Vereinsinformation Besuch der
Bunkeranlagen bei Saint-Omer Der Direktor des Historisch-Technischen-Informationszentrumm, Herr Mühldorfer-Vogt und sein Stellvertreter Herr Profe, hatten am 03.Mai eine Reise nach Saint-Omer zum Besuch der in der Nähe befindlichen Bunkeranlagen zum Einsatz der V-Waffen während des 2. Weltkrieges geplant . Ziel dieser Reise war, das errichtete Museums LA COUPOLE ( die Kuppel) kennen zu lernen, Kontakte zu den Mitarbeitern herzustellen und Möglichkeiten einer Zusammenarbeit bei der Darstellung der Geschichte der V-Waffen zu beraten. LA COUPOLE liegt etwa 5 km von der Stadt Saint-Omer entfernt. Die Anlage besteht aus einem in der Zeit von 1943 bis 1944 errichteten Bunker zur Lagerung, Vorbereitung und Abschuss von V-2 Raketen gegen London. Heute ist diese Anlage zu einem aus europäischen und nationalen Mitteln geförderten Zentrum für Geschichte und Erinnerung umgebaut. Dem Besucher soll vermittelt werden, was totaler Krieg bedeutet und das die Eroberung des Weltalls paradoxer Weise auf der V-2 Technologie basiert. Weiterhin beschäftigt sich das Museum mit dem Thema der deutschen Besetzung der Region Nord-Pas-de-Calais. Auf Einladung des HTI hatte ich die Möglichkeit, an dieser Reise teilzunehmen. Am 02.Mai traten wir die ca. 1500 km lange Reise über die Niederlande und Belgien nach Saint-Omer an. Nach ca. 15 stündiger Fahrzeit erreichten wir unser Ziel. Am 03. Mai trafen wir uns mit dem Direktor des Museums, Herrn Yves Le Maner. Zur Hilfe und Unterstützung unseres Treffens hatte die französische Museumsleitung die Direktorin des in Lille ansässigen Goethe Instituts, Frau Dorothee Ullrich, eingeladen. Damit hatten wir im folgenden Gedankenaustausch keine Verständigungsprobleme. Wir besichtigten nach einer kurzen Einführung die Ausstellung. Ein installiertes Audiosystem ermöglichte eine deutschsprachige Erläuterung der Ausstellung. Zunächst durchquerten wir einen ca. 300 m langen unterirdischen Stollen, der sich noch fast in seinem ursprünglichen Zustand befand. Die Nüchternheit dieser Umgebung, die Stille und die konstante Temperatur von ca.7 ° C vermitteln dem Besucher eine Atmosphäre wie zur Entstehungszeit der Anlage. Das weitläufige, in den Kalksteinfelsen getriebene, Tunnelsystem erstreckt sich über mehrere Kilometer, das heute für die Besucher nicht mehr zugänglich ist. Diese Stollen sollten zur sicheren Lagerung der V-2 Raketen dienen. Nach dem Verlassen des Stollens gelangten wir über einen der beiden Fahrstühle in eine 42 m höher gelegene Betonkuppel, die der Anlage den Namen gegeben hat. Nach dem Verlassen des Fahrstuhls erblickten wir eine hervorragend restaurierte V-2, die aus Beständen der Smithsonian Institution in Washington stammte. An einem animierten Modell der Gesamtanlage wurde die Funktion der einzelnen Teile bis zum Abschuss einer Rakete verständlich dargestellt. In zwei Kinosälen können die Besucher sich über die Themen „Hitlers Geheimwaffen" und „Die deutsche Besetzung in Nordfrankreich“ informieren. Nach dem Rundgang unter der Kuppel gelangten wir wieder über den Fahrstuhl in das Zentrum der Abschussanlage, den Polygon. Als Polygon wird der Abschnitt zur Vorbereitung der Rakete zum Abschuß bezeichnet. Dieser Bereich wurde nicht mehr vollendet. In dem 41 m tiefen und 21 m hohen Raum sollten die Raketen vertikal gelagert, betankt und auf