Raketenexperimente. Wissenschaftliche Arbeiten und sonstige Veröffentlichungen erhielten den Siegel des Staatsgeheimnisses. Die Alliierten entdeckten in der Tat bekanntlich erst 1943, was es mit Peenemünde auf sich hat.

 

Das Argument, die Raketenentwicklung bot sich an, weil sie im „Versailler Vertrag“ nicht ausdrücklich verboten wurde, erledigt sich also von selbst, wenn man die zur Raketenentwicklung erforderliche Geheimhaltung berücksichtigt.

 

Was aber sind denn nun die tatsächlichen Gründe für die beharrliche und gewaltige Arbeit an der Großrakete A 4 und folgenden A 10?

 

Oberst, später General Becker, Chef des Heereswaffenamtes hat den Aufbau einer Abteilung zur Entwicklung von Großraketen veranlasst und begleitet. Auf ihn gehen alle Fördermaßnahmen des Projektes gegen den Widerstand einflussreicher Persönlichkeiten des Dritten Reiches zurück. Karl Becker galt nicht nur als ein hervorragender Artillerist, er war insbesondere ein glänzender Wissenschaftler und Techniker, er hatte die Zukunft der Raketenentwicklung vorausgesehen und für die Wehrmacht nutzen wollen. Karl Becker konnte sich der Unterstützung von General Walther von Brauchitsch, seit Februar 1937 Oberbefehlshaber des Heeres erfreuen. Auch Albert Speer gehörte seit den Aufbaujahren von Peenemünde zu den tatkräftigen Förderern des Vorhabens.

 

Diese drei führenden Persönlichkeiten setzten das ehrgeizige Raketenprojekt gegen den Widerstand anderer durch, oftmals auch unter Missachtung von Hitlers Weisungen – das hätte leicht den Kopf kosten können.

 

Die Begründung aber, die Raketenentwicklung sei im „Versailler Vertrag“ nicht erfasst, also nicht verboten, also ein guter Grund, es zu tun, stammt vermutlich von Karl Becker selbst, um seine Raketenmannschaft in Kummersdorf die Arbeit aufnehmen lassen zu können und deren Arbeit finanzieren zu können. Das tatsächliche Motiv hätte 1932 die Reichwehrführung als lächerlich abgetan. Erst 1942, mit dem ersten erfolgreichen Flug einer A 4-Rakete, wurde die Bedeutung der jahrelangen Arbeit wenigstens teilweise verstanden. Zu dieser Zeit aber lebte Karl Becker schon nicht mehr. Seine Legende vom Motiv der Raketenentwicklung in Deutschland hält sich jedoch bis zum heutigen Tag.

Ob Karls Becker, Walter Dornberger und Wernher von Braun mit Peenemünde unabsichtlich und in maßloser Überschätzung der militärischen Bedeutung der A 4-Rakete einen wichtigen „Sargnagel“ in das Dritte Reich einschlugen, das behandelt der nächste Beitrag.

 

Werner Wischnewsky

 

 

 

Peenemünde im Spiegel der Presse

 

Ostseezeitung, 21. Juli 2006 

Per Mausklick durchs Museum


Mit einer maßgeschneiderten Software werden die Archive und Magazine des HTI in Peenemünde neu katalogisiert.

Peenemünde Genau 17,5 Kilogramm wiegt der alte Fernschreiber. Farbe schwarz. Hersteller Siemens. Baujahr? „Das weiß ich auch nicht genau“, sagt Manfred Kanetzki, Archiv-Mitarbeiter im Historisch-Technischen Informationszentrum (HTI) in Peenemünde. „Auf jeden Fall vor 1945. Danach ist ja von Siemens nichts mehr reingekommen.“ Vor den HTI- Mitarbeitern liegt eine Mammutaufgabe: Mit Hilfe einer neuen Computer-Software werden alle Exponate in einem elektronischen Findbuch neu katalogisiert. „Wir werden jedes einzelne Stück und jedes Dokument in die Hand nehmen“, sagt Annemarie Trotz von der Objektverwaltung des Museums. „Wir wollen den lückenlosen Zugriff auf alle Sachgüter“, sagt HTI- Chef Christian Mühldorfer-Vogt. Mit der neuen Inventarisierung werde das „materielle Gedächtnis der Gesellschaft“ erst zugänglich gemacht.