die Flugbahn eingestellt werden und von dort zum Startplatz verbracht werden. Im letzen Teil der Ausstellung wurde die Nutzung der deutschen Raketenentwicklungen durch die Alliierten zunächst für militärische Zwecke im kalten Krieg und die dann folgende zivile Nutzung bei der Eroberung des Weltalls dargestellt. Im Anschluss an unseren Rundgang wurden wir von Herrn Le Maner zu einem Arbeitsessen eingeladen, dass in einer angenehmen Atmosphäre verlief. Der Gedankenaustausch über eine engere Zusammenarbeit war sehr konstruktiv. Es wurden erste Schritte vereinbart, bei deren Realisierung Frau Ullrich uns ihre Unterstützung angeboten hat. Am 04. Mai besuchten wir das ca.60 km entfernte Yper, einen Ort an dem während des 1.Weltkrieges erstmals Giftgas eingesetzt wurde. Das Museum, das sich mit diesem Thema beschäftigt ist international anerkannt und zeigt dem Besucher anschaulich die Schrecken des Krieges. Dieser Besuch vermittelte uns viele Anregungen für die weitere Gestaltung im HTI. Am 05. Mai kehrten wir dann zurück. Wir danken für die Spenden Herrn Konsul Niethammer, Hellmut E. W. 500 Euro
Herrn
Konsul Sieger, Hermann Walter 500
Euro Dankschreiben des Leiters HTI für die
Finanzierungsbeteiligung an der Walter-Schleuder
Peenemünde im Spiegel der Presse Ostseezeitung
Donnerstag, 16. März 2006 Walter-Schleuder angekommen
Nun,
da die Teile der Walter-Schleuder in Peenemünde angekommen sind, steht vor den
Mitarbeitern des Museums noch ein gehöriges Stück Arbeit. Auf einem bislang
ungenutzten Freigelände wird die Rampe wieder aufgebaut und damit unter anderem
daran erinnert, dass im Bereich der Heeresversuchsanstalt Peenemünde einst zwei
derartige Schleudern und eine so genannte Borsig-Schleuder genutzt wurden, von
denen heute nur noch geringe Reste vorhanden sind. Die Teile werden nach ihrer
Montage, die zu Ostern beendet sein soll, die Sonderausstellung „Ein Museum
packt aus – Großexponate im HTI Peenemünde“ bereichern, unter anderem in
unmittelbarer Nachbarschaft zu den beiden vor einigen Zeit erworbenen
Werkbahnwagen. Zu den Fragen, auf die mit dieser Sonderexposition Antwort
gegeben werden soll, gehört nicht zuletzt die nach Anliegen und Aufgaben der
Restaurierung derartiger Exponate. Die Walter-Schleuder dient aber vor allem
dazu, die These zu untermauern, dass an kaum einer anderen historischen Stätte
Nutzen und Risiken technischen Fortschritts miteinander so verwoben sind wie in
Peenemünde. Letztlich diente diese für damalige Verhältnisse hoch entwickelte
Technik der Vernichtung menschlichen Lebens. AK 15.Mai 2006
Peenemünde (AK/olm). Mit viel
Elan und Optimismus startet Christian Mühldorfer-Vogt in seine erste Saison als
Museumsdirektor des Historisch-Technischen Informationszentrums Peenemünde.
„Ich hatte einen sehr guten Start und hoffe, dass es so weitergeht“, meint er
mit Rückblick auf die ersten vier Monate. Nach dem schwierigen Winter ließen
zudem die April-Zahlen hoffen, dass das Ziel von 245 000 Besuchern bis zum
Jahresende realistisch zu erreichen ist. Das wäre ein leichtes Plus von 5000
Gästen gegenüber dem Vorjahr.
Familienticket beliebt 2008 schon im Blick Liebe Leser des Infoblattes, beim Stöbern in alten
Ausgaben der Zeitschriften „Die Rakete“ des Jahrganges 1991, ein Organ der Interessengemeinschaft
der ehemaligen Peenemünder, habe ich zwei interessante Berichte gefunden.
Einmal ein Bericht über 5 Jahre Bauleitung der Luftwaffe Peenemünde, sowie
Aus-führungen von Herrn Stabsintendanten a. D. der LW Johannes Lange. Herr Dr. Dieter
Lange, der Sohn von Johannes Lange, hat dankenswerter Weise diese
Berichte der damaligen verantwortlichen Redakteurin für den Inhalt, Frau Elsbeth
Ost, sowie Herrn Heinz Größer überlassen. Frau Elsbeth Ost und
Herr Dr. Dieter Lange sind seit 1993 bzw. 1991 Mitglieder unseres
Vereins. Ich glaube, dass der
Teilbericht über die Bauleitung vor 70 Jahren und der Bericht über die letzten
Tage in Peenemünde vor 60 Jahren es Wert sind, nach so langer Zeit unseren
heutigen Lesern nahe zu bringen. Sind solche Berichte doch von unschätzbarem
Wert, die Peenemünder Geschichte allumfassend zu verstehen. Nun zum ersten Bericht über 5
Jahre Bauleitung von 1936 – 1941: „Die Leute vom Bau legen im
allgemeinen wenig Wert auf tiefgründige Überlegungen, wie man dies oder das an
irgendeinem Bau hätte besser oder richtiger machen können. Da meist der
obdachlose Nutznießer oder auch der Möbelwagen drohend vor dem Neubau steht,
wird ihnen dazu auch keine Zeit gelassen. Überlegungen dieser Art überlassen
wir denen, die von Berufs wegen die Sachen untersuchen, die schief gegangen
sind. Weil wir aber denken, dass wir alles so gut, wie wir es konnten, gemacht
haben, wollen wir uns heute am 5. Geburtstag der Bauleitung in die Erinnerung
zurückrufen, was und wie wir es in diesen 5 Jahren gekonnt haben. Aufgrund einer
Erkundungsfahrt im Dezember 1935 wurde diese trostlose moor- und
grundwasserreiche Gegend für eine der interessantesten und umfangreichsten Anlagen des
Heereswaffenamtes und der Luftwaffe auserkoren und die Baudurchführung der
tatkräftigen Luftwaffenbauverwaltung übertragen. Es wurde eine örtliche
Bauleitung am 1. April 1936 in Peenemünde unter der Leitung von Dipl.-Ing. Abendroth
eingesetzt, die daran ging, das mücken- und wasserreiche Gelände durch Anlegen
von Straßen und Gleisen und durch den Bau von Unterkünften für die Bauarbeiter
baureif zu machen. Die Aufgabe von Dipl.-Ing. Müller war es, eine Bauleitung einzurichten, die
ebenfalls am 1.April. 1936 in Berlin ihre
Tätigkeit aufnahm. Ihre Aufgabe bestand darin, die verschieden-artigsten
Vorstellungen und Wünsche des Nutznießers so zu verarbeiten, dass daraus einmal
mehrere Bauten, möglichst sogar eine einheitliche Anlage, entstehen sollten. In gewissem Umfange dürfte
diese Aufgabe – es handelte sich zunächst um die vordringlichen technischen
Bauten für das Werk Ost – inzwischen gelöst sein. Um eine reibungslosere
wirksamere Zusammenarbeit der Bauleitung zu erreichen, siedelte am 15.09.1936
die Bauleitung von der Französischen Straße in Berlin mit 10 Mann nach
Peenemünde um. 7 Mann zogen es vor, die Wildnis zu meiden. Im Jahre 1936 wurde außer dem
Arbeitergemeinschaftslager der Gleisanschluss an die Reichsbahnstation
Zinnowitz hergestellt und die Landstrasse für den zu erwartenden Verkehr
ausgebaut. Der Bau der Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude für das Heer und der
Bauleitungsgebäude wurde begonnen. Im Januar 1937 rollten dann die ersten
Waggons mit Stahlkonstruktionen für die Werkstätten Ost an. Nassbagger- und
Erdarbeiten für das Rollfeld wurden zu einem Teil 1936 durchgeführt. Im Februar 1937 zog die
Bauleitung, die bisher verteilt im Haus „Waldblick“, Karlshagen, im Forsthaus