Die Voraussetzung für das elektronische Findbuch hat Technikhistoriker Bernd Sommer geschaffen. Innerhalb von sechs Monaten passte er ein Programm, das sich im Freilichtmuseum Kiekeberg bei Hamburg bewährt hatte, auf die Bedürfnisse des HTI an. „Das Problem lag darin, dass es sich dabei um ein landwirtschaftliches Museum handelt“, berichtet der Historiker. Für das HTI mussten neue Kategorien für die Schlagwörter erstellt und sinnvoll miteinander verknüpft werden. „Das war der wichtigste Teil dieses Projektes“, sagt Mühldorfer-Vogt. Mit Hilfe eines neuen Suchwortkataloges, der zudem jederzeit erweitert werden kann, sei es bald möglich, zu einem bestimmten Stichwort alle verfügbaren Dokumente, Sachgüter, Filme und Tonbänder aufzuspüren und wissenschaftlicher Forschung zugänglich zu machen. „Damit können wir auch den Wissenschaftsstandort Peenemünde aufwerten“, sagt HTI- Chef Mühldorfer-Vogt. Schon jetzt sei ein Leseplatz in der Bibliothek eingerichtet worden. Anfragen von Wissenschaftlern an das Museum gebe es reichlich. Nicht immer konnten sie zufriedenstellend beantwortet werden. „Wir wissen ja manchmal selbst nicht, was in den Archiven lagert“, sagt Manfred Kanetzki.

Bis alle Inventargüter erfasst sind, wird es noch lange dauern. „Unter fünf Jahren ist das nicht zu machen“, sagt Annemarie Trotz, die zusammen mit drei Mitarbeitern die Schätze am Computer erfassen wird. „In den Archiven lagern allein 50 Meter Dokumente. Wenn wir zehn Meter pro Jahr schaffen, ist das schon eine Leistung“, meint Bernd Sommer.

CHRISTIAN VOSS

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fotografieren, wiegen, messen: Annemarie Trotz und Manfred Kanetzki werden die Archive und Magazine des HTI elektronisch erfassen.

OZ-Foto: C. Voss

 

 

 

Ostseezeitung, 08. Juli 2006 

Touristen beklagen Ortsbild von Peenemünde


Peenemünde .Immer mehr Touristen beklagen den schlechten Zustand vieler Häuser in Peenemünde. „Was glauben Sie, was wir uns hier beinahe täglich anhören müssen“, sagt Bürgermeister Rainer Barthelmes. Seit zwei Jahren müht er sich mehr oder weniger vergeblich, das Ortsbild zu verbessern. „Die Verteilungskämpfe um Fördergelder in den 1990-er Jahren sind vorüber, jetzt ist überall Flaute“, sagt Barthelmes. Briefe hat er geschrieben, zuletzt sogar an Bundeskanzlerin Merkel und Landesvater Ringstorff. Zwischenbescheide gab es, verbindliche Hilfszusagen nicht. „Wenn man ehrlich ist, muss man sagen: Der Ort, wie er sich jetzt präsentiert, ist eine Schande für das Land und die ganze Republik.“ Angesichts der ganz schwierigen Eigentumsverhältnisse an Grund und Boden sei die Gemeinde völlig überfordert, kann sie keine ordentliche Entwicklungsplanung zu Stande bringen. Müll und Wildwuchs, herrenlose Gebäude, ja reguläre Ruinen machen es auch zunehmend schwieriger, die Peenemünder selbst zu motivieren, zu Schaufel und Besen zu greifen.