Peenemünde und im Barackenlager untergebracht war, in das jetzige Heim um. Das
Jahr 1937 brachte den stürmischsten Aufbau in Peenemünde. Das drückt sich nicht
nur in den größten Bauausgaben, die etwas höher als 1938 liegen, aus, sondern
auch die Zahl der Gefolgschaftsmitglieder der Bauleitung stieg im Juli auf
insgesamt 405. Im September wurde mit 137
die höchste Angestelltenziffer erreicht. Mit dem Bau der meisten Anlagen und
Werkstätten für das Werk Ost wurde begonnen. Die erste fertig eingerichtete
Werkstatt wurde bereits im Mai bezogen. Bis Ende April bezog die
Heeresversuchsstelle das Verwaltungsge-bäude, das Stabsgebäude und 2
Unterkünfte. Gleichzeitig wurde der Abschnitt Siedlung für das Heer und
Luftwaffe unter der Leitung von Reg. Baumeister Pötschke begonnen. Die
ersten Wohnungen wurden im Juli bezogen. Mitte 1937 machte sich aber bereits
die Bewirtschaftung von Baustahl bemerkbar und erschwerte die termingemäße
Durchführung des Bauprogramms, insbesondere für die anlaufenden Bauvorhaben der
Versuchsstelle der Luftwaffe. Die Zufahrtsstrasse nach Werk West musste durch 5
m tiefes Moor geführt werden, sodass die Hauptbautätigkeit erst nach deren
Fertigstellung Ende Juli einsetzte. Mit dem Bau der ersten Halle wurde
allerdings schon Ende April unter Zuhilfenahme ausgedehnter Knüppelwege
begonnen. Man kann feststellen, dass Ende 1937 der größere Teil der jetzt stehenden
Anlagen zum mindesten begonnen und ein erheblicher Teil bereits fertiggestellt
war. Zur Jahreswende 1937/38 verließ Dipl.-Ing. Abendroth
die Bauleitung, da er zum LGK IV Dresden abberufen wurde. An seine Stelle trat
Dipl.-Ing. Simon, der ihm bereits von Pütnitz her gefolgt war. Besondere
Veränderungen traten während des Jahres 1938 nicht ein. Die Bauleitung
unterstand ja von Anfang an unmittelbar der Amtsgruppe Bau des R. L. M., und es ist wohl
gerade diesem Umstande und der
großzügigen Förderung und Betreuung durch Herrn Ministerialrat
Barelmann zuzuschreiben, dass die technisch schwierigen, erst- und
einmaligen Werks- und Versuchsanlagen in unmittelbarer Zusammenarbeit mit den
verschiedenen Sachgebieten des R. L. M. im allgemeinen termin- und sachgemäß
erstellt werden konnten. Im Jahre 1938 wurden über die
Hälfte der Werkstätten und Prüfstände, und zwar bis Ende April, an das Werk Ost
übergeben. Der Rest der Heeresbauvorhaben wurde im gleichen Jahre angefangen.
Die Versuchsstelle der Luftwaffe nahm ebenfalls im April in der
fertiggestellten Werft ihre Tätigkeit auf. Am 1. April wurde das Rollfeld zum
ersten Mal beflogen. Bootshafen und Eindeichung für das erweiterte Rollfeld
wurden im gleichen Jahr begonnen. Der Beginn des größten Teiles der bis jetzt
errichteten Bauten der Versuchsstelle West liegt im Jahre 1938. Nachdem die Luftwaffe
anordnete, dass ihre Bauleitung baldmöglichst die Bauvorhaben des Heeres zum
Abschluss bringen sollte, wurden neue Bauvorhaben nunmehr von der ab 19. April
bestehenden Heeresbauleitung durchgeführt, die später in ein Neubauamt
umgewandelt und am 1. 5. 1940 vom Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt
übernommen wurde. Die restlichen technischen Anlagen und Gebäude des Heeres,
soweit sie von der Luftwaffen-Bauleitung durchgeführt werden, werden allerdings
erst in diesem Jahr zum Abschluss kommen, während die Gemeinschaftsbauten in
der Siedlung voraussichtlich noch auf Jahre die Bauleitung beschäftigen werden.
Die Gefolgsstärke der Bauleitung ging nach Abgabe der Heeresbauten bis zum 1.
9. 1939 auf 104 Angestellte und 115 Lohnempfänger zurück. Das Jahr 1939 brachte die
beinahe restlose Fertigstellung der Bauten der Heeresversuchsstelle. Ebenfalls
Ende 1939 wurden das Verwaltungsgebäude und das Gebäude für die Flugleitung an
die Versuchsstelle der Luftwaffe zur Benutzung übergeben. Einen Monat vor Ausbruch des
Krieges übernahm Dipl.-Ing. Müller dann die Leitung der Dienststelle,
und Dipl.-Ing. Simon wurde als Vorstand zum Luftwaffenbauamt Graz
versetzt. Der Krieg brachte eine ziemlich weitgehende Änderung und sogar eine
Vergrößerung der uns gestellten Aufgaben mit sich, so dass die Ausgaben des 1.
Kriegswirtschaftsjahres größer waren, als die des vorhergehenden Jahres. Es wurden insgesamt 10
Angestellte und 15 Lohnempfänger zur Wehrmacht einberufen, so dass Ende 1939
die Zahl der Angestellten 97 und die der Lohnempfänger 110 betrug. Infolge der
Verknappung an Fachkräften im Bereich des LGK XI musste die Bauleitung weitere
19 Angestellte an andere Baudienststellen abgeben. Die Erschließung des Geländes
am Vorwerk Peenemünde und der Bau der ersten Gebäude fällt mit Kriegsbeginn
zusammen. Noch im September 1939 wurde eine Baukompanie von 150 Mann, die später auf 350
Mann erhöht wurde, für kriegswichtige Arbeiten, vor allem bei größeren
Erdarbeiten, eingesetzt. Im März 1940 wurde dann die Baukompanie von Peenemünde
abgezogen. Eine militärische Transportkompanie besorgte die Transporte für die
Bauleitung in der Zeit von September 1939 bis Ende Mai 1940. Vor allem durch
diese beiden Maßnahmen war ein sehr großer Teil des Baubetriebes in die Regie
der Bauleitung übergegangen. Nach Abzug der Baukompanie und der
Transportbatterie wurden die Bauarbeiten in der Hauptsache mit
dienstverpflichteten Arbeitern und Lastkraftwagen weitergeführt. Zum Abschluss des ersten
Kriegswirtschaftsjahres konnte als Ergebnis festgestellt werden, dass größere
und kleinere Baumaßnahmen einschließlich der Behelfs- und Barackenbauten in
größerem Umfange als im Vorjahre und mit einem erheblich verringerten
Personalbestand durchgeführt werden konnten. Außerdem wurde der Zustand
erreicht, dass die abgerechneten, d. h. verbauten erheblichen Bausummen die
Ausgaben in der gleichen Zeit überstiegen. Die vorliegenden und zum Teil in der
Durchführung begriffenen Aufgaben des 2. Kriegswirtschaftsjahres
erreichen etwa den Umfang des Vorjahres. Sie so zu lösen, wie es aufgrund der
Kriegsnotwendigkeit und der Kriegswichtigkeit von uns gefordert wird, ist
unsere jetzige Aufgabe.“ Soweit dieser Bericht. Den Bericht
über die letzten Tage in Peenemünde veröffentlichen wir im nächsten Infoblatt.