 

Insel-Zeitung 17.07.06

 

Ministerpräsident reagiert auf Peenemünder Problem-Brief

 

PEENEMÜNDE (UQ). Auf den Brief, in dem die Gemeinde Peene­münde, das HTI und der Muse­umsbeirat Anfang April Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf die vielschichtigen Probleme des Ortes aufmerksam gemacht haben (wir berichteten), gibt es außer. einer Eingangsbestätigung vom Chef des Bundeskanzleramtes, Thomas de Maiziere, noch keine Reaktion, unterrichtete jetzt Bürgermeister Rainer Barthelmes. Dafür habe er aber am Mittwoch ein Schreiben von Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD) erhalten, an den seinerzeit ein gleich lautender Brief abgeschickt worden war. Ringstorff habe nun mitgeteilt, dass er die Schilderung der Peenemünder Situation mit großem Interesse gelesen und eine gründliche Prüfung in die Wege geleitet habe. Damit beauftragt seien die Chefin der Landeszentrale für politische Bildung (LpB), Regine Marquardt, sowie verschiedene andere Behörden.

In den vergangenen Wochen habe sich bereits verstärkt Politprominenz des Bundes und des Landes in Peenemünde umgesehen, berichtete Barthelmes. „Ich hoffe nur, dass sich dieser ‚Vor-Wahl-Elan' über die bevorstehenden Landtagswahlen hinaus anhält. Die Problematik ist ja eigentlich hinreichend bekannt", kommentierte er.

 


Militärtechnik 4/2002

Stalins V  2

 

Der Transfer der deutschen Raketentechnik in die UdSSR - Teil 2


 

 


 Weiterentwicklungen in der Sowjetunion

 

Insgesamt wurde durch die mehr als 11/z jährige gemeinsame Arbeit der ca. 7000 deutschen und mehr als 1500 sowjetischen Raketenexperten in der SBZ der Grundstock für eine erfolgreiche und schnelle Umsetzung des Fernlenkwaffenprogramms der UdSSR gelegt. Damit hatte sich die taktische Entscheidung der sowjetischen Führung als richtig erwiesen, zur Aneignung der deutschen Raketentechnologie zunächst auf das in Deutschland vorhandene wissenschaftliche und technologische Potential zurückzugreifen. Dies war besonders wichtig, da bis Ende 1946 in der Sowjetunion keine Forschungs- und Infrastruktur für eine eigene Fernlenkwaffenentwicklung vorhanden war.

Textfeld: Die R-1 war eine vereinfachte Kopie der deutschen V-2 und sollte die sowjetischen Ingeni-eure und Techniker mit den erfor-derlichen Technolo-gien zum Bau von Fernlenkwaffen vertraut machen,

Quelle: RKK Energija
Nachdem im Oktober 1946 die 308 wichtigsten deutschen Raketentechniker in die UdSSR abtransportiert wurden, modifizierte die Sowjetunion das bisher angewendete Konzept des Technologietransfers. Obwohl die UdSSR weiter höchstes Interesse an der Fernlenkwaffentechnologie des Dritten Reiches zeigte, dachte sie nie an eine langfristige Verwendung der deutschen Forschungs-kapazitäten. Die für Russland und die Sowjetunion typische Vorgehensweise beim Erwerb ausländischer Technologie, die auf nachholenden Kompetenzerwerb ausgerichtet war, verhinderte, im Gegensatz zu den USA, eine weitgehende Integration der deutschen Wissenschaftler und Technikspezialisten in die sowjetische Forschungs-struktur. 1947 hatten die in die UdSSR verbrachten Spezialisten aus der SBZ noch wesentlichen Anteil an den erfolgreichen Tests der sowjetischen V-2. Danach nahmen die sowjetischen Behörden die Deutschen aus den jeweiligen Forschungsprogrammen. Spätestens ab Ende 1948 dienten die deutschen Spezialisten in der Sowjetunion lediglich als Ideengeber für theoretische Projekte, die von der praktischen Umsetzung ihrer Arbeitsergebnisse ausgeschlossen blieben. Daran sollte sich bis zum Ende ihrer Tätigkeit im sowjetischen Fernlenkwaffen-programm 1953 nichts mehr ändern.