Vielleicht hat der eine oder andere ältere Peenemünder noch etwas dazu
beizusteuern. Wir würden uns freuen! Alle Bilder dieses Artikels: Archiv Botho Stübe Geschichte und Gegenwart Teil 2 Immer wieder kommt es vor,
dass Besucher der historischen Stätten von Peenemünde mit Berichten, Aussagen,
oder wie im konkreten Fall mit der Übergabe von Dokumenten aus der Peenemünder
Zeit vor 1945 reagieren.
V..2
Ende Januar 1959 vermeldete V-Mann Nr. 9771
Folgendes an seinen BND-Führungsoffizier: Auf der Bahnstrecke Lychen-Fürstenberg,
80 Kilometer nördlich von Berlin, entlud eine sowjetische Einheit auf freier
Strecke »sehr große Bomben«. Der Agent hatte einen bis heute wenig bekannten
Vorgang beobachtet. Zur Jahreswende 1958/59 ließ die UdSSR erstmals
weitreichende Atomraketen außerhalb ihres Territoriums stationieren. Zu diesem
Zweck befahl der sowjetische Generalstab die Verlegung der 72. Raketenbrigade
in den Großraum Berlin. Die 635. Raketenabteilung der Brigade bezog mit zwei
Abschussrampen und sechs Raketen des Typs R-5M (NATO-Code »SS-3 Shyster«) bei
Fürstenberg/Havel Stellung. Im 20 Kilometer entfernten Vogelsang lag die 638.
Raketenabteilung mit ebenso viel Fernkampf-geschossen. Jede der zwölf Raketen
war in der Lage, einen nuklearen Gefechtskopf mit einer Sprengkraft von 300
Kilotonnen TNT über eine Reichweite von 1200 Kilometern zu befördern. Mit
diesem atomaren Potential konnte die UdSSR erstmals Bonn, Brüssel, Paris und
London real mit nuklearen Schlägen bedrohen.
Im Oktober 1946 verließen die sowjetischen
Wissenschaftler zusammen mit 308 Deutschen überraschend Deutschland in Richtung
Moskau. Als 1952 die ersten deutschen Techniker in ihre Heimat zurückkehrten,
existierte in der UdSSR bereits eine funktionierende Serienfertigung der R-1,
der sowjetischen Kopie der V-2. Sie war die Grundlage für alle weiteren sowjetichen
Raketenent-wicklungen. Mit der R-5M gelang der UdSSR 1956 der Einstieg
in ein qualitativ neues Waffensystem. Diese Atomrakete revolutionierte nicht
nur die Militärstrategie und -technik nach 1945 - sie veränderte auch die
Politik des Kalten Krieges. Die UdSSR und USA erwarben durch nukleare
Raketenwaffen die Fähigkeit, bei der Durchsetzung ihrer weltweiten politischen
Interessen auf direktemilitärisch-konventionelleKonfrontation zu verzichten. An
ihre Stelle trat das Kalkül mit der Drohung der Vernichtung der jeweils anderen
Seite. Das Grundmuster für ein »Gleichgewicht des Schreckens« war geboren. Die Sowjets auf den Spuren der deutschen V-2 Die Staatsführung der UdSSR war seit Mitte der 30er Jahre kontinuierlich
über die deutschen Arbeiten zur Raketentechnik informiert. Daran hatte der
sowjetische Geheimdienst NKWD einen nicht geringen Anteil. Ihm war es bereits
1929 gelungen, Willy Lehmann, später SS-Hauptsturmführer und Mitarbeiter des
RSHA anzuwerben. Agent »Breitenbach« erhielt seit 1935 auch Zugang zu
Informationen über das deutsche Raketenprogramm, die er unverzüglich nach
Moskau weiterleitete. Nach der Enttarnung der »Roten Kapelle« wurde Lehmann im Dezember 1942
verhaftet und auf Befehl Himmlers erschossen. Doch Gerüchte über deutsche
»Wunderwaffen« erreichten weiterhin die UdSSR. Deshalb wies Stalin 1943 seine
Geheimdienste an, genauere Angaben über die V-2 zu beschaffen. Anfang August
1944 stießen schließlich sowjetische Truppen auf das geräumte Raketentestgelände
Debice in Polen vor. Hier erbeuteten sowjetische Experten erstmals Bauteile der
V-2. Die in Polen ausfindig gemachten Raketenteile wurde unverzüglich nach
Moskau abtransportiert. In nur fünf Tagen sollten
der Sowjetführung Angaben über Größe, Leistungsvermögen, Konstruktionsaufbau
und die taktischen Daten der V-2 gemacht werden. Bereits nach den ersten
Auswertungen stand für die sowjetischen Wissenschaftler fest, dass sie hier die
Überreste einer Waffe gefunden hatten, die nach ihren Vorstellungen eigentlich
gar nicht existieren durfte. Im Frühjahr 1945 wurden alle vorhandenen
Erkenntnisse über die deutsche V-2 in einem Untersuchungsbericht für die
Partei- und Staatsführung der UdSSR zusammengefasst. Darin kamen die
sowjetischen Experten zu folgendem Schluss: »Die Fernkampfrakete erweist sich
als gewaltige wissenschaftlich technische Errungenschaft, die den Grundstein
für eine neue Art der Fernartillerie legt. [...] In naher Zukunft werden
analoge Raketen, bei Verbesserung ihrer Zielgenauigkeit, Reichweite und
Sprengkraft als selbständige Gattung einer mächtigen reaktiven Fernartillerie,
zur Bewaffnung der großen Staaten gehören.« Noch bevor die Endfassung
des Berichts Stalin vorgelegt wurde, befahl dieser, die Entwicklung von eigenen
Raketen voranzutreiben. Währenddessen näherten sich sowjetische Truppen der
Insel Usedom. Von der Besetzung der dort befindlichen Heeresversuchsanstalt
versprach sich die UdSSR einen bedeutenden Erkenntniszuwachs über die deutsche
Raketentechnik. Am 5. Mai 1945 trafen erste Raketenspezialisten in Peenemünde ein, um die verbliebenen Reste der Forschungsanlagen zu untersuchen. Bei ihren Nachforschungen stellten die Fachleute fest, dass die meisten Prüfstände, Werkstätten, Fertigungsanlagen und Labors weit weniger zerstört waren als angenommen. Hier noch vorhandene 150 Triebwerke für die V-2, Teile der Funksteuerung der Rakete, 25 Prüfstände und anderes Material wurden unverzüglich in die UdSSR abtransportiert. Doch nicht nur in Peenemünde stießen die sowjetischen Kommandos auf die Reste der deutschen Raketenproduktion. Auch an anderen Orten fanden Suchkommandos der Roten Armee Fertigungsanlagen und Bauteile für die V-2. Trotzdem
schienen die Ergebnisse
der Suchkommandos die sowjetische Führung nicht zu befriedigen. Es sollte bis
Juli 1945 dauern, als endlich substantielle Fortschritte erzielt werden
konnten. Anfang dieses Monats räumten amerikanische Truppen das bisher von
ihnen besetzte Südharzgebiet. Hier befand sich in der Nähe von Nordhausen das
ehemalige Mittelwerk. Dort hatten seit August 1943 Häftlinge des
Konzentrationslagers Mittelbau- Dora die V-2 in Serie produziert. Nach dem
Rückzug der westlichen Alliierten sollte dieses größte und wichtigste Rüstungswerk Mitteldeutschlands in die Hände
der Sowjets fallen. Mit der Inbesitznahme der Mittelwerke erhielt die UdSSR
schließlich den Schlüssel zur erfolgreichen Übernahme des Knowhows der
deutschen Raketentechnik. Besetzung und Demontage der
Produktionsstätten
Tatsächlich aber hatten sowjetische
Sonderkommandos am 5. Juli 1945 eine unterirdische Raketenfabrik in Besitz
genommen, die im Wesentlichen noch intakt war. Obwohl die Amerikaner hier eine