Die wichtigste Hinterlassenschaft der Deutschen im sowjetischen Raketenbau war ohne Zweifel die bereits bei ihrer Rückkehr nach Deutschland funktionierende Serienproduktion der R-1. Diese sowjetische »Kopie« der deutschen V-2 kann als einzige raketentechnische Entwicklung der Sowjetunion gelten, an der die deutschen Fachleute aus der SBZ allumfassend beteiligt waren. Bereits bei ihrer Weiterentwicklung, der R-2, betraute das Sonderkomitee Nr. 2 die deutschen Spezialisten nur noch mit sehr begrenzten Teilaufgaben. Das militärische Nachfolgemodell der R-2, die R-5, war die erste vollständige sowjetische Eigenkonstruktion. Sie wurde ohne jede direkte deutsche Beteiligung entwickelt. Diese Rakete hatte bereits eine Reichweite von 1200 Kilometern und beförderte einen herkömmlichen Sprengkopf mit einem Gewicht von 1,42 Tonnen. Aus ihr wurde kurze Zeit später die R-5M, die erste Atomrakete der UdSSR entwickelt.

 

Damit hatten die deutschen Wissenschaftler und Techniker einen nicht zu unterschätzenden Anteil an der Entwicklung der 1. Generation militärischer Fernkampfraketen in der UdSSR. Zudem arbeiteten deutsche Fachleute auch aktiv an der Entwicklung von Flugabwehr-Raketen sowie Luft-Schiff-­Flugkörpern für die sowjetischen Streitkräfte. Insgesamt waren deutsche Wissenschaftler und Techniker während ihres Aufenthalts in der UdSSR an der Entwicklung und am Bau von mindestens fünf verschiedenen Raketenmustern beteiligt, die später in die Bewaffnung der sowjetischen Streitkräfte aufgenommen wurden. Dies waren neben den Fernkampfraketen der Typen R-1 und R-2 auch die Fla-Rakete S-25 »Berkut« (Adler), die Luft-Schiff-Lenkwaffe »Kometa« (Komet) und die reaktive Panzerbüchse RPG-1. Deutsche Technologie floss mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in die Entwicklung der ersten sowjetischen Panzerabwehrlenkrakete PUR-61 »Schmel« (Hummel) und der ersten gelenkten Luft-Luft-Rakete K-5 ein. Demnach beruhten die ersten militärisch einsetzbaren Fernlenkwaffen der UdSSR nach dem Zweiten Weltkrieg zum großen Teil auf der Technologiebasis des untergegangenen Dritten Reiches und der Arbeit der deutschen Spezialisten in der Sowjetunion. Wegen der erfolgreichen Umsetzung des Konzepts des nachholenden Technologietransfers waren jedoch bereits an der Entwicklung der zweiten Baureihe von Fernlenkwaffen der 1. Generation keine deutschen Spezialisten mehr direkt beteiligt. Die UdSSR beschränkte sich aber nicht nur auf den Bau der Raketen. Gleichzeitig beschäftigten sich ihre Politiker und Militärs intensiv mit den Fragen des Einsatzes für diese neuen Waffen. Noch unter der Herrschaft Stalins kam es zu einem umfassenden Ausbau der Raketentruppen. Der Diktator unternahm nicht nur erhebliche Anstrengungen, um endlich Atomwaffen in die Hand zu bekommen, sondern er versuchte in Zusammenarbeit mit seinen Militärs auch, ein mögliches Einsatzkonzept für sie zu skizzieren. Stalin war bestrebt, wirkungsvolle militärische und politische Pläne für den Einsatz von Nuklearwaffen mit Hilfe von Raketen zu entwickeln. Das dies zu seinen Lebzeiten in letzter Konsequenz nicht gelang, war dem damaligen technischen Entwicklungsstand der sowjetischen Kernwaffen- und Raketentechnik geschuldet. Weil einsatzbereite Atomraketen nicht zur Verfügung standen, fehlte eine umfassende Militärdoktrin für ihre Verwendung. Dennoch, und das zeigen auch die umfassenden Fortschritte nach Stalins Tod, wurden während seiner Herrschaft in der UdSSR die entscheidenden Grundlagen für den militärischen Einsatz von Raketentruppen geschaffen.

 

Es blieb Stalins Amtsnachfolger Chruschtschow vorbehalten, die mit Atomwaffen ausgestatteten Verbände der Raketentruppen als eigenständiges Machtmittel der sowjetischen Außenpolitik zu etablieren. 1959 ordnete er im Rahmen der zweiten Berlin-Krise erstmals ihre militärische Verwendung an. Die Drohung mit dem Einsatz von atomaren Raketenwaffen wurde damit zu einem bestimmenden Handlungsmuster der sowjetischen Außenpolitik in der »heißen Phase« des Kalten Krieges.

Matthias Uhl

 

 

Fotosa.'18,19,21 in: Matthias Uhl, StalinsV-2

 

 

 

Mattias Uhl

Stalins V-2

 

Der Technologietransfer der deutschen Fernlenk-Waffentechnik in die UdSSR und der Aufbau der sowjetischen Raketenindustrie 1945 bis 1959,

 

Bonn 2001

 






















 

 

 

Aus der Arbeit unserer Vereinsmitglieder

 

Es funkt im Museum.......!

 

Viele Mitglieder des letzten Peenemünder Treffens im September vergangenen Jahres nutzten die Einladung unseres Vereinsmitglieds, Dr. Bauer, zur Besichtigung der neu eingerichteten Amateurstation in einem ehemaligen Labor im HTI. Viele interessante Nachrichtengeräte aus dem Privatbesitz von Dr. Bauer waren zu sehen. Natürlich war nicht zu übersehen, dass die bauliche Werterhaltung noch auf sich wartet.

 

Seit Mai 2004 besitzt die Amateurfunkstation DLOPEE eine repräsentative Funkbestätigungskarte, die als Klappkarte auch zugleich über das HTI informiert und für jede Funkverbindung über den Radioklub in alle Welt verschickt wird. Eine einmalige kostengünstige und weltweite Werbung für das Museum.

 

Zu bestimmten Veranstaltungen wird die Amateurfunk-Clubstation DLOPEE in vielfältiger Form präsent sein.

 

Nach einer Information von Dr. Bauer, Pasewalk

 

Dr. Bauer

Amateurstation in einem ehemaligen Labor im HTI

 

 

   DLOPEE German Amateur Radio Station im Museum Peenemünde                     Fotos: L. Hübner

 

Wir gratulieren unseren Vereinsmitgliedern
 zum Geburtstag 

 

 

 

 

 

 

 


Im Juli hatten Geburtstag

Frau Lucia Martha Mokelke

Herr Ulrich  Fügenschuh

Herr Otto Lippert

Herr Karl-Peter Stracke

Herr Werner  Wischnewsky

Herr Gerhard Heyer

 

 

 

 

 

 

Im August hatten Geburtstag

Im September haben Geburtstag

Monsieur Roland Hautefeuille

Herr Dipl.-Ing. Walter Gademann

Herr Mathias J. Blochwitz

Frau Edith Linde

Herr Karl Winterfeld

Herr Gerhard Winkelmann

Herr Christoph Marx

Herr Winfried Gaube

Herr Peter Sell

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


In eigener Sache

 

Die Bankverbindungen unseres Vereins
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Für beide Konten:
Die Bankleitzahl: 150 505 00 Bank: Sparkasse Vorpommern
Internationale Bankindentifikation (BIC): NOLADE21GRW

 

 

 

 

 


Impressum

Herausgeber: Verein zur ,,Förderung und Aufbau eines Historisch-Technischen Museums Peenemünde -Geburtsort der

                        Raumfahrt" e.V., Peenemünde

Anschrift: Förderverein Peenemünde e. V.     Am Maiglöckchenberg 21      17449 Karlshagen

Tel./Fax: 038371/25479  (mit Anrufbeantworter)

e-mail: fvpeenemuende@aol.com

Homepage: www.foerderverein-peenemuende.de

Gestaltung: Lutz Hübner und Klaus Felgentreu, Karlshagen

Layout und Druck: Mintel  Druck Ostseebad Zinnowitz

 

Alte Rechte, einschließlich Fotokopie, Mikrokopie, Verfilmung, Wiedergabe durch Bild-, Ton- oder Datenträger jeder Art und des auszugsweisen Nachdrucks, vorbehalten. Die Vervielfältigung des Ganzen und von Teilen hieraus ist nicht gestattet, außer nach Einwilligung. Strafbar macht sich, wer in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ohne Einwilligung der/des Berechtigten ein Werk vervielfältigt.