große Anzahl von Raketenteilen erbeutet hatten, waren noch Tausende von
Maschinen und Geräten zur Raketenproduktion sowie zahlreiche Bauteile für die
V-2 in den unterirdischen Hallen des Mittelwerks vorhanden. Noch bevor aus
Moskau Befehle zur weiteren Verwendung der Anlagen eintrafen, setzten die
sowjetischen Raketenspezialisten Teile der unterirdischen Produktionsanlagen
wieder in Betrieb. Bereits wenige Tage nach der sowjetischen Besetzung des
Raketenwerkes montierten deutsche Ingenieure und Techniker in einem der
Stollen, unter sowjetischer Aufsicht, erste Raketenteile. Zwischen August und
September 1945 wurde die Montage dann in das »Werk Nr. 3« verlegt. Im Mittelwerk hatten unterdessen erste
Demontagetrupps Einzug gehalten. Innerhalb kürzester Zeit transportierten
»Trophäenkommandos« der Roten Armee mit 717 Waggonladungen 5647 Tonnen Maschinen,
Ausrüstungen und Raketenbauteile in Richtung Osten. Bis Anfang 1947 ließ das
für Raketentechnik zuständige Sonderkomitee Nr. 2 aus der SBZ weitere 2270
Waggons, beladen mit mehr als 14258 Tonnen Raketenbaugruppen, Halbfabrikaten,
Spezialmaschinen und zahlreichem anderen technischen Gerät, in die UdSSR
bringen. Zum Vergleich: 1945 hatten die US-Amerikaner aus dem Mittelwerk ca.
400 Tonnen Raketenmaterial abtransportiert und zum amerikanischen
Raketentestgelände bei White Sands in New Mexiko geschafft. Weil die UdSSR nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges eben nicht nur deutsche Technologie und Wissenschaftler in ihre Dienste stellte, sondern in bisher nicht gekanntem Maße die Entwaffnung des ehemaligen deutschen Gegners nutzte, um das eigene rüstungswirtschaftliche Potential zu vergrößern, gelang ihr nicht nur der Erwerb ausländischer Technologie, sondern auch deren Weiterentwicklung. Festzuhalten bleibt: ohne die völlige Demontage der deutschen Raketenindustrie wäre der erfolgreiche Transfer der deutschen Raketentechnik in die Sowjetunion nicht geglückt. Er war eine der bestimmenden Voraussetzungen für den technologischen Sprung der sowjetischen Rüstungswirtschaft nach 1945. Fortsetzung folgt Wer kann helfen? Unser Vorstandsmitglied Achim Saathoff möchte
das Kommandogerät der Fi-103 für Ausstellungszwecke nachbauen und sucht dafür
noch originale Teile. Wenn jemand helfen kann wende er sich bitte an Pommersches
Bettenmuseum Joachim
Saathoff Am
Flugplatz 2 17449
Peenemünde
In eigener Sache Die
Bankverbindungen unseres Vereins
Impressum Herausgeber:
Verein zur ,,Förderung und Aufbau eines Historisch-Technischen Museums
Peenemünde -Geburtsort der Raumfahrt"
e.V., Peenemünde Anschrift:
Förderverein Peenemünde e. V. Am
Maiglöckchenberg 21 17449 Karlshagen Tel./Fax:
038371/25479 (mit Anrufbeantworter) e-mail: fvpeenemuende@aol.com Homepage: www.foerderverein-peenemuende.de Gestaltung:
Lutz Hübner und Klaus Felgentreu, Karlshagen Layout und
Druck: Mintel Druck Ostseebad Zinnowitz Alte
Rechte, einschließlich Fotokopie, Mikrokopie, Verfilmung, Wiedergabe durch
Bild-, Ton- oder Datenträger jeder Art und des auszugsweisen Nachdrucks,
vorbehalten. Die Vervielfältigung des Ganzen und von Teilen hieraus ist nicht
gestattet, außer nach Einwilligung. Strafbar macht sich, wer in anderen als den
gesetzlich zugelassenen Fällen ohne Einwilligung der/des Berechtigten ein Werk
vervielfältigt. |